Kurier (Samstag)

Heiße Parlaments­woche startet: Opposition zerpflückt Budget

Rot, Blau und Neos nennen Entwurf „Fake“und „Altpapier“Im Nationalra­t

- VON J. HAGER UND B. GAUL

Budgets werden auch „in Zahlen gegossene Politik“beziehungs­weise „Regierungs­erklärung in Zahlen“genannt, und selten erst traf das mehr zu als jetzt. Denn die Corona-Krise hat dazu geführt, dass Nationalra­t und Finanzmini­ster noch im Dunkeln stochern, wie die Budgetzahl­en am Ende aussehen werden. Klar ist nur, dass die Zahl hinter dem Minus so groß ist wie noch nie.

Kommende Woche soll im Hohen Haus eine Debatte über den Budgetentw­urf von Minister Gernot Blümel stattfinde­n, der so gut wie keine realistisc­hen Zahlen beinhaltet, da es vor der Corona-Krise und damit vor allen Hilfspaket­en geschnürt worden ist.

Dass die Zahlen nicht akkurat sind, gibt sogar das Finanzmini­sterium zu.

Die Opposition kritisiert das heftig und in seltener Eintracht: SPÖ-Budgetspre­cher Jan Krainer wirft Blümel vor, dem Parlament nur ein „Fakebudget“übermittel­t zu haben, das eigentlich nur „Altpapier“ sei. „Die Abweichung­en darin betragen bis zu 50 Milliarden Euro, und das bei einem Budget von 80 Milliarden“, sagte Krainer. „Dieses Budget ist so weit weg von jeder Realität, dass man gar kein falscheres beschließe­n kann.“

FPÖ-Budgetspre­cher Hubert Fuchs, ehemals Finanzstaa­tssekretär,

Am Dienstag

Der Auftakt zur Budgetwoch­e im Nationalra­t findet am Dienstag kommender Woche statt. Finanzmini­ster Gernot Blümel wird keine traditione­lle Budgetrede halten, sich aber im Rahmen der Debatte von der Regierungs­bank zu Wort melden

Am Mittwoch

Am Mittwoch werden einzelne Budgetkapi­tel diskutiert

Am Donnerstag

Die Schlussabs­timmung der Plenarvers­ammlung über das türkis-grüne Corona-Budget ist am Donnerstag geplant

sieht in Blümels Vorgehen „eine große Respektlos­igkeit und eine Missachtun­g des Parlaments“. Er ruft Parlaments­präsident Wolfgang Sobotka dazu auf, auf Blümel „einzuwirke­n“, damit dem Parlament endlich ein „ordentlich­es Budget“vorgelegt wird.

Neos: „Scheinkons­trukt“

Neos-Budgetspre­cherin Karin Doppelbaue­r, die den Budgetentw­urf ebenfalls als „Scheinkons­trukt“bezeichnet, ärgert sich zudem darüber, dass Blümel der EUKommissi­on vor wenigen Wochen sehr wohl ein aktualisie­rteres Budget zukommen hat lassen. Zumindest dieses Dokument solle im Parlament diskutiert werden, so Doppelbaue­r.

Ursprüngli­ch hat die Regierung für 2020 Einnahmen von 81,8 und Ausgaben von 82,4 Milliarden. Euro eingeplant. Beide Zahlen werden wie erwähnt am Ende des Budgettage­s nicht stehen bleiben können, denn vor allem wegen des massiven Einbruchs der Wirtschaft und dem „Lockdown“wird Blümel deutlich weniger einnehmen und gleichzeit­ig viel mehr Geld für die Krisenbekä­mpfung ausgeben müssen.

Geplant ist, dass mit den Stimmen der ÖVP und der Grünen der Regierung eine „Übers chr ei tungs ermächtigu­ng“genehmigt wird. Die vorgesehen­en Ausgaben sollen damit um 28 Milliarden Euro überzogen werden können. Damit könnte der Finanzmini­ster ermächtigt werden, im Jahr 2020 bis zu 110 Milliarden Euro auszugeben – eine Rekordsumm­e.

Zum Vergleich: Im Krisenjahr 2008 wurden um fast 30 Milliarden Euro weniger ausgegeben.

Einnahmena­usfall

Die Einnahmen von Bund, Ländern und Gemeinden dürften den Schätzunge­n des Finanzmini­steriums zufolge um 11,5 Milliarden Euro einbrechen.

Blümel verweist darauf, dass es erst im Herbst wirkliche Klarheit über die Budgetzahl­en geben wird.

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Budgetspre­cher Fuchs (FPÖ), Krainer (SPÖ) und Doppelbaue­r (Neos) sehen „Respektlos­igkeit“Blümels dem Parlament gegenüber

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