Kampfabstimmung mit Promi-Teams Industriellenvereinigung. Hochspannung: Drei Top-Kandidaten rittern um Präsidium
Dass gleich drei Kandidaten in den Ring steigen, gab’s am Wiener Schwarzenbergplatz, dem Sitz der Industriellenvereinigung, noch nie. Präsidentenwahlen pflegen in der heimischen Industrie immer äußerst harmonisch abzulaufen, freundlich formuliert. Einige Einflussreiche haben sich vorher immer alles gerichtet, meinen dagegen kritische Geister. Nur einmal, 1996, gab es zwei Kandidaten,
der Kärntner Helmut Longin unterlag dem Oberösterreicher Peter Mitterbauer.
Donnerstagmitternacht lief die Nominierungsfrist für die Wahl ab. Am 18. Juni werden die rund 160 Vorstandsmitglieder der IV abstimmen. Nicht nur über Namen, sondern auch über die inhaltliche Ausrichtung einer der einflussreichsten Interessensvertretungen des Landes.
Drei Kandidaten, allesamt hervorragend qualifiziert für die Nachfolge von Georg Kapsch, haben sich beworben. Mit interessanten Teams, jeder Präsident hat drei Vize, über die gesondert abgestimmt wird.
Der Vorarlberger Technologie-Unternehmer Martin Ohneberg hat gleich fünf industrielle Schwergewichte, die ihn unterstützen. Karin Exner-Wöhrer, Chefin des
Familienunternehmens Salzburger Aluminium, Karlheinz Strauss, CEO des Baukonzerns Porr sowie die IVLandeschefs Christian Swarovski (Tirol), Timo Sprenger (Kärnten) und Peter Unterkof ler (Salzburg).
Ohneberg ist als vormaliger Chef der Jungen Industrie mit der Generation von Bundeskanzler Sebastian Kurz & Co. bestens vernetzt, hat aber das Manko, dass er von der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft in einem Verfahren gegen Michael Tojner als Beschuldigter geführt wird. Ein Antrag von Ohnebergs Anwalt auf Einstellung ist noch nicht abgehandelt, auch wenn die Anschuldigungen laut einem nun vorliegenden Zwischenbericht der Ermittler ziemlich dünn sind. Wie zu hören ist, soll der Strafrechtler
Univ. Prof. Peter Lewisch an einem Gutachten arbeiten.
Der steirische IV-Chef und Miteigentümer der HightechSchmiede Knill Gruppe, Georg Knill, tritt mit zwei Kandidaten an. Auch er hat eine Frau im Boot, Sabine Herlitschka, Chefin von Infineon Österreich, und den CEO der Österreich-Tochter des Pharmakonzerns Boehringer Ingelheim, Philipp von Lattorff. Einen dritten Vize will sich Knill, der mit viel Erfahrung auf Landesebene punkten kann, noch offenhalten. „Ganz bewusst, um die Hand in Richtung Oberösterreich auszustrecken, sollte ich gewählt werden“, begründet er gegenüber dem KURIER. Mit zwei Spitzenmanagern im Team denkt Knill dabei an einen Eigentümerunternehmer. Noch-Präsident Kapsch, dessen liberale
Strategie intern ihre Kritiker hatte, stellte sich kürzlich hinter Knill. Ob diese Wahlhilfe Knill mehr nützt oder schadet, darüber scheiden sich die Geister. Oberösterreich, stärkstes Industrie-Bundesland, schickt den ehemaligen, langjährigen voestalpineChef Wolfgang Eder ins Rennen. Er will über sein Team noch nichts verraten. Wie zu hören ist, soll Markus Wiesner, Eigentümer des Möbelherstellers Wiesner-Hager, bei Eder angedockt haben.
Die Wiener Industrie, zweitgrößte Gruppe, scheint uneinig zu sein. Die Vertreter der großen Unternehmen dürften in Richtung Eder tendieren.
Nicht antreten wird Wolfgang Hesoun, Chef von Siemens-Österreich. Er wäre allenfalls bei einer Zweier-Abstimmung in den Ring gestiegen. Hat sich jetzt aber erledigt: „Es war immer klar, dass ich für eine Massenkeilerei nicht zur Verfügung stehe“.