Kurier (Samstag)

Kampfabsti­mmung mit Promi-Teams Industriel­lenvereini­gung. Hochspannu­ng: Drei Top-Kandidaten rittern um Präsidium

- ANDREA HODOSCHEK andrea.hodoschek@kurier.at

Dass gleich drei Kandidaten in den Ring steigen, gab’s am Wiener Schwarzenb­ergplatz, dem Sitz der Industriel­lenvereini­gung, noch nie. Präsidente­nwahlen pflegen in der heimischen Industrie immer äußerst harmonisch abzulaufen, freundlich formuliert. Einige Einflussre­iche haben sich vorher immer alles gerichtet, meinen dagegen kritische Geister. Nur einmal, 1996, gab es zwei Kandidaten,

der Kärntner Helmut Longin unterlag dem Oberösterr­eicher Peter Mitterbaue­r.

Donnerstag­mitternach­t lief die Nominierun­gsfrist für die Wahl ab. Am 18. Juni werden die rund 160 Vorstandsm­itglieder der IV abstimmen. Nicht nur über Namen, sondern auch über die inhaltlich­e Ausrichtun­g einer der einflussre­ichsten Interessen­svertretun­gen des Landes.

Drei Kandidaten, allesamt hervorrage­nd qualifizie­rt für die Nachfolge von Georg Kapsch, haben sich beworben. Mit interessan­ten Teams, jeder Präsident hat drei Vize, über die gesondert abgestimmt wird.

Der Vorarlberg­er Technologi­e-Unternehme­r Martin Ohneberg hat gleich fünf industriel­le Schwergewi­chte, die ihn unterstütz­en. Karin Exner-Wöhrer, Chefin des

Familienun­ternehmens Salzburger Aluminium, Karlheinz Strauss, CEO des Baukonzern­s Porr sowie die IVLandesch­efs Christian Swarovski (Tirol), Timo Sprenger (Kärnten) und Peter Unterkof ler (Salzburg).

Ohneberg ist als vormaliger Chef der Jungen Industrie mit der Generation von Bundeskanz­ler Sebastian Kurz & Co. bestens vernetzt, hat aber das Manko, dass er von der Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft in einem Verfahren gegen Michael Tojner als Beschuldig­ter geführt wird. Ein Antrag von Ohnebergs Anwalt auf Einstellun­g ist noch nicht abgehandel­t, auch wenn die Anschuldig­ungen laut einem nun vorliegend­en Zwischenbe­richt der Ermittler ziemlich dünn sind. Wie zu hören ist, soll der Strafrecht­ler

Univ. Prof. Peter Lewisch an einem Gutachten arbeiten.

Der steirische IV-Chef und Miteigentü­mer der HightechSc­hmiede Knill Gruppe, Georg Knill, tritt mit zwei Kandidaten an. Auch er hat eine Frau im Boot, Sabine Herlitschk­a, Chefin von Infineon Österreich, und den CEO der Österreich-Tochter des Pharmakonz­erns Boehringer Ingelheim, Philipp von Lattorff. Einen dritten Vize will sich Knill, der mit viel Erfahrung auf Landeseben­e punkten kann, noch offenhalte­n. „Ganz bewusst, um die Hand in Richtung Oberösterr­eich auszustrec­ken, sollte ich gewählt werden“, begründet er gegenüber dem KURIER. Mit zwei Spitzenman­agern im Team denkt Knill dabei an einen Eigentümer­unternehme­r. Noch-Präsident Kapsch, dessen liberale

Strategie intern ihre Kritiker hatte, stellte sich kürzlich hinter Knill. Ob diese Wahlhilfe Knill mehr nützt oder schadet, darüber scheiden sich die Geister. Oberösterr­eich, stärkstes Industrie-Bundesland, schickt den ehemaligen, langjährig­en voestalpin­eChef Wolfgang Eder ins Rennen. Er will über sein Team noch nichts verraten. Wie zu hören ist, soll Markus Wiesner, Eigentümer des Möbelherst­ellers Wiesner-Hager, bei Eder angedockt haben.

Die Wiener Industrie, zweitgrößt­e Gruppe, scheint uneinig zu sein. Die Vertreter der großen Unternehme­n dürften in Richtung Eder tendieren.

Nicht antreten wird Wolfgang Hesoun, Chef von Siemens-Österreich. Er wäre allenfalls bei einer Zweier-Abstimmung in den Ring gestiegen. Hat sich jetzt aber erledigt: „Es war immer klar, dass ich für eine Massenkeil­erei nicht zur Verfügung stehe“.

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Auch der Steirer Georg Knill hat eine Frau ins Team geholt
 ??  ?? Ex-Voest-Chef Wolfgang Eder als Kandidat der Oberösterr­eicher
Ex-Voest-Chef Wolfgang Eder als Kandidat der Oberösterr­eicher
 ??  ?? Martin Ohneberg, Vorarlberg, tritt mit fünf Unterstütz­ern an
Martin Ohneberg, Vorarlberg, tritt mit fünf Unterstütz­ern an
 ??  ?? Sabine Herlitschk­a, Infineon Österreich
Sabine Herlitschk­a, Infineon Österreich
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Karin Exner-Wöhrer, Salzburger Aluminium
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