Kurier (Samstag)

Das Wichtigste beim Reisen ist ein ziemlich bester Freund

- P.P. P.P.

Christina Viragh. „Eine dieser Nächte“hieß ihr vorangegan­gener Roman. Nur von einer zwölfstünd­igen Flugreise Bangkok – Zürich wurde erzählt, und im KURIER stand lobend: Dieser Roman ist „eine dieser Nächte“, in denen die Literatur stärker ist als der Wunsch zu schlafen.

Auseinande­r

Auch „Im April“strahlt Ruhe aus, und das ist höchst verwunderl­ich, weil zwischen dem Jahr 1415, den 1920ern, 1960ern und den 2000er Jahren hin und her gesprungen wird. Vom gleichen Platz aus – einer Wiese in der Schweiz, dort wurde geritten, dann stand ein Bauernhaus dort, dann ein Wohnhaus mit Lift, und im Lift steckt jemand.

Die Paare, denen wir begegnen, finden ihren Platz nicht, sie gehen auseinande­r, man streift angstvoll durch die Gegend ... Es ist ein verfluchte­r Ort. Vor mehr als 600 Jahren geschah ein Mord. Viragh weist dem Geist des Ortes eine Hauptrolle zu. Am Ende versteht man, was trotz dieser Dramen die Ruhe bringt: Immer sangen/singen die Amseln.

Christina Viragh:

„Im April“Nachwort von Péter Nádas. Dörlemann Verlag. 384 Seiten. 25,70 Euro

Matthias Politycki. Er ist ein mutiger Schriftste­ller. Abenteuer hat er erlebt und überlebt, und hat er sie umgebaut, wurden sie zu literarisc­hen Abenteuern mit der Gefahr des Stolperns (wie es in „Samarkand Samarkand“2013 schmerzhaf­t geschah).

Aber: „Nur zum Stolpern sind wir da“, so Matthias Politycki in „Das kann uns keiner nehmen“. Dann ist’s ja gut.

Tscharlie

Im neuen Buch ist die Gefahr nicht groß. Ziemlich-besteFreun­de-Bücher gefallen. Hat der Autor Stil, gefallen sie noch besser. Es ist ein AfrikaRoma­n. Man erfährt: Das Wichtigste beim Reisen ist ein Freund. Politycki verarbeite­te, dass er vor 25 Jahren in Tansania fast gestorben wäre.

Im Krater des Kilimandsc­haro will ein Norddeutsc­her allein sein und sich erinnern – aber oben hat auch Tscharlie aus Bayern sein Zelt aufgeschla­gen. Tscharlie begrüßt das „Hornbrille­nwürschtl“auf seine Art. Kommt anfangs nicht gut an. Wieso lieben Afrikaner Tscharlie? Weil er – wie er sagt – ganz Orinoco ist.

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Mutig als Reisender und als Schriftste­ller: Politycki
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Geboren in Budapest, lebt Christina Viragh in Rom
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