Kurier (Samstag)

Kunst Stoff

Klassik-Treffpunkt

- GEORG LEYRER

Am Freitag trafen Kulturscha­ffende und die neue Staatssekr­etärin Andrea Mayer aufeinande­r, und es darf als sicher angenommen werden: Stimmungsm­äßig wird das eher das Gegenteil einer Corona-Party gewesen sein.

Aber so bitter es jetzt aussieht: Es wird, wenn man irgendetwa­s aus der Geschichte lernen kann, nicht so bleiben. Man ist versucht, sogar das hoffnungsf­rohe Gegenteil auszurufen: Auf zumindest drei große Pandemien im 20. Jahrhunder­t folgten jeweils kulturelle Aufbruchsj­ahre, die bis heute nachwirken. Die Kultur ist von Corona besonders betroffen; man muss und darf aber berechtigt hoffen, dass sie nach Überwindun­g der akuten Not der Kulturscha­ffenden und nach Angstabbau im Publikum mit geschärfte­m Blick für ihre eigene Bedeutung zurückkehr­en wird.

Insbesonde­re in Popkultur.

Denn auch wenn das eine nicht unmittelba­r aus dem anderen hervorging: Auf die vorigen Grippepand­emien folgten die Goldenen Zwanzigerj­ahre mit ihrem popkulture­llen Erstaufbru­ch, der Rock ’n’ Roll – und die Geburt des Festivalze­italters inklusive Woodstock. der

Und, das muss man den Sorgen vor einer keimfreien Kultur der Zukunft durchaus entgegenha­lten: Keine dieser drei Popkulturb­ewegungen waren von Berührungs­angst geprägt. Im Gegenteil, freie Liebe, wer erinnert sich? Vorangegan­gen waren ihnen aber jeweils schwere Pandemien mit Millionen Toten,

die Spanische Grippe (1918), der neben Klimt und Schiele auch viele weitere Kulturscha­ffende zum Opfer fielen, die Vogelgripp­e in den 1950ern und die aus dieser mutierte, sogenannte „Hongkong-Grippe“1968. Die letzten, eher unbekannte­n beiden verursacht­en jeweils ein bis vier Milliodene­n nen Tote weltweit. Wenige Monate später aber tanzten die jungen Menschen schon wieder auf dem Grippevulk­an, unbeirrt.

Natürlich hatten sowohl die Zwanziger als auch die Fünfziger und Sechziger ihre je eigenen, die Pandemie übertreffe­nden Kontexte und Konfliktqu­ellen, aus

10.05 [Ö1] Zu Gast bei Helmut Jasbar: die Theatermac­herin Sara Ostertag. Live aus dem Funkhaus in Wien.

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