Verkaufs-Boom und Ungewissheit
Während der Corona-Maßnahmen flüchten Spieler in digitale Welten. Die Industrie profitiert zunächst
Die Spieleindustrie erlebte mit dem Aufkommen der Corona-Pandemie einen Boom. Die Verkaufszahlen stiegen im ersten Quartal 2020 stark an. Allein in den USA verzeichnete man einen RekordUmsatz von 10,86 Milliarden US-Dollar. Die umsatzstärksten Spiele waren dabei „Animal Crossing: New Horizons“, „FIFA 2020“und „Call of Duty Modern Warfare“.
Das sind vor allem Games, die man gemeinsam mit Freunden über das Internet spielen kann. Das nutzten Schüler und Studenten in Japan und den USA sogar, um ihre Abschlusszeremonie in „Minecraft“im virtuellen Raum abzuhalten. Auch anderswo wurden Games zweckentfremdet: Statt Video-Telefonie nutzte eine britische Firma die Sprach-ChatFunktion des umfangreichen Wilder-Westen-Rollenspiels „Red Dead Redemption 2“und eine japanische Firma traf sich in Nintendos „Animal Crossing“für ein Business-Meeting. Letzteres entpuppte sich als perfektes Spiel für die Krisenzeit. In einer heilen bunten Welt kann man hier Insekten und Fische fangen, Blumen pflücken und eine Insel gestalten. Das katapultierte Nintendos Aktie Mitte März kurzzeitig auf ein Hoch von 408 Euro. Nun fällt sie wieder und ein Faktor dabei ist der weltweite Mangel an Nintendo Switch Konsolen. Aufgrund der Corona-Maßnahmen fehlten Bauteile für die Produktion neuer Konsolen.
PS5 und Xbox
Die größten Neuerungen auf dem Spielemarkt sollen 2020 aber die Xbox Series X und die PlayStation 5 sein. Die Produktion beider Konsolen ist bislang überhaupt nicht von der Corona-Krise betroffen. Microsoft und Sony bestätigten immer wieder, am geplanten Verkaufsstart im Herbst festzuhalten. Bisher wurden keine Preise für die Konsolen veröffentlicht. Aufgrund der hohen Materialkosten rechnen Experten, dass mindestens 500 Euro fällig werden. Konsolenverkäufe treten aber ohnehin in den Hintergrund. Die Einnahmen der Firmen werden zunehmend durch Abo-Services generiert.
Während Microsoft bisher zumindest zeigte, wie die neue Xbox aussieht, kennt man von der PlayStation bisher nur den Controller. Traditionell rechnete man damit, dass diese Informationen im Rahmen der Spielemesse E3 bekannt würden. Diese hätte im Juni stattfinden sollen, wurde aber, wie die für August geplante Gamescom, abgesagt. Beide Veranstaltungen finden digital statt, indem Livestreams über das Internet gesendet werden.
Auswirkungen auf 2021
Für Entwickler bedeutet die Krise zunächst wenige Einschränkungen. Kleine Studios, die aus wenigen Personen bestehen, haben mit Telearbeit meist kein Problem. Größere Unternehmen müssen hingegen umdenken. Während die Entwickler von „Cyberpunk 2077“, CD Project Red, trotz Heimarbeit am Veröffentlichungsdatum am 17. September festhalten, musste Sony den Start des mit großer Vorfreude erwarteten „Last of Us II“verschieben. Statt im Mai soll das Spiel nun am 19. Juni erscheinen. Das Entwicklerstudio Naughty Dog konnte während der Corona-Pandemie nicht garantieren, dass die Spiele rechtzeitig in den Handel kommen können, da zahlreiche Fabriken geschlossen blieben. Nintendo-Chef
Shuntaro Furukawa rechnet in Zukunft mit großen Einschränkungen durch Covid19, heißt es in einem Investorenbriefing. Auch Xbox-Chef Phil Spencer bleibt skeptisch, ob die Entwicklung in den nächsten Monaten weitergehen kann. In einem Interview sagt er, die Auswirkungen der Pandemie würden vor allem kommendes Jahr sichtbar werden. Spiele, die bereits heuer auf den Markt kommen, müssten nur noch finalisiert werden. Doch bei Studios, die sich mitten in der Entwicklungsphase befinden, kam die Produktion zum Erliegen. Dann werden Synchronsprecher und Schauspieler benötigt, die derzeit nicht vor Ort sein können. So könnte es eng werden, 2021 regelmäßig große Games zu veröffentlichen.