Kurier (Samstag)

KOCH & KOMPONIST

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Natürlich spürt man bei „Hollywood“, der Serie, dass Produzent Ryan Murphy – auf sein Konto gehen auch die Erfolge „Nip/Tuck“sowie „Glee“– niemandem wirklich zu nahe treten will. Komponist Cole Porter („I’ve Got You Under My Skin“) war schwul, und die Partys bei George Cukor („My Fair Lady“) waren wohl auch nicht ohne: Für alle, die mehr als nur PR-Berichte lesen, war und ist das keine Neuigkeit.

Ryan Murphys Verdienst aber ist es, die alten Geschichte­n und G’schichterl­n wieder zum Thema gemacht zu haben. Er selbst, Jahrgang 1965, wurde in seiner Heimatstad­t Indianapol­is von den Tratschges­chichten seiner Oma angefixt. Wenn man wie er seinen Geburtstag mit einer echten Legende teilt – Hedy Lamarr und der 9. November – kann man sich vorstellen, dass in einer möglichen Fortsetzun­g von „Hollywood“noch mehr (Schmutz-)Wäsche gewaschen wird.

„k.u.k. King von Hollywood“

Es wird sein Schaden nicht sein. Denn in einem hat sich die Lage seither schon verbessert. Ob Sunset Strip oder Sunset Boulevard, man gerät nicht mehr so rasch in den Verdacht, ein Nestbeschm­utzer zu sein. Weil eben Netflix das Nest, das Filmnerds behütet, größer gemacht hat.

Als Billy Wilder, der „k.u.k. King von Hollywood“(Hellmuth Karasek), 1934 in Los Angeles ankam, sprach er kein Wort Englisch.

Es vergingen zwar einige Jahre, bis er mit Marilyn Monroe, der erotischst­en Schauspiel­erin, die Hollywood hervorbrin­gen sollte, 1958 „Manche mögen’s heiß“drehte. Aber die Zeit ließ er nicht ungenutzt verstreich­en. Wilder hatte da bereits zwei Oscars in der Tasche. Und eine wichtige Erfahrung gemacht: Hollywood hat es nicht gern, kritisiert zu werden, besonders nicht von einem aus den eigenen Reihen.

Sein Drama „Sunset Boulevard“(„Boulevard der Dämmerung“, 1950) über einen frustriert­en Skriptauto­r und eine vergessene Stummfilmd­iva gilt vielen als bester Hollywood-Film über Hollywood. Louis B. Mayer, damals der mächtigste Studioboss, sah das anders. Er fing Billy Wilder nach der Premiere vor dem Kino ab und schnaubte: „Sie Bastard, Sie haben die Industrie in den Dreck gezogen, die sie gemacht und aufgepäppe­lt hat. Man sollte sie teeren und federn und aus Hollywood jagen.“

Zum Glück kam es nie dazu. Ganz im Gegenteil. Der Ruf Österreich­s in Hollywood ist seit Jahren ungebroche­n vorteilhaf­t und das auch unabhängig vom Abschneide­n bei einer Oscar-Gala oder gerade aktueller Filme mit Christoph Waltz oder Arnold Schwarzene­gger. Bald wird das Verhältnis sogar noch inniger. Im Dezember soll in Los Angeles das erste Oscar-Museum eröffnen. Chefkurato­rin des Museums ist mit Doris Berger eine Österreich­erin aus Puchenau bei Linz – die berichtete bereits.

Marilyn Monroe (1926-1962)

Wolfgang Puck

Paul Haslinger,

 ??  ?? Schräges Gespann: David Corenswet, Roz Witt in „Hollywood“, eine Hommage an den Glamour in Zeiten der Zensur
Schräges Gespann: David Corenswet, Roz Witt in „Hollywood“, eine Hommage an den Glamour in Zeiten der Zensur
 ??  ?? Billy Wilder wurde einmal gebeten, das Vorwort für ein Kochbuch von zu verfassen. „Dieser Mann ist die pure Magie“, schrieb er. Und: „Alle 200 bis 300 Jahre bringt meine Heimat ein Wunderkind hervor. Es würde mich nicht wundern, stünde in seiner Geburtsurk­unde ein ,Amadeus’ als Mittelname.“Das GastroGeni­e aus Kärnten eröffnete 1982 in Beverly Hills das Spago, seither ist das G’riss um seine Kochkünste nie abgerissen. Seit Jahrzehnte­n kredenzt er das offizielle Oscar-Menü, sein Imperium erstreckt sich in mehr als 70 Restaurant­s von L.A. über Las Vegas bis Tokio. Pianist und Komponist aus Linz, war von 1986 bis 1990 Mitglied der ProgRocker Tangerine Dream. Nach einer Tour blieb er in Kalifornie­n hängen und macht seither Filmmusik, zuletzt für den Horrorfilm „Wildling“und die Mötley-Crüe-Bio „The Dirt“.
Paul Haslinger
Billy Wilder wurde einmal gebeten, das Vorwort für ein Kochbuch von zu verfassen. „Dieser Mann ist die pure Magie“, schrieb er. Und: „Alle 200 bis 300 Jahre bringt meine Heimat ein Wunderkind hervor. Es würde mich nicht wundern, stünde in seiner Geburtsurk­unde ein ,Amadeus’ als Mittelname.“Das GastroGeni­e aus Kärnten eröffnete 1982 in Beverly Hills das Spago, seither ist das G’riss um seine Kochkünste nie abgerissen. Seit Jahrzehnte­n kredenzt er das offizielle Oscar-Menü, sein Imperium erstreckt sich in mehr als 70 Restaurant­s von L.A. über Las Vegas bis Tokio. Pianist und Komponist aus Linz, war von 1986 bis 1990 Mitglied der ProgRocker Tangerine Dream. Nach einer Tour blieb er in Kalifornie­n hängen und macht seither Filmmusik, zuletzt für den Horrorfilm „Wildling“und die Mötley-Crüe-Bio „The Dirt“. Paul Haslinger
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Wolfgang Puck

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