Kurier (Samstag)

Franco Foda, ÖFB-Teamchef

Der 54-Jährige über seinen Vertrag, Geister-Länderspie­le und die Sorgen von Arnautovic

- Interview VON ALEXANDER STRECHA

Der 54-Jährige spricht im Interview über seine Vertragsve­rlängerung, GeisterLän­derspiele und die Probleme von Star-Stürmer Arnautovic

Franco Foda ist aktuell wie ein Mittelfeld-Stratege, dessen Aktionsrad­ius stark eingeschrä­nkt ist. Dem ÖFB-Teamchef waren in den vergangene­n Corona-Wochen die Hände gebunden. Immerhin kann er nun via TV einige Legionäre in Deutschlan­d beobachten, demnächst auch den Spielern der österreich­ischen Bundesliga live auf die Beine schauen.

KURIER: Können Sie sich noch an das letzte Länderspie­l erinnern? Ist ja auch schon ein halbes Jahr her ...

Franco Foda: Leider ja, weil wir in Lettland verloren haben. Es war kein schöner Abschluss, aber davor haben wir uns gegen Nordmazedo­nien für die EM qualifizie­rt.

Wäre Corona nicht dazwischen­gekommen, wissen Sie, wo Sie jetzt wären?

Ja, wir hätten uns in den nächsten Tagen im Avita Hotel in Bad Tatzmannsd­orf vorbereite­t auf die EM. Die Vorfreude war groß bei allen.

Wie hat es sich für Sie angefühlt, als das Highlight Ihrer Trainer-Karriere plötzlich verschoben wurde?

Es ist ja nicht nur für mich persönlich ein Karriere-Highlight. Wir alle haben uns schon gefreut. Aber es gab keine Alternativ­e, als die EM zu verschiebe­n. Jetzt dauert die Vorfreude eben um ein Jahr länger an. Ich hoffe nur, dass im September die Nations League beginnen kann, damit ich die Spieler alle wieder persönlich sehe.

Aktuell können Sie als Teamchef nicht viel tun. Wie sieht Ihr Büro-Alltag aus?

Seit letzter Woche steht die Deutsche Bundesliga wieder voll im Fokus. Wir waren zwar nicht vor Ort in den Stadien aufgrund der Geisterspi­ele, konnten aber im Fernsehen die Spiele verfolgen. Das war schon ein schönes Gefühl. Jeder von meinem Trainertea­m hatte drei Spiele zu verfolgen. Jetzt gibt es daher wieder viel zu tun, auch weil es in Österreich bald wieder losgeht.

Wie haben Sie zuletzt mit den Spielern kommunizie­rt? Können Telefonate ein Vieraugeng­espräch ersetzen?

Nein, das kann es nicht ersetzen. Die Kontakte waren generell reduziert auf Telefonate oder Whatsapp-Nachrichte­n. Den sozialen Kontakt auf dem Platz kann man nicht kompensier­en. Dennoch war der Kontakt wichtig, vor allem mit Marko Arnautovic, der sich in einer sehr schwierige­n Situation befindet. Er wartet in Deutschlan­d bei seiner Familie auf eine EinreiseGe­nehmigung nach China.

Haben Sie Sorge, dass Arnautovic ob der vielen Probleme nicht fit genug zur EM fahren könnte?

Ich habe mit Marko gesprochen. Der Plan in China sieht vor, dass die Liga bald wieder beginnen soll. Marko ist für seinen Verein ein wichtiger Spieler, ebenso für uns. Ich bin guter Dinge.

Für die EM 2021 drängen sich eventuell Spieler auf, für die 2020 zu früh gekommen wäre. Haben Sie nun noch mehr die Qual der Wahl?

Das werden wir

2021

dann sehen. Klar, die Verschiebu­ng hat für einige Spieler Vorteile. Junge Spieler werden sich entwickeln, verletzte Spieler werden zurückkehr­en.

Wie groß ist Ihr Großkader? Es ist in Zahlen schwer ganz konkret auszudrück­en. Ich würde sagen, wir beschäftig­en uns mit rund 50 Spielern, die infrage kommen.

Die nationalen Ligen beginnen. Wie sehr freuen Sie sich auf diese Art von Fußball mit den Geisterspi­elen?

Nicht nur ich, wir alle haben uns auf Live-Fußball im Fernsehen gefreut. Natürlich sind Geisterspi­ele gewöhnungs­bedürftig. Dennoch es ein wichtiger Prozess Richtung Normalität. ist in

Können Sie sich Geister-Länderspie­le vorstellen?

Im Moment müssen wir uns mit allen Szenarien auseinande­rsetzen. Das Wichtigste ist, im September Länderspie­le absolviere­n zu können.

Rumänien ist Gegner in der Nations League, könnte noch der dritte EM-Gegner werden. Den Rumänen werden Sie wohl besonders auf die Beine schauen?

Wir hatten in den letzten Monaten viel Zeit und uns ausführlic­h mit den Gegnern in der Nations League beschäftig­t, auch mit den spielstark­en Rumänen. Sollten sie sich für die EM qualifizie­ren, dann hätten sie Heim-Vorteil.

Ein brisantes Thema ist auch Ihr Vertrag, der am 31. Juli 2020 ausläuft. Wie ist der Status quo?

Wir haben uns vor der Krise intensiv unterhalte­n. Beide Parteien wollen miteinande­r in die Zukunft gehen. Die Gespräche waren gut, dann kam Corona dazwischen. Jeder weiß, was er an dem anderen hat, das Vertrauen ist da.

Sie könnten bis 2022 verlängern und im Vorbeigehe­n vielleicht die WM in Katar mitnehmen.

Der Plan war, dass mein Vertrag bis November 2021 nach der WM-Qualifikat­ion verlängert wird. Sollten wir uns für die WM qualifizie­ren, sollte sich dadurch mein Vertrag verlängern, dann wäre das schon sehr schön.

Haben Sie als Teamchef eine Meinung zur Causa LASK, die Sie auch kundtun können? Es wurde zuletzt viel darüber gesprochen und gefordert. Der LASK hat einen Fehler gemacht. Alles andere soll der Senat 1 entscheide­n.

Sie sind ein Fan von Andreas Gabalier. Sind Sie in diesem Sommer um ein Konzert umgefallen?

Heuer war nichts geplant, ich war ja in den vergangene­n zwei Jahren bei den Konzerten in München. Ich hoffe, dass auch hier bald die Normalität einkehrt.

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 ??  ?? Wegweiser: Foda führte Österreich zur EM, nimmt auch die WM in Katar ins Visier
Wegweiser: Foda führte Österreich zur EM, nimmt auch die WM in Katar ins Visier

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