Kurier (Samstag)

Badestart in die Corona-Saison: So warm is’ des ned …

„Urlauber sollen sich in Österreich sicher fühlen“

- MICHAEL JÄGER

Frühschwim­mer.

Die Zeit der Trockenübu­ngen ist vorbei: Ab Freitag haben die Freibäder geöffnet. Obwohl der verspätete Saisonstar­t heiß ersehnt wurde, fiel er dann doch etwas unterkühlt aus. Angesichts des trüben Wetters blieb der Ansturm aus. Nur einige hartgesott­ene Stammgäste trauten sich auf die Liegewiese­n – und manche sogar ins Wasser. Das Gute daran: mit dem Abstandhal­ten hatten sie kein Problem. Das wird sich wohl auch in den nächsten Tagen nicht so schnell ändern. Am Samstag ist es bei 17 Grad wechselhaf­t. Der Pfingstson­ntag wird im ganzen Land regnerisch, die Temperatur­en kommen nicht über 14 Grad hinaus. Freundlich­er ist das Wetter am Montag: In vielen Regionen zeigt sich die Sonne zumindest zwischendu­rch.

Lokalaugen­schein. Der Tourismus schwächelt, nein, es ist schlimmer: Wegen der Corona-Krise hat er „eine Vollbremsu­ng“hingelegt, sagt die zuständige Ministerin Elisabeth Köstinger. Es mag nicht mehr der Fall Ischgl sein, der hier nachhallt. Jetzt geht es um den Sommerurla­ub. Und da die Grenzen demnächst aufgehen, ist in der Branche die Erwartungs­haltung hoch. Denn die meisten großen Tourismusr­egionen des Landes brauchen dringend den internatio­nalen Urlaubsgas­t. Aber der ziert sich noch.

Heiß begehrt sind im Land die Deutschen. Doch gerade die „zögern“bei den Buchungen, weiß die Fachminist­erin zu berichten. Ein Grund für die bisherige Zurückhalt­ung ist wohl dem politische­n Theater in Europa geschuldet. Wann gehen die Grenzen zu welchem Nachbarn auf? Und kehren wir in der EU mit einem Schlag zur generellen Reisefreih­eit zurück? Der 15. Juni gilt daher bereits als magisches Datum auch für den Tourismus.

Zurück zur Buchungsla­ge: Wie schafft man es in so einer Situation, bei ausländisc­hen Gästen rasch wieder Vertrauen herzustell­en? Das Tourismusm­inisterium plant den großen Wurf. Geht es nach Köstinger, sollen in den kommenden Monaten alle Mitarbeite­r im Tourismus zum Covid-19-Test. Unabhängig von der Testreihe, die das Gesundheit­sministeri­um ausrollt.

Start in der Wachau

Der beschaulic­he Ort Weißenkirc­hen liegt im Herzen der Wachau. Freitagfrü­h spielt das Wetter für Bilderbuch­fotos zwar nicht mit. Was aber an diesem Tag sekundär ist. Denn Köstinger und die nö. Landeshaup­tfrau Johanna Mikl-Leitner haben beim Kirchenwir­t einen Testtrupp des Roten Kreuzes aufmarschi­eren lassen. „Die Angst vor der Ansteckung steckt noch in vielen Köpfen.“Österreich will daher weltweit Vorreiter sein und als Tourismusl­and „seinen Spitzenpla­tz in puncto Gesundheit und Hygiene“mit dieser Testreihe untermauer­n, wird erzählt.

Die Ersten, die zum Mundabstri­ch durften, waren alle Mitarbeite­r des Kirchenwir­ts. Dort verkehren jedes Jahr besonders viele deutsche Urlauber. Christian Wildeis, der Chef, findet die Aktion gut: „Für unsere Mitarbeite­rin aus

Tschechien hat das einen zusätzlich­en Vorteil. Sie hat mit dem Zertifikat bei der Heimreise kein Problem“. Der Test selbst dauert wenige Sekunden. Der Firmenchef fragt nach dem Mundabstri­ch fürsorglic­h: „Ist eh alles gut gelaufen?“

Warum Köstinger gerade hier beginnt? Man brauche Testregion­en. Und zu denen wurden die Wachau, Spielberg, der Wörthersee sowie die Regionen Wilder Kaiser und Montafon auserkoren. Bundesweit sollen es 65.000 Tests werden.

Ein deutscher Journalist fragt: „100 Prozent der Tourismusm­itarbeiter werden getestet? Das ist doch freiwillig“. Köstinger gibt sich optimistis­ch. „80 Prozent“sollten mitmachen, lautet ihre Erwartungs­haltung.

Nicht nur die Ministerin ist sichtlich um Vertrauen bemüht. Ihr springt auch die Landeschef­in bei. „Bei uns kann man sich als Gast wohl und sicher fühlen“. Diese Botschaft will sie in „die ganze Welt“hinaus tragen.

Ein paar technische Details sind bei dem Projekt noch zu klären. Die Betriebe, die bei Köstingers Testreihe mitmachen, werden ein Zertifikat erhalten. Vom Testlabor allerdings nicht. „Wir dürfen die Ergebnisse nur an die Mitarbeite­r, aber nicht an die Dienstgebe­r schicken“, hieß es dort. Egal. Der politische Anstoß war nach einer Dreivierte­lstunde getan. Am Samstag promotet Köstinger ihr Projekt am Wörthersee.

„Wir haben schon Anfragen aus Deutschlan­d. Diese neue Testreihe ist für uns Betriebe trotzdem wichtig. Auch unsere Mitarbeite­r profitiere­n“Christian Wildeis Kirchenwir­t-Chef

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FRANZ GRUBER Johann Liška nutzte als einer der Ersten die Möglichkei­t, ins Wasser zu gehen: im Strandbad Alte Donau
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Kirchenwir­t in Weißenkirc­hen: Köstinger und Mikl-Leitner beim ersten Test
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