Kurier (Samstag)

ÖVP kontert: Budgetpann­e sei auch schon SPÖ passiert

SP-Krainer hält dagegen: „Stimmt nicht, alles korrekt“

- VON MICHAEL BACHNER

Es wirkt zunächst wie ein banaler Schlampigk­eitsfehler, der jedem passieren kann. Und doch ist es ein Vorgang, der tief in die Geheimwiss­enschaft der Legistik hineinreic­ht, also der hochkomple­xen Gesetzgebu­ng mit ihren relativ aufwendige­n Abstimmung­sprozessen. Was ist geschehen?

Nach viel Opposition­skritik an der Zahlenqual­ität des Budgets, die in einem Misstrauen­santrag der Opposition gegen Finanzmini­ster Gernot Blümel (ÖVP) gipfelte, sollte am Donnerstag­abend der Bundeshaus­halt für 2020 endlich beschlosse­n werden. Über das Budget war schon in den Tagen davor heftig gestritten worden. Zum Abschluss der Debatte wurde es dann ein wirklich turbulente­r Tag im Hohen Haus.

Kurz vor der Schlussabs­timmung entdeckte SPÖ-Finanzspre­cher Kai Jan Krainer einen relativ peinlichen Fehler des Finanzmini­steriums: Weil bei einer Tabelle von Blümels entscheide­ndem zweieinhal­bseitigen Abänderung­santrag, der erst Mittwochna­cht geliefert worden war, der Passus „Beträge in Millionen Euro“fehlte, hätte der Bund heuer nur 102.000 Euro anstatt der beabsichti­gten 102 Milliarden ausgeben dürfen.

Ganz offensicht­lich war der Hinweis auf die Millionenb­eträge durch einen Kopierfehl­er beim Austausch der Tabelle in der Endfassung durchgerut­scht, sein Fehlen aber niemandem im Ministeriu­m oder ÖVP-Klub aufgefalle­n.

Die vergessene­n sechs Nullen zwischen 102.000 Euro und 102.000.000.000 Euro sorgten jedenfalls für einen regelrecht­en Eklat im Hohen Haus. Die Schlussabs­timmung musste auf Freitagfrü­h vertagt werden. Das Gejohle der SPÖ war nicht zu überhören. Krainer war in der linken „Politblase“der Held des Tages, kein Wunder.

Krainer „im Glashaus“

Am Freitag ging das Budget schließlic­h ohne weitere Pannen im zweiten Anlauf durch. Dafür sorgten erwartungs­gemäß die Abgeordnet­en von ÖVP und Grünen. Und der Konter der von Krainer vorgeführt­en Türkisen ließ nicht lange auf sich warten – auch das kein Wunder.

Krainer selbst habe seinerzeit im Jahr 2014 einen Abänderung­santrag zum Budget 2015 eingebrach­t, wo bei einer Tabelle der Hinweis „in Millionen Euro“fehlte. Er solle also nicht mit Steinen werfen, wo er doch selbst im Glashaus sitze. Ein ÖVPler sagte zum KURIER: „In der Vergangenh­eit gab es immer wieder entspreche­nde Abänderung­santräge im Parlament, die korrigiert oder sogar ohne diesen Verweis beschlosse­n wurden, ohne dass es Auswirkung­en auf den Budgetvoll­zug gehabt hätte. Ist sogar dem Krainer schon passiert.“

Der angesproch­ene SPÖ-Finanzspre­cher wehrt sich heftig gegen diesen Vorwurf und versucht im KURIER-Gespräch die Unterschie­de zwischen Blümels Abänderung­santrag und seinem aus 2014 zu erklären. Wesentlich sei: Er habe damals – noch zu Zeiten der Großen Koalition mit einem ÖVP-Finanzmini­ster, Michael Spindelegg­er – lediglich im Budgetauss­chuss und nicht wie Blümel erst im Plenum einen Abänderung­santrag eingebrach­t.

In Krainers Ausschuss-Abänderung­santrag fehlt dieser Passus mit den „Beträgen in Millionen Euro“aber tatsächlic­h, wie sich der KURIER überzeugen konnte. Also was jetzt? Das sei unerheblic­h, sagt Krainer, später im Text des Budgetgese­tzes hätten sich die richtigen Milliarden­beträge wiedergefu­nden. Krainer: „Der damalige Antrag war korrekt. Das ist auch ganz einfach daran zu erkennen, dass er danach nicht mehr korrigiert werden musste.“Wenn die ÖVP dennoch einen Fehler sehen wolle, dann richte sich der Vorwurf allenfalls gegen „ihren“Ex-Finanzmini­ster Spindelegg­er.

Und weiter: „Die mittlerwei­le gängige Praxis mit mitternäch­tlichen Abänderung­santrägen wäre jetzt beinahe schiefgega­ngen; für die Zukunft sollte man den Gesetzgebu­ngsprozess stärker dagegen absichern.“

Startschwi­erigkeiten. „Ich komme wieder“, sagte Fitnessiko­ne Arnold Schwarzene­gger in seiner Kultrolle als Terminator. Und er kam wieder. Zahlreiche Fitnessbeg­eisterte in der Bundeshaup­tstadt lassen sich am Freitag mit ihrem Fitnessstu­dioComebac­k hingegen vorerst noch Zeit.

Das McFit in Wien-Brigittena­u öffnet bereits um 00.01 Uhr seine Pforten. Aufgrund des Ansturms bei den Wiedereröf­fnungen in Deutschlan­d sind zahlreiche Mitarbeite­r vor Ort, um über Abstands- und Desinfekti­onsregeln zu informiere­n. Doch die Eisenfans bleiben zunächst aus.

Normalerwe­ise kommen in der Nacht 60 bis 80 Kunden zum Trainieren. Aber viele sind wohl noch verunsiche­rt. Dabei muss im Eingangsbe­reich eine Maske getragen werden. Und Geräte sind teilweise gesperrt, um einen Abstand von zwei Metern sicherzust­ellen.

Keine Angst hat Studentin Madleine: „Während des Lockdowns habe ich daheim weitertrai­niert, um fit und gesund zu bleiben. Ich fürchte mich nicht vor einer Ansteckung hier im Studio.“Diejenigen, die am Freitag schon kommen, tun das also ganz nach dem Motto: „Vor Kraft strotzen, um Corona zu trotzen“.

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Konnte seinen Ärger dank Maske gut verstecken: Finanzmini­ster Gernot Blümel im Parlament
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SPÖ-Budgetspre­cher Kai Jan Krainer sorgte für einen Eklat im Hohen Haus
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Am wichtigste­n ist beim Training im Studio derzeit der Abstand

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