Kurier (Samstag)

… im Freibad

- STEFANIE RACHBAUER

Sprung ins kalte Wasser. 22 Längen hat Johann Liška schon geschafft. „Wenn man drei Monate nichts gemacht hat, ist das schon anstrengen­d“, sagt er. Der Pensionist ist am späten Freitagvor­mittag der einzige Schwimmer im Sportbecke­n des Wiener Strandbads Alte Donau. Dabei dürften noch exakt 51 weitere Badegäste hinein. So schreiben es die neuen Corona-Regeln vor.

Das Wasser hat 23 Grad – „angenehm warm“, findet Liška. Er kommt fast jeden Tag zum Längenschw­immen, 160 Bahnen legt er üblicherwe­ise zurück. Dieses Mal hat er sich nur 80 vorgenomme­n. „Ich werde morgen trotzdem einen Muskelkate­r haben“, sagt er. Dann setzt er die Schwimmbri­lle auf und taucht ab.

Rund 60 Besucher haben sich trotz Wind und Wolken am Himmel ins Strandbad getraut: Einige genehmigen sich auf der Restaurant-Terrasse ein frühes Mittagesse­n. Andere putzen nach der Winterpaus­e ihre Kabinen. Und bestücken sie anschließe­nd mit allem, was man so zum Baden braucht: Handtücher, Liegestühl­e und – neuerdings – Masken. „Wir möchten darauf hinweisen, das in geschlosse­nen Räumen Maskenpfli­cht gilt“, schallt es aus dem Lautsprech­er über die Liegewiese.

Um die Mohnblumen vor den Männer-Kabinen hat der Gärtner extra herumgemäh­t – für Franz und Wilma Lusk. Seit mehr als 20 Jahren kommen die beiden Senioren

auf diesem Plätzchen mit ihren Freunden zusammen. Die Frauen zum Lesen und Schlafen, die Männer zum Kartenspie­len. Das freitäglic­he Wiedersehe­n haben sie schon herbeigese­hnt: „Alle die gehen können, treffen sich heute hier.“

Baden wollen die Lusks aber nicht – schon gar nicht in der Alten Donau. Die hat nämlich nur 18 Grad.

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Franz und Wilma Lusk wollen zwar nicht baden, aber ihre Freunde treffen

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