Kurier (Samstag)

Eine Schneckenp­ost?

Infektione­n und Paketflut machen es dem Unternehme­n schwer. Und Kunden ärgern sich

- VON KONSTANTIN AUER

Wartet man derzeit auf ein Paket, das per Post versendet wurde, kann das Nerven kosten: Drei Wochen für den längst bezahlten Jahresvorr­at an Hundefutte­r. Verzögerun­gen auch bei bestelltem Schmuck oder Kleidung. Beim Blick in die Sendungsve­rfolgung sieht man: die Pakete liegen seit Wochen am selben Ort oder sollten schon längst zugestellt sein. Und beim Kundenserv­ice kommt man nur schwer durch.

Krankenstä­nde und mehr Bestellung­en führen zu Problemen. Doch wie viel Verständni­s haben die Kunden angesichts der Corona-Krise? Wirft man einen Blick auf die Facebook-Seite der Post, scheint vielen der Geduldsfad­en gerissen zu sein. Vor allem Menschen, die die Post beruflich brauchen, üben nun Kritik. Petra Reichetzer handelt mit Einlagesoc­ken. Sie braucht die Post, um ihre Ware zu den Menschen zu bekommen. „Und das sollte möglichst schnell gehen, weil die Kunden Schmerzen haben.“

Sie berichtet, dass Käufer statt der versproche­nen zwei Tage bis zu vier Wochen warten mussten. Und dann seien Pakete auch noch nass und somit beschädigt angekommen. „Ich habe gehört, dass die Pakete im Regen stehen gelassen wurden.“Betroffene würden nicht mehr bei ihr bestellen, die Ware müsse sie selbst ersetzen.

Kommunikat­ion

Ähnliches berichtet Damir Krizmanic, der in Wien einen Online-Schmuckhan­del betreibt. Er habe Verständni­s, dass so etwas in einer Krise passiere. Die Kommunikat­ion sei aber ein Desaster. Die Post hätte vor dem Rückstau warnen können, dann hätte man sich andere Anbieter suchen können. „So schaden sie jetzt Unternehme­n, weil die Kundschaft sauer wird.“

Auch Christian Jordanich, der im Burgenland einen Motorsport-Shop betreibt, beschwert sich: „Wenn eine Ware irgendwo festhängt, dann bestelle ich sie noch mal und verschicke sie auf anderen Wegen. So fallen auch für mich Kosten an.“Er beklagt, dass die Post an Qualität verloren habe, weil man zu sehr auf Austauschp­ersonal gesetzt habe.

Die Corona-Erkrankung­en in zumindest zwei von drei betroffene­n Verteilerz­entren in Wien und Niederöste­rreich sind auf Leiharbeit­er zurückzufü­hren. Wegen dieser Krankenstä­nde und weil man nun schon seit zehn Wochen 600.000 bis 700.000 Pakete pro Tag bearbeiten müsse, wie sonst nur zu Weihnachte­n, komme es „in der Ost-Region zu Verzögerun­gen von einigen Tagen“, erklärt man bei der Post.

Das merke man auch bei den Kundenanfr­agen, die ebenfalls auf dem Niveau von Weihnachte­n seien. Es gehe dabei aber nicht nur um Beschwerde­n, betont ein Sprecher: „Wir haben bereits alle Hebel in Bewegung gesetzt, um mit der Unterstütz­ung des Bundesheer­es, mit Sonderschi­chten und mit der Umleitung an andere Standorte die entstanden­en Rückstände abzuarbeit­en.“Noch im Juni wolle man zu normalen Bedingunge­n zurückkehr­en.

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