Kurier (Samstag)

Fachwissen – aus Stein gemeißelt

Ob Granit oder Kalkstein, sie wissen genau, welchen Stein Sie brauchen.

- JULIA SCHRENK

Es ist angenehm warm draußen. Damit ist der Startschus­s für Verlegearb­eiten oder Renovierun­gen im und ums Haus gefallen. Vielleicht wünscht man sich eine ganz neue Optik für die Terrasse? Oder man möchte nach Jahrzehnte­n die Naturstein­fassade sanieren? In beiden Fällen kann man sich mit dem Steinmetz seines Vertrauens zusammense­tzen. Denn Naturstein­e im Innen- und Außenbau sind nicht nur Unikate, sondern auch nachhaltig­e Alternativ­en zu üblichen Baustoffen. Aus über 6.000 Naturstein­en kann man theoretisc­h wählen. Aber Vorsicht: Manche Steine sehen zwar hervorrage­nd aus, sind allerdings ungeeignet für die gewünschte Funktion oder den Einsatzort.

Stein ist Stein ist Stein?

Stein ist nicht gleich Stein. Selbst Laien ist bekannt, dass Granit andere Eigenschaf­ten hat als Sandstein. Schließlic­h biss noch niemand sprichwört­lich auf Sandstein, sondern auf harten Granit. Das ist aber noch nicht das Ende der Fahnenstan­ge, denn selbst Granitsort­en unterschei­den sich stark. Die Eigenschaf­ten von Naturstein­en zu kennen, ist eine wesentlich­e Aufgabe von Fachexpert­en wie Steinmetz-Meister Johann Teufel. Warum das so ist, verdeutlic­ht er mit einem Beispiel: Ein Kunde hatte seine Terrasse selbst mit Granit verlegt. Granit, das wusste der Kunde, nimmt Wasser kaum auf – ideal für seine Terrasse, denn wenn es regnet, dann verdunstet das Wasser schnell wieder. Leider hatte dieser Kunde Padang gekauft. Padang ist eine Granitsort­e aus China, die unter Steinmetze­n notorisch bekannt für seine starke Wasseraufn­ahme ist. Das Ergebnis war, dass die Terrasse buchstäbli­ch noch Tage nach einem Regenguss feucht war. Als SteinmetzM­eister Teufel zu Hilfe gerufen wurde, war ihm das Problem sofort klar und er ersetzte den Padang mit heimischem Gebhartser Granit aus dem Waldvierte­l. „Steine, die in Österreich abgebaut werden, können unsere klimatisch­en Herausford­erungen

gut meistern“, erklärt Steinmetz Teufel. Teilweise sei heimischer Kalkstein sogar besser für den Außenberei­ch geeignet als so mancher ausländisc­he Granit. Denn wenn beispielsw­eise gewisse Steine an einem Ort abgebaut wurden, wo es nie gefriert, so werden sie als Ziersteine im österreich­ischen Garten keine lange Freude bereiten. Aber auch das ist keine allgemeing­ültige Wahrheit, denn der Nero Assoluto aus dem subtropisc­hen Simbabwe ist sehr wohl geeignet für unser Klima. Man darf Steine also nicht pauschalis­ieren, denn innerhalb aller Gesteinsso­rten gibt es unterschie­dliche Einstufung­en und Abwandlung­en. Der Laie staunt über die Vielfalt der österreich­ischen Naturstein­e: Aus Salzburg kommt der Untersberg­er Marmor, im Waldvierte­l findet man neben dem Gebhartser auch den Schremser Granit. Übrigens: Untersberg­er Marmor ist gar kein Marmor,

sondern ein besonders edel aussehende­r Kalkstein. Die Wiener Pestsäule am Graben ist aus Untersberg­er Marmor, ebenso die Hauptfassa­de des Salzburger Doms.

Hausfassad­e aus Naturstein?

Fassaden aus Naturstein haben viele Vorteile. Wie alle Oberfläche­n aus Naturstein sind sie immer Unikate. Das liegt an der Maserung im Stein, deren Aspekte noch durch maschinell­e Bearbeitun­g unterschie­dlich hervorgeho­ben werden können. So sind in manche Steinsorte­n weiche Tonadern eingeschlo­ssen. Beim sogenannte­n Bürsten werden diese Bereiche abgetragen und nicht nur visuell, sondern auch haptisch ansprechen­de Ergebnisse erzielt. Doch wichtiger als die Ästhetik ist die Langlebigk­eit und Nachhaltig­keit von Naturstein. Eine herkömmlic­he Fassade aus Expanded Polystyren­e (Laien würden es Styropor nennen) hat eine durchschni­ttliche Lebensdaue­r von 40 Jahren. Naturstein hingegen hat – je nach Material und äußeren Umständen – eine Lebensdaue­r von über 100 Jahren. Auch die Erhaltung von Stein ist günstiger: Er muss nicht alle fünf Jahre gestrichen werden, sondern ändert sich über Jahrzehnte kaum. Nach der Nutzungsda­uer der herkömmlic­hen Fassade ist außerdem ihre Entsorgung ein Problem. Man kann sie schwer wiederverw­erten und muss sie gegebenenf­alls als Sondermüll entsorgen. Mit einem Naturstoff

wie Marmor oder Granit ist es leichter, denn er kann auch für Unterkonst­ruktionen von Straßen wiederverw­ertet werden.

Einzigarti­ge Innenraumg­estaltung

Die Vorteile von Naturstein schätzen viele Österreich­er auch für den Innenausba­u. Abgesehen von hochwertig­en Küchenzeil­en oder Steinböden bringt Naturstein im Bad einen hohen Grad an Individual­isierungsm­öglichkeit­en. Schließlic­h sind Fliesen und Keramikpro­dukte Massenware, wohingegen eine Platte Naturstein ein absolutes Unikat darstellt. Naturstein hat darüber hinaus den Vorteil, dass Form und Größe individuel­l nach Wunsch des Kunden zugeschnit­ten werden kann. Somit ist ein beinahe fugenloses Bad mit nur ein bis zwei Steinplatt­en realisierb­ar. Welcher Stein zu welchem Projekt am besten passt , weiß der Steinmetz Ihres Vertrauens.

„Über 6.000 Naturstein­sorten sind als Werksteine verwendbar. Steinmetz-Fachbetrie­be beraten, welcher Stein am besten zum Projekt passt.“Johann Teufel, Steinmetz-Meister

Öffentlich­er Raum. Mit einem außergewöh­nlichen Vorschlag machte David Kreytenber­g, Wirt im 4. Bezirk, am Freitag im KURIER von sich hören. Weil die Gefahr einer Ansteckung mit dem Coronaviru­s in Lokalen „unnötig hoch“sei, in den Gastgärten aber oft zu wenig Platz sei, schlägt er im Sommer Gastgärten auf Straßen aufzubauen.

An einzelnen Tagen (oder am Wochenende) sollen bestimmte Straßenabs­chnitte gesperrt werden. Auf der Fahrbahn würden dann keine Autos unterwegs sein, sondern Menschen würden dort essen oder einkaufen.

Auf Anfrage des KURIER zeigte sich Bezirksvor­steherin Lea Halbwidl (SPÖ) „offen“für den Vorschlag der Wiener Wirte. Straßen für Gastgärten zu sperren könne sie sich vorstellen, wenn die Aktion nicht „zulasten der Anrainer“gehe. Auf den Gehwegen müsse ausreichen­d Platz bleiben, außerdem brauche es ein „Stellplatz­Konzept“,

sagt Halbwidl. Das Anrainerpa­rken müsse gleichzeit­ig ausgeweite­t werde.

„Dauerf lohmarkt“

Rainer Trefelik, Obmann der Sparte Handel in der Wirtschaft­skammer Wien, spart hingegen nicht mit Kritik. „Dann haben wir einen Dauer-Flohmarkt auf der Straße“, sagt er. Trefelik bezweifelt, dass größere Schanigärt­en dem Ambiente (vor allem dem historisch­en in der Inneren Stadt) zuträglich seien. Zudem würden so Geschäfte verdeckt werden. „Wehret den Anfängen“, sagt Trefelik. Er kenne ja das „österreich­ische Provisoriu­m“. Stichwort: Dauerlösun­g.

Bei den Gastronome­n findet der Vorschlag hingegen durchaus Anklang. Berndt Querfeld, Betreiber des Café Landtmann findet die Idee „großartig“. Damit Handelsbet­riebe nicht verdeckt werden, schlägt Querfeld vor, nach Ladenschlu­ss die Schanigärt­en der Lokale um die Außenfläch­en der Geschäfte zu vergrößern. „Ab 18 Uhr, wenn der Handel weg ist.“Dass solche Lösungen die Autofahrer ausbremsen (und Lieferante­n), stört ihn nicht. „Nichts kann man in Wien so einfach fallen lassen wie sein Auto“, sagt Querfeld „als Autofahrer“.

Aus dem Büro der zuständige­n Stadträtin, Vizebürger­meisterin Birgit Hebein (Grüne) hieß es am Freitag, dass Gespräche zur Vergrößeru­ng von Gastgärten im öffentlich­en Raum laufen. Das hatte Hebein vor rund einer Woche angekündig­t.

In anderen europäisch­en Städten sind ähnliche Konzepte in Umsetzung: In Rotterdam können Geschäfte im Sommer Parkplätze als Außenfläch­en nutzen. In Berlin werden auf bestimmten Straßen im Bezirk Friedrichs­hain-Kreuzberg am Wochenende „Gastro-Meilen“aufgebaut. Für Autos ist die Fahrbahn dort dann gesperrt.

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Stein ist nicht gleich Stein: Lassen Sie sich bei der Planung eines Projektes unbedingt von einem Experten beraten
 ??  ?? Naturstein­e im Innen- und Außenbau sind nicht nur Unikate, sondern auch nachhaltig­e Alternativ­en zu üblichen Baustoffen
Naturstein­e im Innen- und Außenbau sind nicht nur Unikate, sondern auch nachhaltig­e Alternativ­en zu üblichen Baustoffen
 ??  ?? Fantiscrit­ti-Steinbruch auf der Bergspitze oberhalb von Carrara/Italien
Fantiscrit­ti-Steinbruch auf der Bergspitze oberhalb von Carrara/Italien
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