„Wer keine Maske trägt, der kann sich warm anziehen“
Ulli Sima über Corona und die Öffis
Nachgefragt. Die Krise stellte – vor allem während des Lockdowns – die Leistungsfähigkeit der Wiener Stadtwerke auf die Probe. Wie die Öffis der Wiener Linien die Rückkehr der Menschen in den öffentlichen Raum unter Corona-Bedingungen bewältigen, wird aber auch in den kommenden Monaten eine der zentralen Fragen. Man sei „perfekt vorbereitet“, sagt die zuständige Wiener SPÖStadträtin. Ulli Sima über ...
... die Maskenpflicht in den Öffis „Unsere Sicherheitsvorkehrungen funktionieren gut. Es sind keine Ansteckungen bekannt, die auf eine Benutzung der Öffis zurückzuführen ist. Wir kontrollieren die Maskenpflicht intensiv. Aber auch der soziale Druck durch die anderen Fahrgäste ist hoch. Wer keine Maske trägt, der kann sich warm anziehen.“
... mangelnden Abstand in den Öffis „Ich weiß, dass derzeit manche Menschen noch Vorbehalte haben, wieder mit den Öffis zu fahren. Es wäre unrealistisch, den Menschen zu versprechen, dass in den Öffis der Sicherheitsabstand eingehalten werden kann. Wir fahren wieder im Vollbetrieb, mehr Kapazitäten haben wir auch personell nicht. Bei den U-Bahnen fahren wir im maximalen Takt.“
... über die Rückkehr der Ticketkontrollen in den Öffis „Mit der Rückkehr zum Normalbetrieb beginnen wir auch wieder mit den
Fahrscheinkontrollen. Ich hoffe, dass die Menschen sich auch bisher trotz Corona ein Ticket gekauft haben. Die finanziellen Einbrüche bei den Wiener Linien werden jedenfalls massiv sein.“
... über die Leistung der Stadt während des Lockdowns „Stadtwerke, Straßenreinigung und Müllabfuhr – wir hätten den Krisenmodus in allen Bereich noch länger durchgehalten. Unsere Epidemiepläne haben gut funktioniert, wir hatten kaum Erkrankte.“
... über die Wiener Märkte „Ich weiß, dass der türkise Innenminister über die Schließung der Märkte nachgedacht hat. Sie sind aber einer der wichtigsten Nahversorger quer durch alle sozialen Schichten. Wir haben viele Maßnahmen gesetzt – etwa mehr Abstand zwischen den Standplätzen, Einbahnregeln, tausende Schilder –, um einen sicheren Einkauf zu ermöglichen.“
Trockener See Zuletzt war das von 1865 bis 1871 der Fall
Zentimeter
Bis zu 3 Milliarden Liter verdunsten an einem heißen Tag, der Pegel sinkt um einen Zentimeter
bedingt gelten und verweist auf Studien. „Wenn die Zuleitung optimal gestaltet wird, sollte das kein Problem sein.“Schließlich gehe es nur darum, den Wasserstand zu managen und nicht über die Maßen ansteigen zu lassen.
Rechenbeispiel
Das wäre angesichts der benötigten Mengen auch gar nicht so einfach. Um den Wasserstand im Neusiedler See um nur einen Zentimeter zu heben, müssten 3 Millionen Kubikmeter Wasser zugeführt werden. Aber sogar das wäre nur ein Tropfen auf den heißen Stein, denn an Tagen über 30 Grad kann der Pegelstand allein durch Verdunstung um bis zu einem Zentimeter sinken.
Aktuell bleibt allerdings nur das Hoffen auf Regen, der für 80 Prozent des Wassers im See verantwortlich ist. Sailer: „Ohne Zuleitung werden wir den See langfristig nicht erhalten können.“
Der Bausektor konnte bereits zwei Wochen nach dem „harten Lockdown“der Regierung unter Einhaltungen strenger Sicherheitsrichtlinien die Bautätigkeit wieder aufnehmen. Die Einigung auf einen 8-Punkte-Schutzmaßnahmenplan der Sozialpartner beschleunigte die Wiederaufnahme der Baustellen. Um sicher durch die Krise zu manövrieren, braucht es aktuell aber eine effiziente Vorgehensweise bei den Bauverhandlungen und konkrete Konjunkturhilfen auf Bundes- und Landesebene. Die Bauwirtschaft war immer ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und Konjunkturmotor für Wien und das soll auch in Zukunft so bleiben.
Baubewilligungen
Die Bauverhandlungen wurden wieder aufgenommen, sind aber entsprechend der aktuellen COVID-19 Maßnahmen durchzuführen. Die
Wiener Baubranche hat im Mai mit großer Erleichterung auf die Bemühungen der MA 37 (Baupolizei) zur Wiederaufnahme des Parteienverkehrs reagiert. Da, wie auch sonst im öffentlichen Raum, der vorgeschriebene Mindestabstand eingehalten werden muss, kann aber nur eine bestimmte Anzahl von Personen an einer Bauverhandlung teilnehmen. Die Räumlichkeiten der MA 37 sind für größere Verhandlungen nicht mehr geeignet. Eine einheitliche Lösung für alle Bauverfahren gibt es noch nicht. Als Standardverfahren wird derzeit die schriftliche Vorabinformation der Anrainer etabliert. Allen Betroffenen wird die Gelegenheit zur Planeinsicht und Erhebung von Einwänden gewährt. Die Bauverhandlung findet dann nur mit jenen Personen statt, die zulässige Einwendung erhoben haben. Außerdem gibt es die Möglichkeit, der Behörde Zustimmungserklärungen von Anrainern vorzulegen, wodurch eine Bauverhandlung gänzlich entfallen kann. DI Dr. Rainer Pawlick, Innungsmeister der Landesinnung Bau Wien: „Wir freuen uns über die Wiederaufnahme der Bauverhandlungen, denn ohne Genehmigungen steht die Baubranche still. Es wird sich herausstellen, ob das Prozedere, dass Bauwerber die Zustimmungserklärungen aller Anrainer vorab einholen, in der Praxis funktioniert. Wir hoffen, dass die Bemühungen ausreichen, um den entstandenen Rückstau bei den Bauverfahren zeitnahe zu bewältigen und das Wiener Baugewerbe nicht auf einen massiven Projektrückgang aufgrund verzögerter Baubewilligungen zusteuert.“
Digital umdenken
Das Coronavirus hat der Wirtschaft ihre Schwachstellen gezeigt: Wer digital bereits gut aufgestellt war, ist in der Krisenbewältigung nun effizienter. „Um die Folgeerscheinungen für die gesamte Baubranche zu minimieren und um die Mitarbeiter der MA 37 sowie die räumliche Infrastruktur der Behörde zu entlasten, ist es dringend notwendig, weitere Schritte in Richtung Vereinfachung des Bewilligungsprozesses zu setzen“, so Pawlick. Markus Neumayer, Stellvertretender Innungsmeister der Landesinnung Bau Wien: „Wir als Wiener Bauinnung wünschen uns einen weiteren Schritt in Richtung Digitalisierung. Etwa die Abhaltung von Bauverhandlungen mittels Videokonferenzen – vergleichbare Bestrebungen gibt es beispielsweise bereits beim Handelsgericht Wien. Digital verarbeitete Baupläne, um Online-Planeinsicht zu ermöglichen, diese über Videokonferenz oder auf Bildschirmen zu präsentieren, sollten heute als rechtssichere Quellen dienen können. Damit könnten Bauverfahren jederzeit behandelt werden.“Ein zweite CoronaWelle und damit verbunden ein zweiter Lockdown ist vorstellbar. Ohne zukunftsorientierte Lösungen, steht die Baubranche dann vor dem gleichen Problem wie zuvor.
Zukunft sichern
Bauwirtschaft, Baugewerkschaft und die Umweltorganisation Global 2000 forderten am 13. Mai mehr öffentliche Gelder für die Bauwirtschaft. Mit einem umfassenden Bau-Marshallplan könnten durch die Coronavirus-Krise verlorene Jobs zurückgewonnen, die Wirtschaft angekurbelt und auch etwas für die Umwelt getan werden. Der aus Bundesmitteln dotierte Sanierungsscheck soll von derzeit 100 Mio. Euro jährlich auf mindestens 300 Mio. Euro aufgestockt werden. Damit soll nicht nur ein Weg aus der Krise gefunden, sondern auch die heimischen Klimaziele
erreicht werden. Mit den BAUaktiv-Paketen soll die Sozial- und Wirtschaftskrise weiter bekämpft werden. Am 19. Mai stellten die Bausozialpartner im Rahmen einer Pressekonferenz fünf kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen-Pakete zur Ankurbelung der Baukonjunktur vor. Diese gliedern sich in: Vergabepraktiken für Öffentliche, Investitionspaket für Private, Förderpakete durch neun Bundesländer, Infrastrukturpakete der öffentlichen Hand sowie Reglungen zur Reduzierung der Winterarbeitslosigkeit. Pawlick dazu: „Die Landesinnung Bau Wien begrüßt diese Stoßrichtung. Gerade für Wien als Großstadt mit ihrem hohen Wohn- und Infrastrukturbedarf ist klimaorientierter Wohnbau wichtig und notwendig. In Wien gibt es noch immer sehr viele Gebäude, die mit Öl und Gas heizen.“Einen wichtigen Schritt zur Stärkung der lokalen Wirtschaft hat Wien bereits vor Ausbruch der Corona-Krise mit dem „Wien Bonus“gesetzt. Damit werden Wiener Betriebe bei öffentlichen Auftragsvergaben bevorzugt. Außerdem gibt es zusätzliche Förderungen bei thermischen Sanierungen und der Sockelsanierung. Das sind bereits wichtige Maßnahmen zur Belebung der Baukonjunktur. Hier will man weitermachen.
Handel. Im November 2013 stattete ich Tönnies in RhedaWiedenbrück in NordrheinWestfalen einen Betriebsbesuch ab. Ich betrat eine Welt, die ich bis dahin nicht für möglich gehalten hätte. Eindrücke vom firmeneigenen Fußballstadion, gigantischen Lagertürmen, einem Parkhaus für Mitarbeiter, das ich eher auf einem Flughafen vermutet hätte, ließen mich sowohl überwältigt als auch bedrückt nach Hause fahren. 50.000 geschlachtete Schweine pro Tag und Tausende Mitarbeiter im Schichtbetrieb zeigten mir ein System, das diametral entgegengesetzt zu meiner bisherigen Ausbildung und Einstellung stand.
Riesige Massen an Fleisch, in einem fehlerlosen und effizienten Arbeitsablauf produziert, lassen eines komplett außer Acht: die Würde und den Respekt vor dem Tier. Empfänger dieser Produkte sind nicht nur Betriebe in Deutschland.
Während meines Besuchs 2013 wurden Schweinebäuche kommissioniert, die als Empfänger „Alto Adige“auswiesen. Es wird vermutlich Südtiroler Speck daraus geworden sein. Wieso können deutsche Firmen so günstig liefern? Die meisten Betriebe haben neben ihrer enormen Größe und der daraus resultierenden Marktmacht und
Effizienz einen weiteren Vorteil, der soeben durch die massenhaften Covid-19 Erkrankungen bei Westfleisch bekannt wurde: Mitarbeiter werden zu Bedingungen beschäftigt, die jedem Sozialstaat spotten. Auch in österreichischen Schlachthöfen arbeiten Menschen aus vielen Nationen in sehr hohem Ausmaß. Während hier aber, kollektivvertraglich bezahlt, die Leute direkt angestellt und untergebracht werden, arbeiten deutsche Firmen mit Subunternehmen, die ihre Arbeitskolonie durch weitere Subfirmen in Hallen und Containern unterbringen. Deswegen haben sich so viele Mitarbeiter angesteckt, und nicht, wie Westfleisch anfangs behauptete, durch einen fröhlichen Lebensstil.
Wieso aber muss Fleisch so billig produziert werden? Diese Frage stellen die wenigsten. Die Antwort wollen noch weniger hören: Weil wir – die Konsumenten – es kaufen, und zwar am liebsten in Aktion. Solange wir weiterhin Faschiertes kaufen, weil es gerade so günstig ist, und solange wir die Restaurants der großen Möbelhäuser stürmen, weil dort gerade Schnitzel unglaublich billig sind, solange werden weiterhin Menschen in prekären und fragwürdigen Verhältnissen beschäftigt werden.
Erkundigen Sie sich über die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter der Obst- und Gemüsebauern in Südspanien. Hier werden die Massen angebaut, die zu günstigen Preisen in unseren (Super-)Märkten landen. Billigstes Obst und Gemüse, das von uns gekauft wird.
Oder erinnern Sie sich, als 2013 in Bangladesch ein Haus einstürzte und dabei 1.135 Menschen getötet und 2.438 verletzt wurden? Und wieso? Weil wir so gerne „shoppen“und am liebsten wenig dafür zahlen.
Ich weiß, das sind teils provokante Aussagen, und zum Glück gibt es von vielen Konsumenten die Bereitschaft, für regionale oder besser produzierte Lebensmittel auch mehr zu zahlen. Am Kaufverhalten der großen Masse ändert das leider wenig. Seien Sie sich aber Ihrer Macht als Konsument bewusst, denn produziert wird, was gekauft wird.
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Johannes Gugerell-Molnar Fleischer in Aspang. ist