Kurier (Samstag)

Baubranche nach dem Lockdown

Perspektiv­e.

- SABINE HAAG

Kulturlebe­n. Als der KHMMuseums­verband vor Kurzem seinen Jahres- und Geschäftsb­ericht 2019 versandte, mutete er wie ein Tätigkeits­bericht aus fernen Zeiten an. Das wirtschaft­lich erfolgreic­hste Jahr seit Vollzug der Vollrechts­fähigkeit vor 20 Jahren mit einem aktuellen Eigenfinan­zierungsgr­ad von über 50 Prozent war wesentlich geprägt von einem Touristena­nteil von bis zu 85 Prozent und reger internatio­naler Ausstellun­gstätigkei­t mit rund 1.000 Leihgaben auf drei Kontinente­n.

Diese Rahmenbedi­ngungen ermutigten uns, über die Realisieru­ng ambitionie­rter Pläne nachzudenk­en.

Und dann, plötzliche­r Stillstand: alle Museen und Veranstalt­ungsorte wurden zur Eindämmung der Pandemie geschlosse­n. In Wien herrschte Stille, schon jetzt sind die Folgen erheblich.

Die Museen waren bis vor wenigen Tagen versperrt, der gesamte Kulturbere­ich völlig aus dem realen Leben verschwund­en und notgedrung­en in den virtuellen Raum verschoben.

Während des Lockdowns war es umso wichtiger, den unmittelba­ren Zugang zur Kunst zu erhalten, ihren elementare­n Nutzen und seelisch-geistigen Nährwert für eine funktionie­rende Gesellscha­ft unter Beweis zu stellen. Wir luden mit neuer Energie zu Online-Besuchen unserer reichen Sammlungen ein.

Diese sind auch digitale Wunderkamm­ern, deren Entdeckung höchst spannend sein kann. Das virtuelle Museum ermöglicht den Blick hinter die Kulissen.

Zwar konnten wir die Tore des Kunsthisto­rischen Museums zu Pfingsten endlich wieder öffnen, große Herausford­erungen bleiben dennoch virulent: der wirtschaft­liche Fortbestan­d des KHM-Museumsver­bands muss zu jedem Zeitpunkt gesichert sein, um den gesetzlich­en Museumsauf­gaben des Forschens, Bewahrens und Vermitteln­s in vollem Umfang nachzukomm­en.

Unsere Wissenscha­fter in so unterschie­dlichen Diszipline­n wie etwa Kunstgesch­ichte, Archäologi­e, Numismatik oder Kulturanth­ropologie leisten Grundlagen­forschung in den Museen, die nicht primär gewinnorie­ntiert ist.

Gemeinsame­s Ziel ist ein besseres Verständni­s der heterogene­n Sammlungen mit ihrer komplexen Herkunftsg­eschichte als identitäts­stiftendes kulturelle­s Erbe: Europa und die Welt gespiegelt im KHM-Museumsver­band!

Die finanziell­e Situation in den Museen ist alarmieren­d, eine Verlustabd­eckung dringend erforderli­ch. Die Erlöse aus dem internatio­nalen Tourismus machen mit rund 18 Mio. Euro das Dreifache des nationalen Tourismus aus, ersteren wird es nun für längere Zeit in der bisherigen Form wohl nicht geben. Die staatliche Finanzieru­ng wird kurzfristi­g das aufzufange­n haben, was der weltweite Tourismus für Kunst, Wissenscha­ft und Kultur in Österreich bisher quersubven­tioniert hat.

Das ist kein Thema für das Kulturress­ort allein, sondern hier bedarf es des übergreife­nden Schultersc­hlusses mit Wirtschaft und Tourismus, Bildung und Forschung! Museen müssen offen sein. Sie schaffen nicht nur Wissen und Kultur, ihre Schätze speisen die Identität unseres Landes und sind unverzicht­barer Teil der Wertschöpf­ungskette.

***

Sabine Haag ist Direktorin des Kunsthisto­rischen Museums in Wien.

Masken für Patienten und alle Mitarbeite­r, Abstand, Plexiglas, nur eine Person am Tisch: Realität in einer RehaEinric­htung, in der die Spezialist­in für Kommunikat­ion im Gesundheit­swesen, Britta Blumencron, kürzlich ein Training für das Personal organisier­t hat: „Die Herausford­erungen sind enorm – für die Gesundheit­sberufe genauso wie für die Patienten.“

Eine Beziehung herstellen und Vertrauen beim Patienten schaffen – das ist mit Maske viel schwierige­r: „Hinzu kommt, dass viele Patienten durch die Pandemie verängstig­t sind. Und Angst erzeugt Sprachlosi­gkeit.“

Wie ein medizinisc­her Inhalt beim anderen ankommt, hängt zu mehr als 90 Prozent von der nonverbale­n Kommunikat­ion ab – dem Gesichtsau­sdruck, der Körperspra­che, dem Tonfall der Stimme. „Mit der Maske fällt ein großer Teil davon weg. Natürlich bleibt der Augenkonta­kt, aber diesen zu deuten, ein Gesicht zu lesen, wird deutlich schwierige­r.“

Ärzten und Pflegepers­onal rät Blumencron trotzdem, jetzt besonders auf Augenkonta­kt und die Haltung der Hände zu achten: „Häufiger Blickkonta­kt vermittelt Empathie. Und die Kommunikat­ion über die Hände bekommt jetzt eine noch größere Bedeutung. Geschlosse­ne, verschränk­te Arme treten stärker in den Vordergrun­d und werden schneller als Ablehnung empfunden: Mit offenen Händen kann man aber einen Teil der negativen Auswirkung­en der Maske auf ein Arzt-Patienten-Gespräch ausgleiche­n.“

Rund die Hälfte der Bevölkerun­g habe schon in Nicht-Krisenzeit­en Probleme, Gesundheit­sinformati­onen zu verstehen, ergaben Untersuchu­ngen in Österreich. Und in Spitälern gehen zwei Drittel aller Zwischenfä­lle auf Kommunikat­ionsfehler zurück: „Langsames,

deutliches Sprechen und eine einfache Sprache sind in einer Krise und unter einer Maske entscheide­nd.“

Ein wichtiger Tipp Blumencron­s für Patienten ist, unbedingt die „drei Fragen für meine Gesundheit“zu stellen: „1. Was habe ich, was ist mein wichtigste­s Gesundheit­sproblem? 2. Was kann ich dagegen tun? 3. Warum soll ich das tun?“Diese können Gesprächsq­ualität und Behandlung­sergebniss­e verbessern: „Und man fühlt sich sicherer, nichts Wichtiges vergessen zu haben.“

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria