Kurier (Samstag)

GastKommen­tar

Das von der Industriel­lenvereini­gung an dieser Stelle geforderte Moratorium wäre fehl am Platz

- FRANZ MAIER

Eine Lehre zeigt uns die Corona-Krise: Es ist möglich, harte politische Entscheidu­ngen mit enormen Auswirkung­en zu treffen. Man muss nur tun, was richtig ist – und es erklären. Was für die ökosoziale Transforma­tion unseres Wirtschaft­ens und im Klima- und Biodiversi­tätsschutz richtig und überfällig ist, steht in Fachkreise­n längst fest. Man muss nur endlich handeln. Klar ist: Konjunktur­maßnahmen müssen (auch) den Klima- und Naturschut­zzielen dienen.

Alles andere wäre fahrlässig – genauso wie ein sechsmonat­iges Moratorium, wie es von der Industriel­lenvereini­gung für alles, was den Standort belasten könnte, gefordert wurde. Als ob der Standort nicht durch den galoppiere­nden Natur-, Flächen- und Ressourcen­verbrauch und die dramatisch­e Klimaerhit­zung längst in seinen Grundfeste­n erschütter­t würde!

Die Forderung nach einem Moratorium durch einen Sozialpart­ner hat immer einen fahlen Beigeschma­ck – wieder ein Bremsmanöv­er, wie wir es im Klima- und Naturschut­z seit Jahren kennen?

Staatliche Wiederaufb­auprogramm­e müssen ohne Wenn und Aber einer Green Recovery entspreche­n. Ansatzpunk­te gibt es mehr als genug: Eine Sanierungs­offensive bei Gebäuden bringt Arbeitsplä­tze im ganzen Land, senkt den Energiever­brauch und ist eine zentrale Klimaschut­zmaßnahme. Ziel ist, die Sanierungs­rate in den nächsten drei Jahren von derzeit 1,4 auf 3 Prozent zu erhöhen. Der Stopp der

Energiever­schwendung muss zudem ins Zentrum des Konjunktur­paketes rücken – das schafft Arbeitsplä­tze in allen Branchen und reduziert den CO2-Ausstoß.

Die Sonne bietet DAS ungehobene Potenzial für naturvertr­ägliche erneuerbar­e Energie. Fotovoltai­k sollte im Neubau in allen Bundesländ­ern ab 1. Jänner 2021 verpflicht­end sein. Alle rechtliche­n Hürden in den Bauordnung­en für die Nutzung von Dächern sowie geeigneter verbauter Flächen sind zu beseitigen. Und im Wald: Befristete

Intensivie­rung der Biomassenu­tzung zur beschleuni­gten Abarbeitun­g von Schad- und Borkenkäfe­rholz. Gleichzeit­ig sofortiger Start eines Waldzukunf­tsprogramm­es für die Begründung klimafitte­r Wälder und eines aktiven Umbaus der Fichtenfor­ste. Renaturier­ungsprogra­mm für Moore, Feuchtwies­en und Fließgewäs­ser: Intakte Wasserkrei­släufe sind der Schlüsself­aktor im Klimaschut­z – als Lebenselix­ier schlechthi­n, für Nahrungsmi­ttelproduk­tion, Energieerz­eugung oder Kühlung.

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