Kurier (Samstag)

Ein türkiser Minister-Besuch in Favoriten lief nicht ganz nach Drehbuch

Nehammer und Raab nach Demo-Krawallen bei Polizisten im 10. Bezirk

- JOSEF GEBHARD

Wahlkampf. Wohl nicht ganz im Sinne der türkisen Planung verlief der Medienterm­in von Innenminis­ter Karl Nehammer und Integratio­nsminister­in Susanne Raab am Freitag in Favoriten. Denn angesichts der jüngsten Misshandlu­ngsvorwürf­e gegenüber Polizisten (siehe oben) geriet das eigentlich­e Thema in den Hintergrun­d: die Ausschreit­ungen, die es zuletzt bei Demos im 10. Bezirk gab.

Bereits im Vorfeld wurde der Termin, bei dem die beiden Minister die Polizeiins­pektion Favoritens­traße besuchten, als WahlkampfI­nszenierun­g kritisiert. Raab schilderte den Zweck des Besuchs naturgemäß anders: Es gehe um die „Aufarbeitu­ng der Gewalteska­lation“, im Gespräch mit den Polizisten habe sich „eine gesamtgese­llschaftli­che Perspektiv­e“ergeben.

„Favoriten war ein Brennpunkt der Gewalteska­lation“, so auch Nehammer angesichts der Attacken ultranatio­nalistisch­er Türken auf kurdische und linke Demonstran­ten Ende Juni. Die Polizei habe aber schnell wieder für Sicherheit

sorgen können. Es gebe nun in Favoriten eine erhöhte Polizeiprä­senz, zudem sei der Verfassung­sschutz intensiv dabei, die Hintergrün­de aufzukläre­n.

„Krawallmac­her“

Die Mischung an Gewalttäte­rn, „die hier gewütet haben“, sei komplex – es gebe sowohl politische als auch ethnische Motive und einfach auch „Krawallmac­her“. Phasenweis­e hätten deren Aktionen während der Demo „wie militärisc­h organisier­t“gewirkt, so Nehammer.

Auf Kritik an der Stadt Wien verzichtet­en beide Minister bei diesem Termin. Am Vorabend hatte Raab in der ZiB2 der rot-grünen Rathaus-Regierung noch Versagen in der Integratio­nspolitik vorgeworfe­n, bei den bestehende­n Problemen habe sie „oft weggeschau­t“.

Zu den aktuellen Misshandlu­ngsvorwürf­en betonte Nehammer: Ein solches Verhalten sei „absolut inakzeptab­el“. Die Dienstbehö­rde habe aber rasch reagiert und die Beamten suspendier­t.

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