Morettis letzter Tod am Domplatz
Caroline Peters kommt, Tobias Moretti geht, das Kleid bleibt ein Geheimnis – das wird der „Jedermann“2020
Eine neue Buhlschaft, ein Abschied und Theater in Zeiten der CoronaPandemie – der „Jedermann“2020 wird so oder so als einzigartig in die Geschichte der Salzburger Festspiele eingehen. Denn zum verkürzten (1. bis 30. August) 100-JahrJubiläum des Festivals muss auch Hugo von Hofmannsthals Klassiker Zugeständnisse an die behördlichen Auflagen machen.
Also Abstand halten? „Nein, wir sind die rote Gruppe“, betonte Tobias Moretti bei einem Terrassentalk zum unverwüstlichen „Spiel vom Sterben des reichen Mannes“. Soll heißen: Das Ensemble wird regelmäßig getestet, bleibt weitgehend unter sich, führt sogenannte Kontakttagebücher und muss auch daher keine Maskenpflicht einhalten. Der „großen Lust am Spielen“des gesamten Ensembles steht also fast nichts im Wege.
Entblätterung
Neu im diesjährigen Ensemble ist Nestroy-Preisträgerin Caroline Peters in der Rolle der Buhlschaft, bei er es ja meistens vor allem um das jeweilige Kleid geht. Peters aber will diese berühmteste Luxus-Nebenrolle der Theaterliteratur „hintergründig und tiefgründig“interpretieren.
Einer Schauspielerin ihres Kalibers ist das auch zuzutrauen, zumal das Thema Kostüm bei der Präsentation (noch) kein so großes Thema war. Aber, so die Salzburger Schauspielchefin Bettina Hering schmunzelnd: „Es wird eine Entblätterung.“
Ob Caroline Peters auch 2021 als Buhlschaft agieren wird, ist offen. Einer aber wird dann sicher nicht mehr dabei sein: Tobias Moretti gibt heuer seinen (vorerst?) letzten Jedermann. Moretti: „Ich werde im nächsten Jahr nicht mehr der Jedermann sein.“Für heuer aber freut sich der Künstler, mit Caroline Peters „so eine hervorragende Schauspielerin“an meiner Seite zu haben.
Was den „Jedermann“und die anderen Festspielproduktionen in diesem Sommer betrifft, so geht es „um die Essenz des Machbaren.“
Der Schauspieler weiter: „Alle Produktionen haben heuer einen besonderen Charakter.“Wer 2021 auf Moretti folgen wird, ist nicht bekannt. Fix sind hingegen zwei weitere Neuzugänge im heurigen „Jedermann“-Ensemble: Pauline Knof als Schuldknechts Weib und Gustav Peter Wöhler als Dicker Vetter.
Regisseur Michael Sturminger wird seine bekannte Inszenierung weiterentwickeln und glaubt vor allem in Zeiten von Corona an „das Erbauende als Kraft des Stückes“.
Caroline Peters ergänzt: „Vielleicht werden Sätze in dem Stück wegen Corona einen anderen Widerhall finden, und der Tod wird weniger sinnbildlich, sondern realer vorkommen“, so die neue Buhlschaft. Ab 1. August wird man es wissen.
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