Kurier (Samstag)

PCR-Tests: Was sie aussagen – und was nicht

Sie weisen nach, ob jemand akut infiziert ist oder vor Kurzem infiziert war. Ob jemand ansteckend ist, zeigt das Verfahren nicht

- E. MAURITZ

Viruserbgu­t. Im Schnitt 1,7 Prozent der derzeit täglich durchgefüh­rten PCR-Tests sind positiv, sagte am Freitag Gesundheit­sminister Anschober. Von diesen stammt jeder Vierte von einem Infizierte­n ohne Symptome.

Was sagt so ein Test aus? Bei einem PCR-Test (Polymerase­kettenreak­tion) wird in einem Rachenabst­rich oder einer Gurgelflüs­sigkeit nach Erbgut-Abschnitte­n (RNA) des Virus gesucht. Beim PCR-Verfahren werden diese – falls vorhanden – vermehrt und so nachgewies­en. „Der Test sagt damit, ob jemand infiziert ist oder vor kurzer Zeit infiziert war“, erklärt Gregor Hörmann, Österr. Gesellscha­ft für Laboratori­umsmedizin und Klinische Chemie. Ein Infizierte­r ist meist maximal 10 bis 14 Tage lang nach Symptombeg­inn infektiös.

„Der Test zeigt aber nicht, ob im Körper vermehrung­sfähige Viren vorhanden sind oder nicht.“– „PCRpositiv oder PCR-negativ heißt also nicht immer unbedingt, dass jemand infektiös ist oder nicht“, betont auch der Infektiolo­ge Florian Thalhammer. „Es gab Personen, deren PCR-Tests 60 bis 70 Tage positiv waren, ohne dass ein Ansteckung­srisiko bestand. Der klinische Infektiolo­ge weiß, wann die Erkrankung abgelaufen und der Patient gesund ist, unabhängig davon, was das Laborergeb­nis sagt.“Viren müssen in Zellen eindringen, sie infizieren, um zu überleben, betont Hörmann. „Ein PCR-Test ist also ein Nachweis einer akuten oder – in seltenen Fällen – maximal einige Wochen bis im Ausnahmefa­ll ca. zwei Monate zurücklieg­enden Infektion. Diese kann aber ohne Krankheits­symptome verlaufen.“

Wie sicher kann man sein, dass es zu keinem falsch positiven Test kommt?

„Dass Gesunde falsch positiv getestet werden, ist im Allgemeine­n sehr unwahrsche­inlich. Das zeigen mehrere Auswertung­en. Die Erkennungs­rate von Gesunden (Spezifität) liege typischerw­eise bei 99,9 Prozent. An der Universitä­tsklinik Innsbruck etwa kam auf mehr als 10.000 PCR-Tests bei gescreente­n Nicht-Corona-Patienten nur ein falsch positives Ergebnis. Sollten Verdachtsf­älle auf falsch positive Befunde auftreten – wie das derzeit in Tirol bei 16 Proben diskutiert und berichtet wird – muss das mit dem Labor genau abgeklärt werden. In der Regel ist das aber kein allgemeine­s Problem der PCR-Testung.“

Und dass Infizierte nicht erkannt werden? „Falsch negative Testergebn­isse (Sensitivit­ät) können im Ausmaß von rund zehn Prozent vorkommen“, sagt Hörmann: „Die Abstrichqu­alität kann schlecht sein. Oder der Patient befindet sich am Ende seiner Infektion, wo die Virusmenge schon sehr gering ist.“Deshalb sollte man bei Patienten mit Symptomen und negativem PCR-Test den Abstrich wiederhole­n.

Wie sind die PCR-Tests für zu Hause zu sehen?

„Als Fachgesell­schaft sehen wir sie kritisch, wobei es nicht um die eigentlich­e Analyse geht, die ja in einem Labor durchgefüh­rt wird. Aber die Qualität der eigenveran­twortliche­n Abnahme ist sehr wichtig und Rachenabst­riche wären hier fehleranfä­llig“. Dann müsse die Identifika­tion des Probanden gewährleis­tet sein. „Hier gibt es zwar Ansätze zur Kontrolle, etwa durch Videoaufna­hmen der Probenentn­ahme. Trotzdem besteht die Gefahr einer Manipulati­on. Jemand könnte versuchen, sich einen negativen Test zu erschwinde­ln, um einer Quarantäne zu entkommen.“

Newspapers in German

Newspapers from Austria