Kurier (Samstag)

„Niemand in der EU ist Österreich jetzt böse“

Edtstadler will Föderalism­us stärken

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Reform. Karoline Edtstadler möchte mehr Bundesagen­den in die Länder verlegen. Im Interview im KURIER-Studio in der Mariahilfe­r Straße konkretisi­erte sie ihr Vorhaben. Die Verhandlun­gen über das Informatio­nsfreiheit­sgesetz seien in der Zielgerade­n.

KURIER: Frau Minister Edtstadler, stimmt der Eindruck, dass den Grünen in der Regierung Transparen­z wichtiger sei als der ÖVP?

Karoline Edtstadler: Es ist uns beiden, der ÖVP und den Grünen, gleicherma­ßen wichtig. Es wird daher einen Paradigmen­wechsel geben. Weg vom Amtsgeheim­nis, hin zu mehr Transparen­z.

Was werde ich künftig als Staatsbürg­er erfahren? Gehälter von Managern?

Darum geht es bei diesem Gesetz nicht. Aber wenn Projekte mit Steuergeld­ern finanziert werden, dann soll man das künftig erfahren können. Natürlich werden persönlich­e Daten geschützt bleiben. Und auch aus wettbewerb­srechtlich­er Sicht muss klar sein, dass nicht alles aus Unternehme­n veröffentl­icht werden kann.

Können Sie ein konkretes Beispiel nennen, was dann noch öffentlich wird? Nehmen wir den Grenzzaun aus der Migrations­krise. Die Kosten dafür werden künftig offengeleg­t.

Sie empfangen bei den Salzburger Festspiele­n EU-Vizepräsid­entin Věra Jourová als

Gast. Wie sehr hängt Österreich das sparsame Verhalten bei den EU-CoronaFörd­erungen nach?

Niemand ist Österreich böse. Ich habe gestern mit meinem spanischen Kollegen geredet. Alle sind froh, dass es einen Kompromiss gibt, denn die Positionen waren zu Beginn weit auseinande­r.

Sie haben angedeutet, dass künftig mehr Bundeskomp­etenzen in die Länder wandern könnten. Was genau?

Zunächst ist es wichtig, dass die Bundesländ­er uns vertrauen, dass wir das ernst nehmen. Ich werde da nichts übers Knie brechen. Aber warum zum Beispiel der Lawinen-Warndienst Bundessach­e ist, kann man natürlich überdenken. Lokale und regionale Entscheidu­ngen vor Ort funktionie­ren ja, wie man in der Corona-Krise gesehen hat.

Gilt das auch für Wien? Da gab es Kritik der ÖVP.

Wir haben in der Krise alle täglich dazugelern­t. Und da das Eingrenzen von Infektions­ketten im Ballungsra­um besonders schwierig ist, ist es natürlich sinnvoll, die Kräfte mit den Bundesbehö­rden zu bündeln.

„Warum eigentlich“Thema:

Was künftig alles transparen­t werden soll. Ministerin Karoline Edtstadler über die Informatio­nsfreiheit und den Ruf Österreich­s in der EU.

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Ministerin Karoline Edtstadler im Interview mit Richard Grasl

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