Andritz: Ein Plus, bevor es wirklich hart wird
Trotz Auftragsflaute gutes erstes Halbjahr
Anlagenbau. Beim weltweit tätigen Anlagenbauer Andritz aus Graz lief das erste Halbjahr trotz Krise gar nicht einmal so schlecht. So konnten der Umsatz und das Ergebnis (siehe Grafik) gegenüber dem Vorjahr erhöht werden.
Die Kurzarbeit in Österreich, wo 3.600 der weltweit 27.800 Mitarbeiter beschäftigt sind, war bei Andritz tatsächlich nur kurz ein Thema. Bereits im Juni ist sie für die Hälfte der Mitarbeiter beendet worden, die zweite Hälfte folge dann im August, so Konzernchef Wolfgang Leitner.
Schlechte Aussichten
Freilich: wie man anhand der Auftragszahlen (minus 18 Prozent) schon erkennen kann, stehen die Vorzeichen für die zweite Jahreshälfte schlecht. Wegen Corona und aufgrund von „strukturellen Marktschwächen in den Bereichen Hydro und Metals Forming“brechen die Aufträge weg.
Die Metals-Sparte (wo man die Autoindustrie beliefert) leide vor allem unter dem schwachen Automarkt. „Wir verlieren keine Aufträge – aber es gibt auch keine Aufträge,“sagt Leitner.
Auch die zweite Sparte, Hydro, sei „schwierigen Bedingungen am weltweiten Wasserkraftmarkt“ausgesetzt. Die Rentabilität sei zwar noch in Ordnung, aber auch hier müsse man die Kapazitäten anpassen.
Sprich: In beiden Sparten wird es einen Personalabbau geben. „Wir haben die letzten Jahre kontinuierlich Mitarbeiter aufgebaut und müssen uns jetzt an ein niedrigeres Niveau anpassen. Wo das genau liegen wird, wollen wir die nächsten Monate noch abwarten“, so Leitner. Andritz sei kein Restrukturierungsfall, aber man müsse auch in Zukunft rentabel und wettbewerbsfähig bleiben.
In den anderen beiden Bereichen des Konzerns – Pulp & Paper sowie Separation – laufe es besser. Im Bereich Pulp & Paper sei die Nachfrage derzeit vor allem vom „Tissue-Bereich“– also bei Herstellern von Toilettenpapier und Ähnlichem – geprägt.
Geschäft mit Masken
In der 2018 erworbenen Andritz Diatec in Italien hat der Konzern übrigens eine Gesichtsmasken-Produktion gestartet. Zunächst für den eigenen Bedarf im Konzern, mittlerweile wurden aber bereits 20 Linien verkauft. Bis zu 600 Masken können pro Minute produziert werden. Leitner rechnet damit, dass das Maskengeschäft noch für einige Jahre bestehen wird.
Die Sparte Separation schließlich profitiert derzeit von einer soliden Nachfrage aus der Lebensmittelindustrie. Es ist die einzige Sparte, die im zweiten Quartal ein Auftragsplus verzeichnete.