Erste Group erwartet für nächstes Jahr Erholung
Höhere Risikokosten, Dividendenzahlung verschoben
Noch Ende Februar ist ErsteGroup-Vorstandschef Bernd Spalt von einem höheren Nettogewinn für das laufende Jahr ausgegangen. Doch zwei Wochen später erfolgte der Lockdown, nichts ging mehr. Und damit musste er auch das Jahresziel abschreiben. Schon im ersten Halbjahr brach der Gewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 60 Prozent ein (siehe Grafik).
Grund dafür sind vor allem höhere Risikokosten. Zwar gebe es noch kaum Ausfälle im Kreditportfolio, so Risiko-Vorständin Alexandra Habeler-Drabek bei der Präsentation der Halbjahreszahlen. Doch man müsse vorsorgen, um gewappnet zu sein. 675 Millionen Euro wurden zur Seite gelegt.
Apropos Kredite: Die Nachfrage legte konzernweit um 2,2 Prozent zu, bei Firmenkunden waren es sogar 4,4 Prozent. Grund für den Anstieg seien die staatlich besicherten Darlehen, die den Firmen über den Berg bringen sollen. Verdienen würde man daran nichts, betonte Erste-Österreich-Chef Peter Bosek. Anfangs habe die Vergabe ein wenig geholpert, es habe sich aber schnell eingespielt.
Balanciertes Geschäft
Generell hält Spalt das Geschäft seines Instituts zwischen Kredite und Einlagen, die um 5,1 Prozent zulegten, für „sehr balanciert“. Die gesetzten politischen Maßnahmen würden greifen, es gebe eine „Art von Stabilisierung“.
Solange es aber keinen Impfstoff gibt, sei die Krise nicht vorbei. „Die Wirtschaft ist abgebremst worden und wir werden darunter leiden, aber auch einen Weg herausfinden“, ist er optimistisch.
„Wir werden mit der Situation umgehen müssen und nächstes Jahr im Erholungsstadium sein.“Die Voraussetzungen in Zentral- und Osteuropa seien sehr Erfolg versprechend und die Länder robust genug, um sich all die finanziellen Maßnahmen zu leisten. Banken seien – im Gegensatz zur Finanzkrise 2008/’09 – Teil der Problemlösung. Wobei Kredite alleine keine Lösung seien.
Filialen
Infolge des Lockdowns hat es laut Bosek „natürlich einen Rückgang“bei den Filialbesuchen gegeben. Nun seien es rund 80 bis 90 Prozent zur Vorkrisenzeit. Unabhängig davon plant die Gruppe konzernweit eine Reduktion der Filialzahl um 10 bis 15 Prozent in den nächsten ein bis zwei Jahren, sagte Bosek.
Die Corona-Folgen bekommen auch die Aktionäre zu spüren. Wegen der dringenden Empfehlung der Europäischen Zentralbank, wonach Banken und Versicherungen im Euroraum heuer keine Gewinne ausschütten sollen, verschiebt die Erste die Auszahlung der Dividende für 2019 auf 2021. Die ursprünglich geplante Höhe von 1,50 Euro je Aktie wird laut Spalt aber nicht kommen. Auch für das laufende Jahr rechnet er mit einer Ausschüttung. „Eine Dividende ist gerechtfertigt.“