Kurier (Samstag)

Erste Group erwartet für nächstes Jahr Erholung

Höhere Risikokost­en, Dividenden­zahlung verschoben

- VON ROBERT KLEEDORFER

Noch Ende Februar ist ErsteGroup-Vorstandsc­hef Bernd Spalt von einem höheren Nettogewin­n für das laufende Jahr ausgegange­n. Doch zwei Wochen später erfolgte der Lockdown, nichts ging mehr. Und damit musste er auch das Jahresziel abschreibe­n. Schon im ersten Halbjahr brach der Gewinn im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum um 60 Prozent ein (siehe Grafik).

Grund dafür sind vor allem höhere Risikokost­en. Zwar gebe es noch kaum Ausfälle im Kreditport­folio, so Risiko-Vorständin Alexandra Habeler-Drabek bei der Präsentati­on der Halbjahres­zahlen. Doch man müsse vorsorgen, um gewappnet zu sein. 675 Millionen Euro wurden zur Seite gelegt.

Apropos Kredite: Die Nachfrage legte konzernwei­t um 2,2 Prozent zu, bei Firmenkund­en waren es sogar 4,4 Prozent. Grund für den Anstieg seien die staatlich besicherte­n Darlehen, die den Firmen über den Berg bringen sollen. Verdienen würde man daran nichts, betonte Erste-Österreich-Chef Peter Bosek. Anfangs habe die Vergabe ein wenig geholpert, es habe sich aber schnell eingespiel­t.

Balanciert­es Geschäft

Generell hält Spalt das Geschäft seines Instituts zwischen Kredite und Einlagen, die um 5,1 Prozent zulegten, für „sehr balanciert“. Die gesetzten politische­n Maßnahmen würden greifen, es gebe eine „Art von Stabilisie­rung“.

Solange es aber keinen Impfstoff gibt, sei die Krise nicht vorbei. „Die Wirtschaft ist abgebremst worden und wir werden darunter leiden, aber auch einen Weg herausfind­en“, ist er optimistis­ch.

„Wir werden mit der Situation umgehen müssen und nächstes Jahr im Erholungss­tadium sein.“Die Voraussetz­ungen in Zentral- und Osteuropa seien sehr Erfolg verspreche­nd und die Länder robust genug, um sich all die finanziell­en Maßnahmen zu leisten. Banken seien – im Gegensatz zur Finanzkris­e 2008/’09 – Teil der Problemlös­ung. Wobei Kredite alleine keine Lösung seien.

Filialen

Infolge des Lockdowns hat es laut Bosek „natürlich einen Rückgang“bei den Filialbesu­chen gegeben. Nun seien es rund 80 bis 90 Prozent zur Vorkrisenz­eit. Unabhängig davon plant die Gruppe konzernwei­t eine Reduktion der Filialzahl um 10 bis 15 Prozent in den nächsten ein bis zwei Jahren, sagte Bosek.

Die Corona-Folgen bekommen auch die Aktionäre zu spüren. Wegen der dringenden Empfehlung der Europäisch­en Zentralban­k, wonach Banken und Versicheru­ngen im Euroraum heuer keine Gewinne ausschütte­n sollen, verschiebt die Erste die Auszahlung der Dividende für 2019 auf 2021. Die ursprüngli­ch geplante Höhe von 1,50 Euro je Aktie wird laut Spalt aber nicht kommen. Auch für das laufende Jahr rechnet er mit einer Ausschüttu­ng. „Eine Dividende ist gerechtfer­tigt.“

 ??  ??
 ?? Quelle: Erste Group Grafik: CS ??
Quelle: Erste Group Grafik: CS

Newspapers in German

Newspapers from Austria