Der Kalte Krieg taut auf
Das Abkommen zwischen der Bundesrepublik und der Sowjetunion war Grundstein der Entspannung zwischen Ost und West. Erstmals erkannte die BRD die DDR offiziell an
Stalins Terror war Geschichte, und das politische Chaos, das sein Vorgänger Chruschtschow angerichtet hatte, hatte er zu Beginn der 1970er allmählich in den Griff bekommen. Als Herrscher im Kreml verschaffte Leonid Breschnew seinen Landsleuten bescheidenen Wohlstand und Stabilität.
Und diesen Zustand wollte der ohnehin nicht gerade reformfreudige Bürokrat stabil halten. „Dafür aber brauchte er zusätzliches Geld“, erläutert der Historiker und Russland-Experte Stefan Karner. Das einfachste Mittel, an dieses Geld – und dann noch harte Währung aus dem Westen – heranzukommen, war der Rohstoffreichtum der Sowjetunion.
Vor allem die wirtschaftlich boomende Bundesrepublik Deutschland hatte wachsenden Bedarf an Energie – und der konnte mit russischem Erdgas und Erdöl gedeckt werden. Nach Österreich floss bereits seit 1968 russisches Gas über eine Pipeline. „Bonn, wo man den Erfolg Österreichs entscheidende Schritt „Neuen Ostpolitik“.
Die Initiative zu dieser Phase der Entspannung aber sollte vom Kreml ausgehen, das ist die spannende Erkenntnis, zu der Karner und seine Kollegen in jahrelanger Archivarbeit in Moskau gekommen sind. Das soeben erschienene Buch „Entspannung im Kalten Krieg. Der Weg zum Moskauer Vertrag und zur KSZE“taucht tief in diese Epoche ein und zeigt auch die langfristigen Folgen auf. registrierte, benötigte sowjetisches Erdgas“, erläutert Karner, „Moskau aber brauchte Rohre, um Gas liefern zu können, sowie harte DM aus dem Energie-Export. Eine Win-win-Situation.“
Es war also zu einem Gutteil wirtschaftliche
GESCHICHTE Notwendigkeit, die dafür sorgte, dass sich die ZUM
ANSCHAUEN Führung in Moskau mit
Samstag dem Gedanken an politische Jeden Entspannung anfreundete im KURIER – und der wichtigste Partner für diese Entspannungspolitik sollte die Bundesrepublik Deutschland sein. In den Geschichtsbüchern ist dieses erste große Tauwetter im Kalten Krieg unter dem Titel „Neue Ostpolitik“vermerkt. Die von Bundeskanzler Willy Brandt geführte sozialdemokratische Regierung in Bonn war bereit, die DDR, das andere, kommunistische Deutschland anzuerkennen – und damit auch den politischen Status quo im geteilten Europa. Der Moskauer Vertrag vom 12. August 1970 – also vor 50 Jahren – war der erste dieser
Keine Konflikte in Europa
Es waren nicht nur wirtschaftliche Gründe, die Breschnew dazu brachten, diesen Kurs einzuschlagen, sondern auch geopolitische. Die bringt Karner im Gespräch mit dem KURIER prägnant auf den Punkt: „Um sich gegenüber China freizuspielen, konnte Breschnew in Europa keine Konfrontation brauchen. Und um die Prestigeprojekte, Raumfahrt,
Rüstung zu finanzieren, brauchte er zusätzliches Geld. Daher setzte Breschnew auf Entspannung.“
Das markanteste Symbol für diese Entspannung war die KSZE, also die Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa. Erstmals setzten sich Ost und West an einem Tisch zusammen. Mit der 1975 unterzeichneten Schlussakte von Helsinki wurden die Grenzen im geteilten Europa festgeschrieben. Für Breschnew war das ein Triumph. Karner: „Damit sicherte er sein Imperium, den Status quo in Europa ab und söhnte sich mit Bonn aus.“
Die Idee einer Wiedervereinigung Deutschlands, immerhin erklärter Grundsatz der BRDPolitik, sollte so in weite Ferne rücken. Breschnew hatte Grund, sich in Sicherheit zu wiegen.
Der Ostblock erstarrte, die allgegenwärtigen Schwächen – etwa die marode Landwirtschaft und die Konsumgüterindustrie – wurden nicht korrigiert, sondern einzementiert. Was Breschnew gesucht habe, meint Karner, „war Planbarkeit des Alltags für die Menschen innerhalb der Grenzen des Systems.“Doch dieses System sollte auf tönernen Füßen stehen. Die Stabilität, die Breschnew schuf, war auch der Anfang vom Ende des sowjetischen Imperiums 20 Jahre danach.
SPRUCH DES TAGES
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