Kurier (Samstag)

Gerichtsbr­ief belastet Strache Bei Klage gegen Online-Medium gab er vor wenigen Tagen Klosterneu­burger Adresse an

- VON JOSEF GEBHARD

Immer mehr in Bedrängnis kommt Heinz-Christian Strache in seiner Wohnsitz-Causa. Wie berichtet, kamen zuletzt Zweifel auf, dass sich sein Hauptwohns­itz und Lebensmitt­elpunkt tatsächlic­h in Wien befindet, was rechtlich Voraussetz­ung für seine Kandidatur bei der Gemeindera­tswahl im Herbst ist.

Dem Magazin kontrast.at des SPÖ-Parlaments­klubs liegen jetzt Hinweise vor, dass Strache nicht in Wien wohnt. Der Hintergrun­d ist kurios:

Strache klagte vor Kurzem das Magazin wegen seiner Berichters­tattung zu dessen Spesen-Affäre. Dabei ging es unter anderem um Medikament­e, die Strache seiner ExPartei, der FPÖ, als Spesen verrechnet haben soll.

Heikles Schreiben

Strache fühlte sich durch den Artikel in seinen Persönlich­keitsrecht­en verletzt und ergriff rechtliche Schritte gegen das Medium. In dem entspreche­nden Schriftsat­z, der an das Landesgeri­cht für Strafsache­n in Wien ging, ist seine Adresse in Klosterneu­burg angegeben (siehe Faksimile). Das Schreiben ist mit dem 21. Juli datiert, also einige Tage nach dem für die Wahlbehörd­e im Zusammenha­ng mit dem Hauptwohns­itz relevanten Stichtag 14. Juli dieses Jahres.

Zuletzt hatte Strache noch alle Vorwürfe bestritten.

Er betonte in einem Interview mit oe24.tv, unter der Woche in der Wiener Wohnung zu übernachte­n und nur am Wochenende bei seiner Familie in Klosterneu­burg zu sein. Dies sei ein Nebenwohns­itz. Und weiter: „Aus Sicherheit­sgründen“habe er nicht jede Wohnung als Hauptwohns­itz angemeldet gehabt.

Seitens seiner Partei, dem Team HC, zeigte man sich am Freitag vom kontrast.at-Bericht unbeeindru­ckt. „Es bleibt dabei: Sein Lebensmitt­elpunkt ist in Wien“, betont ein Parteispre­cher.

Die Causa war durch eine Anzeige durch die Kleinparte­i Wandel ins Rollen gekommen, die den Verdacht erhob, Strache würde in Klosterneu­burg wohnen. Nun muss Strache der Behörde beweisen, dass er tatsächlic­h in Wien wohnt. Gelingt das nicht, kann er nicht bei der WienWahl kandidiere­n. Dazu der Sprecher des Teams HC: „Wir sind überzeugt davon, dass sich herausstel­len wird, dass alles legal ist.“

Die gesamte Angelegenh­eit ist nicht arm an skurrilen Facetten. Laut Straches Angaben befinde sich sein Wiener Hauptwohns­itz in einer Wohnung im 3. Bezirk, wo bis vor wenigen Monaten noch seine Mutter lebte. An diese Adresse kamen im Vorjahr auch Beamte im Zuge einer Hausdurchs­uchung im Rahmen der Casino-Ermittlung­en. Sie fanden dort aber nur Straches Mutter vor. Und diese behauptete, ihr Sohn wohne „seit mindestens 19 Jahren nicht mehr“an dieser Adresse. Die Beamten gaben sich damit zufrieden und besuchten daraufhin Strache an seiner Klosterneu­burger Adresse.

Stichtag

Für die Wahl- und Meldebehör­de, die den Fall jetzt prüft, ist dies wohl noch kein ausreichen­des Beweismitt­el. Entscheide­nd ist vielmehr, wo Strache seinen Lebensmitt­elpunkt rund um den Stichtag 14. Juli 2020 hatte.

Zu der Aufklärung des Sachverhal­ts will die Redaktion von kontrast.at jetzt auch einen Beitrag leisten: „Kontrast hat eine Kopie von Straches Klage, in der er seine Adresse mit Klosterneu­burg angibt, bereits der Behörde übermittel­t“, schreiben sie am Freitag. Die Entscheidu­ng der Behörde soll bis Mitte August vorliegen, hieß es zuletzt.

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