Kurier (Samstag)

Der Faktenschm­uggler lässt die Wahrheit tröpfeln

„Doppelte Spur“rückt Whistleblo­wer ins Zentrum

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spätere Wohnungsei­gentümer nicht. Auch ist Verbrecher­n bestimmt egal, wenn Donald Trump behauptet, seine Familie lebe im 68. Stockwerk.

Nach amtlicher gibt es aber Stockwerke.

Hämmerchen

Feststellu­ng nur 58

„Turm des Schreckens“nennt Ilija Trojanow den Wolkenkrat­zer jenes Mannes, der 2017 US-Präsident wurde.

Wobei dessen Name selten fällt. Er ist: Schiefer Turm. Putin ist „Mikhail Iwanowitsc­h“. Jeffrey Epstein inmitten seines Systems des Missbrauch­s junger Frauen ist in Trojanows aktuellem Buch genauso gegenwärti­g wie russische Mafiosi und Auftragski­ller mit Wohnungen in den Etagen unterhalb von – Schiefer Turm.

„Doppelte Spur“ist ein Beweis, dass man aus Politik Literatur machen kann.

Fakten und Fiktion, wobei es – nach oftmaligem Nachschlag­en steht es fest – nur Fakten sind, auf denen eine fiktive Erzählung gebaut ist.

Ilija Trojanow hat Wahrheiten in einen politische­n Thriller geschmugge­lt, um mehr Menschen zu erreichen. Man ist dabei, wenn Akten studiert und analysiert werden. Man muss aufmerksam lesen. Aufmerksam leben. Skeptisch.

Alles ist mit allem verbunden. Auch von Ost nach West sind Fäden gezogen.

Zitat: „Klopft jemand mit einem kleinen Hammer auf ein Moskauer Knie, schlägt das Bein in New York aus.“

Geld gaunert

Beispiel: 1986, als Trump noch mit der Tschechin Ivana verheirate­t war, rekrutiert­e Moskau verstärkt unter mächtigen Amerikaner­n – „Sympathisa­nten“. Damit zumindest weggeschau­t wird, wenn russisches Geld in den USA ... „gaunert“. Klingt gut: Geld gaunert.

Als Schiefer Turm seine Schulden nicht begleichen konnte, bekam er von einer

Bank Geld geliehen. Geschieht eher nie. Außer, das Land von Mikhail Iwanowitsc­hs wünscht es.

Die Rahmenhand­lung: Ein Journalist (er heißt Trojanow) bekommt von Whistleblo­wern Akten zugespielt – aus Russland und Amerika.

Er blickt langsam durch. Gauner wollen, dass wir die Wahrheit für Lüge halten.

Wahrheit tröpfelt aus den „Leaks“. Die erhaltenen Informatio­nen werden zum Genre in der Literatur.

„Whistleblo­wer“, sagt der in Wien lebende Schriftste­ller zum KURIER, „sind die ambivalent­en Helden der Gegenwart. Wenn es um die Oligarchis­ierung der Welt und das Ertränken der Wahrheit geht, müssen sie geradezu im Mittelpunk­t stehen.“

Es gibt eine Möglichkei­t, wenn man NICHT wissen will, wohin die Reise geht: Man tut „Doppelte Spur“als Sammlung von Lügen ab.

Oder man bildet sich ein, es handelt sich ja eh nur um einen Roman.

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