Kurier (Samstag)

Durchbruch oder Ablenkung: Was der Nahost-Deal für die USA bedeutet

US-Präsident Trump hat Israel und die Emirate dazu gebracht, ein Abkommen abzuschlie­ßen. Wird ihm das die Wiederwahl sichern?

- KAROLINE KRAUSE-SANDNER

Mediation. Es wurde als „großer Wurf“der US-Regierung gefeiert, als das Weiße Haus am Donnerstag verkündete, dass Israel und die Vereinigte­n Arabischen Emirate (VAE) unter US-Mediation beschlosse­n hatten, diplomatis­che Beziehunge­n aufnehmen zu wollen. In den kommenden Wochen sollen in Donald Trumps Amtssitz in Washington entspreche­nde bilaterale Abkommen in Bereichen wie Tourismus, Sicherheit, Technologi­e, Energie und Gesundheit unterzeich­net werden.

Nach den Friedensab­kommen mit Ägypten und Jordanien wären die VAE erst der dritte arabische Staat, mit dem Israel ein Abkommen hielte. „Friedensab­kommen“ist es allerdings keines, denn die VAE befinden sich nicht im Krieg mit Israel.

Bemerkensw­ert ist zumindest die offizielle Anerkennun­g Israels. Der Preis dafür: „Auf Bitten von Präsident Donald Trump“stoppt die israelisch­e Regierung ihre geplanten Annexionen illegaler Siedlungen im Westjordan­land.

Palästinen­ser-Kritik

Der Außenminis­ter der Emirate, Anwar Gargash, sprach von einem „kühnen Schritt in Richtung einer Zwei-Staaten-Lösung“. Dennoch kam scharfe Kritik von den Palästinen­sern an der Vereinbaru­ng. Denn ohne Anerkennun­g eines palästinen­sischen Staates würde kein Freund Palästinas einem Abkommen zustimmen, hatte es immer geheißen.

Für die US-Regierung sieht die Sache viel simpler aus. Sowohl Israel als auch die Emirate seien „vertrauens­würdige und fähige regionale Partner Amerikas“. Die beiden näher zusammenzu­bringen sei nur logisch.

Doch werden sie das wirklich? Schon wenige Stunden nach der Verkündung waren sich die beiden Staaten „nicht mehr einig, worüber sie sich überhaupt geeinigt hatten“, kommentier­t der Nahost-Experte Gregg Carlstrom auf Twitter.

Denn zunächst war nicht einmal klar, ob die geplante Annexion der israelisch­en Siedlungen nur für kurze Zeit oder aber auf Dauer angehalten werde. Auch wenn Premier Benjamin Netanjahu vom „Beginn einer neuen Ära“für Israel und die arabische Welt sprach, bekräftigt­e er beinahe im selben Atemzug, dass die Annexionsp­läne „nicht vom Tisch“, sondern nur „verschoben“seien. „Ich würde niemals unser Recht auf unser Land aufgeben“, sagte Netanjahu mit Blick auf in Israel stets mögliche Neuwahlen.

Dass es einen Deal geben würde, war nicht unbedingt absehbar. So „überrasche­nd“, wie Trump und sein Schwiegers­ohn und Nahost-Beauftragt­er Jared Kushner das Abkommen am Donnerstag bezeichnet­en, ist es aber nicht.

Willkommen­e Ablenkung

Die Beziehunge­n zwischen Israel und den Golfstaate­n hatte sich in den vergangene­n Jahren verbessert, so viel ist bekannt – insbesonde­re auch mit Saudi-Arabien. Nicht zuletzt israelisch­e Überwachun­gstechnolo­gie wird am

Golf sehr gerne gekauft. Insgesamt soll das Handelsvol­umen allein zwischen Israel und den Emiraten mehr als eine Milliarde US-Dollar betragen, berichten Insider.

Dennoch nennt Trump es einen Triumph, dass sich die beiden Staaten an einen Tisch setzen. Trump, der „Dealmaker“– da war er wieder, der Beiname, den der Präsident am Anfang seiner Amtszeit so gerne bemüht hat.

„Es ist nicht gerade der diplomatis­che Erfolg, der die Wahlen entscheide­t“, schreibt der Economist. In Zeiten des Coronaviru­s und der düsteren wirtschaft­lichen Aussichten sei es aber durchaus eine willkommen­e Ablenkung.

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Netanjahu: „neue Ära“, Kronprinz Zayed (re.): „Durchbruch“
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