Amore in der Stadt
Aperitivo. Warum das Dolce Vita in Wien Einzug gehalten hat – und nicht mehr wegzudenken ist
Es gab eine Zeit in Wien – und das ist noch gar nicht so lange her –, da haben nur Hartgesottene Negroni getrunken. Oder ausgewiesene Italien-Fans.
Diese Zeit ist nun vorbei. Der Aperitivo hat Einzug in Wien gehalten. Und ist nicht mehr aus der Stadt wegzudenken. Aber warum eigentlich? Und wie ist es dazu gekommen?
Einer, der es wissen muss, ist Peter Friese. Im Oktober des Vorjahres hat der Chef des Schwarzen Kameel die Bar Campari eröffnet. Und das nicht ohne Grund. Denn schon im Sommer 2016 hat Friese ein Campari-Pop-upLokal eröffnet. Und dieses Lokal hat so eingeschlagen, dass die Chefs von Campari in Italien extra nachgefragt haben, was denn da los sei, in Wien – und mit den Wienerinnen und Wienern.
Denn die waren ganz wild auf den Aperitivo. Auf die Getränke, die davor jahrelang nur ihre eigene Elterngeneration getrunken hat. Campari Soda oder Orange, Negroni, Averna Sour. Und das, was den Aperitivo eigentlich ausmacht: Die kleinen Happen zum Essen dazu. Den Tintenfischsalat, die gegrillten Zucchini und Melanzani, das Focaccia, die Oliven und gesalzenen Mandeln.
„Das war ein Riesenerfolg, ein echter Knaller“, sagt Friese. Ihn selbst habe das am meisten überrascht, sagt er. Die Italiener seien „bass erstaunt“gewesen, wie viel Negroni die Wiener gekippt hatten. Negroni – das ist – neben Aperol und Campari – das Aperitivo-Getränk schlechthin. Er besteht aus jeweils 3 Zentilitern Gin, rotem Wermut und Campari.
Aber warum gab es da plötzlich in Wien Nachfrage nach etwas, das zwar ganz typisch für die italienische Esskultur ist, aber sicher nicht für die österreichische?
„Da gab es eine Sehnsucht, zu 100 Prozent“, sagt
Friese. Viele kennen den Aperitivo aus dem ItalienUrlaub.
Und, sagt Matteo Paone, viele vermissen den Aperitivo in Zeiten von Corona, in denen manche gar nicht auf Urlaub fahren, noch mehr. Im November des Vorjahres hat Paone das „Vineria“eröffnet, ein kleines Alimentari in der Kirchengasse in Neubau, in dem man sich auch zum Apericini treffen kann. Der Apericini, das ist quasi die nächst höhere Stufe zum
Aperitivo. Das Trinken und Essen direkt vor dem Abendessen. Das funktioniere in Österreich auch, weil das ja eben viele schon aus dem Urlaub kennen. Und Snacks zum Trinken, die haben hierzulande ohnehin vielen gefehlt.
Wien-Triest
Und so viel Unterschied ist dann auch nicht zwischen Wien und Triest. Klimamäßig schon länger nicht mehr und auch nicht, wenn man in der Bar Campari im Gastgarten sitzt, mitten in der City. Keine zwei Minuten Fußweg vom Schwarzen Kameel entfernt hat Peter Friese seine Aperitivo-Bar eröffnet. Weil das Pop-up-Lokal eine fixe Bleibe verlangt hat – nach dem Erfolg im Sommer.
Die Bar könnte italienischer fast nicht sein. Der Innenarchitekt: ein Italiener. Das Essen: italienisch – natürlich –, aber sogar die Kellner kommen zum Teil aus Italien. Das schaffe schließlich gleich ein anderes Gefühl.
Zum Aperitivo trifft man sich von Montag bis Samstag, so ab 16 Uhr. Am Mittwoch gibt’s italienische Live-Musik, am Freitag legt ein DJ auf. Wonach die Wienerinnen und Wiener besonders verlangen? Campari Seltz (ein Campari Soda mit einem besonders sprudelnden Soda, das schäumt), Garibaldi (Campari Orange) und Negroni. Natürlich.