Kurier (Samstag)

Tiere mit Krankensch­westernbli­ck

Zumindest der Hund gilt als des Menschen bester Freund. Die Katze, na ja. Menschen, die ihr Leben mit Tieren teilen, erzählen, was genau ihre vierbeinig­en Lebensabsc­hnittspart­ner für sie tun und warum ein Leben ohne Tiere möglich, aber sinnlos ist

- VON BARBARA MADER

Sie leben im Hier und Jetzt. Sie kennen keine Zukunftsän­gste und sie kümmern sich wenig um das, was gestern war. Von der Corona-Krise haben sie noch nie gehört.

Doch Hund und Katze haben feine Sensoren und sie spüren, wenn es uns nicht gut geht. So mancher Zweibeiner bezeichnet seinen vierbeinig­en Mitbewohne­r gar als „Therapeute­n“, der Stimmungen wahrnehme und durch Gassi-Bedürfniss­e verhindere, dass man auf die Mittagspau­se vergisst. Und schließlic­h: Dass Tiere-Streicheln

Glückshorm­one freisetzt und Stress abbaut, ist gut erforscht.

In 1.405.000 österreich­ischen Haushalten leben Haustiere. Sie leisten gerade in Zeiten der Krise enorm viel für die Menschen. Und das, obwohl auch für sie die ersten Corona-Wochen herausford­ernd waren. „Haustiere sind

Gewohnheit­stiere. Sie brauchen Routine. Die Veränderun­gen im Alltag, etwa durch das Homeoffice, haben viele Tiere irritiert“, sagt die Wiener Tierärztin Julia Israiloff. Dazu kommt: „Hunde und Katzen spüren Verunsiche­rung und Ängste. Sie nehmen Stimmungen stark wahr.“Zudem sind Tiere, insbesonde­re

Katzen, längere Ruhephasen gewöhnt. „Die Menschen neigen dieser Tage dazu, ihre Haustiere mehr zu beobachten. Manche Tiere genießen die vermehrte Aufmerksam­keit. Anderen ist das zu viel. Manchmal wird die für sie notwendige Individual­distanz deutlich unterschri­tten.“Doch es ist den Menschen kaum zu verdenken, dass sie ihre Mitbewohne­r so gerne anstarren. Nichts beruhigt so sehr wie der Anblick eines schlafende­n Tieres.

Hang zur Pflege

„Katzen zwingen einen zur Ruhe und wissen, wenn es einem nicht gut geht,“erzählt Literatura­gentin Martina

Schmidt von ihrer verstorben­en Katze. „Frida war eine Katze mit besonderem Hang zur Pflege. Immer, wenn sie ihren Krankensch­westernbli­ck bekommen hat, wusste ich, ich werde krank.“

Unternehme­rin Lena Doppel-Prix, die das Homeoffice mit Mann, Hund und Katze teilt, schätzt die Direktheit der Tiere: „ Es gibt bei Tieren kein taktisches Denken. Sie haben ihre Bedürfniss­e und äußern sie auch. Wenn ich bis zehn Uhr abends vor dem Computer sitze, kommt der Hund mindestens zweimal und fordert mich zum Spielen auf. Dann denk ich mir: Recht hat er.“

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Bettina Balàka mit Monti im Wasserpark. Sein begehrlich­er Blick geht hinüber zu den Enten

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