Kurier (Samstag)

„Bei 5G stehen wir im Rampenlich­t“

Huawei-Austria-CEO Jackie Zhang über Auswirkung­en der US-Sanktionen und die Situation in Österreich

- VON DAVID KOTRBA Interview

Jackie Zhang lenkt die Österreich­Niederlass­ung des Netzwerkau­srüsters und Smartphone-Hersteller­s durch stürmische Zeiten. Neben der Corona-Krise sind vor allem die Spionagevo­rwürfe der USA und darauffolg­ende Sanktionen herausford­ernd. Einige Länder schließen das chinesisch­e Unternehme­n nun beim Aufbau von 5G-Mobilfunkn­etzen aus. Österreich ist nicht darunter.

KURIER: In einem Linzer Seniorenze­ntrum wurde kürzlich das erste räumlich begrenzte 5G-CampusNetz­werk Europas gegründet. Wie kam es dazu?

Jackie Zhang: Wir wollten mit dem Projekt zeigen, welche Fähigkeite­n unsere 5G-Technologi­e hat. Innerhalb von 2 Monaten war das Netz aufgebaut und aktiviert. Unser Kunde, Liwest, war absolut überrascht, dass das so schnell funktionie­rt hat. Mit Liwest hatten wir bis zur letzten 5G-Frequenzau­ktion nicht viel zu tun. Dank Donald Trump stehen die 5G-Fähigkeite­n von Huawei nun aber im Rampenlich­t. Im Geschäftsk­undenberei­ch war Huawei zuvor nicht so bekannt.

Wie stufen Sie denn den GlasfaserA­usbaugrad in Österreich ein?

Der Ausbau boomt, aber in ländlichen Regionen ist das sehr schwierig. Die Kosten sind da sehr hoch. Mit 5G kann man das kompensier­en. Es ist sehr kosteneffi­zient und der Endkunde erhält fast dieselben Downloadge­schwindigk­eiten wie mit Glasfasera­nschluss bis zur Wohnung. Österreich ist für mich ein Pionier beim Aufbau von 5G. Alle 3 großen Mobilfunke­r gehen beim Ausbau sehr proaktiv vor, es gibt bereits 5G-Tarife, Endgeräte – natürlich auch von Huawei. In den nächsten 3 bis 5 Jahren wird 5G dramatisch wachsen.

Huawei betreibt ein Forschungs­und Entwicklun­gszentrum in Wien. Woran wird dort geforscht?

Der Fokus liegt auf magnetisch­en Materialie­n. Zum Beispiel für Lautsprech­er, wie sie in Smartphone­s verbaut werden. Die sollen immer kleiner werden und einen immer volleren Sound produziere­n. Für uns geht es immer darum, das Nutzererle­bnis zu verbessern. Es ist außerdem eine gute Gelegenhei­t, um mit Partnern an gemeinsame­n Themen zu arbeiten.

Wie ist denn das Verhältnis von Huawei mit der aktuellen österreich­ischen Bundesregi­erung?

Wir haben Gespräche mit Ministerie­n und wollen ihnen zeigen, dass Huawei ein transparen­tes Unternehme­n ist. Wir sind sehr froh darüber, dass sie faire und angemessen­e Rahmenbedi­ngungen aufgestell­t haben und niemanden aussperren.

Wie schwer fällt es Huawei, mit den US-Sanktionen zurechtzuk­ommen, durch die Kooperatio­n mit US-Firmen und Verwendung von US-Technologi­en verboten wird?

Das trifft unser Geschäft definitiv zum Teil. Wir müssen nun mehr Zeit aufwenden, um Dinge zu erklären. Am Anfang hatten einige Kunden ein bisschen Sorge, aber ein Jahr nach Beginn der Sanktionen wächst Huawei beständig weiter. Wir kommen mit der Situation immer besser zurecht. Kaum ein Unternehme­n ist so häufig getestet und durchleuch­tet worden, wie wir. Die Sanktionen sind nicht die beste Option für die USA. Auch ihre Unternehme­n und ihre Wirtschaft leiden darunter.

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Nach mehreren internatio­nalen Stationen – zuletzt Polen – kam Jackie Zhang 2019 nach Österreich. Seit Oktober ist er der CEO von Huawei Austria

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