„Bei 5G stehen wir im Rampenlicht“
Huawei-Austria-CEO Jackie Zhang über Auswirkungen der US-Sanktionen und die Situation in Österreich
Jackie Zhang lenkt die ÖsterreichNiederlassung des Netzwerkausrüsters und Smartphone-Herstellers durch stürmische Zeiten. Neben der Corona-Krise sind vor allem die Spionagevorwürfe der USA und darauffolgende Sanktionen herausfordernd. Einige Länder schließen das chinesische Unternehmen nun beim Aufbau von 5G-Mobilfunknetzen aus. Österreich ist nicht darunter.
KURIER: In einem Linzer Seniorenzentrum wurde kürzlich das erste räumlich begrenzte 5G-CampusNetzwerk Europas gegründet. Wie kam es dazu?
Jackie Zhang: Wir wollten mit dem Projekt zeigen, welche Fähigkeiten unsere 5G-Technologie hat. Innerhalb von 2 Monaten war das Netz aufgebaut und aktiviert. Unser Kunde, Liwest, war absolut überrascht, dass das so schnell funktioniert hat. Mit Liwest hatten wir bis zur letzten 5G-Frequenzauktion nicht viel zu tun. Dank Donald Trump stehen die 5G-Fähigkeiten von Huawei nun aber im Rampenlicht. Im Geschäftskundenbereich war Huawei zuvor nicht so bekannt.
Wie stufen Sie denn den GlasfaserAusbaugrad in Österreich ein?
Der Ausbau boomt, aber in ländlichen Regionen ist das sehr schwierig. Die Kosten sind da sehr hoch. Mit 5G kann man das kompensieren. Es ist sehr kosteneffizient und der Endkunde erhält fast dieselben Downloadgeschwindigkeiten wie mit Glasfaseranschluss bis zur Wohnung. Österreich ist für mich ein Pionier beim Aufbau von 5G. Alle 3 großen Mobilfunker gehen beim Ausbau sehr proaktiv vor, es gibt bereits 5G-Tarife, Endgeräte – natürlich auch von Huawei. In den nächsten 3 bis 5 Jahren wird 5G dramatisch wachsen.
Huawei betreibt ein Forschungsund Entwicklungszentrum in Wien. Woran wird dort geforscht?
Der Fokus liegt auf magnetischen Materialien. Zum Beispiel für Lautsprecher, wie sie in Smartphones verbaut werden. Die sollen immer kleiner werden und einen immer volleren Sound produzieren. Für uns geht es immer darum, das Nutzererlebnis zu verbessern. Es ist außerdem eine gute Gelegenheit, um mit Partnern an gemeinsamen Themen zu arbeiten.
Wie ist denn das Verhältnis von Huawei mit der aktuellen österreichischen Bundesregierung?
Wir haben Gespräche mit Ministerien und wollen ihnen zeigen, dass Huawei ein transparentes Unternehmen ist. Wir sind sehr froh darüber, dass sie faire und angemessene Rahmenbedingungen aufgestellt haben und niemanden aussperren.
Wie schwer fällt es Huawei, mit den US-Sanktionen zurechtzukommen, durch die Kooperation mit US-Firmen und Verwendung von US-Technologien verboten wird?
Das trifft unser Geschäft definitiv zum Teil. Wir müssen nun mehr Zeit aufwenden, um Dinge zu erklären. Am Anfang hatten einige Kunden ein bisschen Sorge, aber ein Jahr nach Beginn der Sanktionen wächst Huawei beständig weiter. Wir kommen mit der Situation immer besser zurecht. Kaum ein Unternehmen ist so häufig getestet und durchleuchtet worden, wie wir. Die Sanktionen sind nicht die beste Option für die USA. Auch ihre Unternehmen und ihre Wirtschaft leiden darunter.