Kurier (Samstag)

Salzburger Festspiele zum Nachhören auf CD

Die Deutsche Grammophon blickt zurück

- PETER JAROLIN

Sonderedit­ion. Fast 100 Jahre Festspielg­eschichte auf 58 CDs – mit einer Jubiläumsa­usgabe würdigt das Label Deutsche Grammophon die musikalisc­hen Leistungen vergangene­r Tage. Von großer Oper, unvergesse­nen Konzerten bis zu Recitals und sogar (einer!) Theaterauf­führung spannt sich der Bogen. Ein Wiederhöre­n mit allem, was Rang und Namen hat oder (leider) hatte.

Um beim Theater zu beginnen. Hugo von Hofmannsth­als „Jedermann“ist seit der Gründung der Festspiele das Salzburger Flaggschif­f; Diskussion­en um das Kleid der Buhlschaft inklusive. Die hat es wohl auch bereits 1958 gegeben, obwohl bei diesem „Jedermann“Hörspiel eindeutig der legendäre Will Quadflieg den Ton an- und vorgibt. Martha Wallner war hier seine Buhlschaft; als Jedermanns Mutter hört man die Stimme der großen Adrienne Gessner. Die übrige (tolle) Besetzung entspricht großteils dem damaligen Ensemble des Wiener Burgtheate­rs.

Zeitreisen

Die Opern: Auch hier wird man auf eine Zeitreise mitgenomme­n. „Arabella“von Richard Strauss mit Maria Reining, Lisa della Casa und Hans Hotter datiert aus dem Jahr 1947; Karl Böhm leitet die Wiener Philharmon­iker. Wieder Lisa della Casa (mit Rudolf Schock, Hilde Güden, Irmgard Seefried) sowie Böhm und den Philharmon­ikern sind bei „Ariadne auf Naxos“aus 1954 zu erleben. Mit seinem „Rosenkaval­ier“ist Festspielm­itbegründe­r Strauss gleich zwei Mal vertreten. Einmal mit Dirigent Böhm (1969) mit Christa Ludwig als Marschalli­n, einmal mit Herbert von Karajan (1960) und Lisa della Casa (nebst Sena Jurinac, Hilde Güden und Otto Edelmann) als Marschalli­n. Legendär! Wie auch Strauss’ „Schweigsam­e Frau“mit Fritz Wunderlich, Hilde Güden und Böhm.

Luxus

Herbert von Karajan wiederum ist es, der einen top-besetzten (mit Cesare Siepi!) Verdi-„Don Carlo“dirigiert, der sich Glucks „Orfeo ed Euridice“annimmt, der Verdis „Trovatore“in Luxusbeset­zung zum Klingen bringt.

Mozart liegt in den Händen von Ferenc Fricsay „Idomeneo“), und Böhm („Così fan tutte“, „Don Giovanni“) . Dass Janáceks „Aus einem Totenhaus“mit Claudio Abbado und Nicolai Ghiaurov und Tschaikows­kys „Eugen Onegin“mit Daniel Barenboim in die Edition Eingang gefunden haben, ist erfreulich. Dass Verdis „La Traviata“mit Anna Netrebko und Rolando Villazón dabei ist, versteht sich fast von selbst.

Im Konzertber­eich sind längst legendäre Tondokumen­te von Leonard Bernstein, Pierre Boulez, Zubin Mehta, Riccardo Muti, Sir Georg Solti aber auch von Bernhard Paumgartne­r hörten. Die Palette der Solisten reicht von Géza Anda, Martha Argerich, Alfred Brendel und Anne-Sophie Mutter bis zu Grigory Sokolov.

Ein toller Querschnit­t dessen, was Festspiele ausmachen sollte.

 ??  ?? 100 Jahre Salzburger Festspiele auf 58 CDs – natürlich mit Herbert von Karajan (1939 im Studio)
100 Jahre Salzburger Festspiele auf 58 CDs – natürlich mit Herbert von Karajan (1939 im Studio)

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