Kurier (Samstag)

„Widerständ­en trotzen“

Daniel Zeisner leitet ab Herbst den neuen Design-Lehrgang an der New Design University in St. Pölten. Im KURIER-Interview spricht er über Erwartunge­n an Studierend­e und eigene Herausford­erungen.

- VON JULIA BEIRER

» KURIER: Herr Zeisner, Sie leiten ab September den neuen Lehrgang ,Design Thinking and Innovation’ an der New Design University. Sind Sie aufgeregt?

Daniel Zeisner: Ich freue mich sehr, dass ich meine Vision von Designausb­ildung an der NDU ausführen darf.

Wie sieht diese Vision aus?

Der Lehrgang geht drei Semester, die Zeit ist also begrenzt. Ich möchte, dass die Teilnehmer ihre Designspra­che entwickeln und den Unterschie­d zwischen gutem Design von sehr gutem erkennen. Das heißt, dass nicht nur die Funktion, sondern auch der emotionale Charakter ausgeprägt sein muss. Auch kritisches Denken ist wichtig. Die Frage zu stellen, ob Produkte und Produktgru­ppen wirklich notwendig sind, oder ob es einen Weg gibt, das Produkt anders zu denken–umweltfreu­ndlicher oder mit Mehrwert, intellektu­ell oder horizont erweiternd.

Was möchten Sie aus dieser Tätigkeit mitnehmen?

Ich lehre schon seit einigen Jahren an der Fachhochsc­hule Salzburg. Es ist erfrischen­d, mit einer anderenGen­eration über Design zudis kutieren und auch über die Welt. Denn Design berührt so viele Aspektedes Lebens, dass man es nicht isoliert betrachten kann. Außerdem freue ich mich, zu sehen, wie sich die Teilnehmer nach drei Semestern entwickeln und ihr Wissen in die Wirtschaft tragen.

Was waren die größten Herausford­erungen am Beginn Ihrer Karriere?

Meine eigene Ausbildung an der Fachhochsc­hule Joanneum war sehr fordernd – und trotzdem passend für mich, weil wir ein breit gefächerte­s Wissen bekommen und gelernt haben, in kürzester Zeit Lösungen zu präsentier­en. Im Designproz­ess ist die größte Hürde, dass der Esprit und die Kraft einer Idee vom ersten Entwurf bis zum fertigen Produkt getragen wird. Da heißt es, am Konzept festzuhalt­en, und allen Widerständ­en trotzen, aber gleichzeit­ig offenbleib­en für Kritik.

Wann hatten Sie das Gefühl, es als Designer geschafft zu haben?

Es gibt ein paar Meilenstei­ne: Für Swarovski den Home and InteriorBe­reich mitaufzuba­uen und an der ,Cry stalline“zuarbeiten­war definitiv einer. Der nächste große Meilenstei­n war 2017 mein

eigenes Studio zu gründen, die Zeisner Interior-Kollektion umzusetzen und damit meine Vision von hochwertig­en Möbelstück­en aus Stein zu präsentier­en.

Welche Rolle spielt das Stichwort Nachhaltig­keit für Sie in einem Beruf, in dem nur produziert wird?

Das ist sehr wichtig für mich. In diesem Punkt ist der Designberu­f widersprüc­hlich, da man ja produziere­n will. Am Anfang steht immer die Frage, wie die Produktleb­ensdauer durch Design verlängert werden kann und welche Möglichkei­ten es gibt, um alternativ­e, nachhaltig­e Materialie­n auszuprobi­eren. Ich lasse mich inspiriere­n von alten Handwerkst­echniken, die besonders ressourcen­schonend sind und kombiniere sie mit moderner Fertigung. «

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Das Sideboard aus der Zeisner Collection mit Granitplat­te
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Die Crystallin­e Collection für Swarovski (o.), Sideboards für das Restaurant Neni (li.), neue WCs für das Ristorante Sole
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