Frau mit Destille
GEHT ESSEN
Florenz Die Villa ist nur sieben Kilometer vom historischen Zentrum Florenz’ entfernt, also einen längeren Spaziergang am Arno. Über den spannt sich die berühmte Ponte Vecchio („Alte Brücke“, Bild). Auch berühmt und nahe der Brücke: die Kunstsammlung Uffizien, der David von Michelangelo und die alles überragende Kathedrale Santa Maria del Fiore
Siena Eine Autostunde ist es bis zu einer der schönsten Städte der Toskana: Siena liegt hervorragend auf einem Hügel und bietet damit ständig Blicke über das Land, der Dom (Bild) ist mit seinen schwarz-weißen Marmorschichten eine der bekanntesten Kirchen in Italien. Sehenswert: Das Pferderennen Palio am Piazza del Campo (zweimal pro Jahr)
Pisa
Widdersteinhütte
ÖSTERREICH Vorarlberg
WOLFGANG KRALICEK_AUTOR UND THEATERKRITIKER
Jeder ihrer Gins erzählt eine Geschichte: Vom Pilgern auf dem Jakobsweg zum Beispiel, von Olivenbäumen auf Korfu oder vom schnellen Ristretto im italienischen Café. „Ich versuche, die Erinnerung in Geschmack umzuwandeln“, erklärt Alexandra Ghuneim ihre Philosophie. Ursprünglich kommt sie aus dem Bank-Business. Mittlerweile sind Gin-Brennen und Gin-Tastings ihre Hauptbeschäftigung. Sieben unterschiedliche Gins sind bisher entstanden, am achten tüftelt sie bereits.
So viele? Ja, bekräftigt sie. „Im Gin-Universum darf alles sein. Es ist interessant, zu zeigen, Gin ist nicht nur die Wacholderbeere. Da gibt es so viel mehr an Nuancen.“Viele Barkeeper lieben ungewöhnliche Sorten zum Experimentieren. Für das Trend-Getränk Gin Tonic eignen sich Spezialsorten mit Kaffee oder Olive zwar nicht, findet sie, aber: „Besondere Geschmäcker sind zum Ausprobieren. Man trinkt sie pur oder als Zutat im Cocktail.“
KURIER: Was machen Frauen anders als Männer? Alexandra Ghuneim: Brennen ist auf jeden Fall eine Kunst. Ich glaube schon, dass es da einen anderen Zugang gibt. Die Frauen, die ich in Irland und Schottland kennengelernt habe, erlebte ich mit sehr viel Emotion und Leidenschaft. Männer arbeiten vielleicht analytischer und gehen direkter auf ihr Ziel hin. Frauen denken vielleicht etwas weiter gestreut. Mich wundert nicht, dass ich sieben Gins mache. (lacht)
Warum gibt es so wenige Gin-Macherinnen?
Ich weiß es nicht. In Wien bin ich meines Wissens nach die einzige, in der Steiermark gibt es noch eine Kollegin. Was mich von anderen Gin-Machern unterscheidet: Es gibt nur mich und meine Destille. Ich mache alles selbst, vom Abfüllen bis zum Etikettieren. Pro Jahr brenne ich 1.500 Liter Gin, die Destille fasst 25 Liter.
Wie kam es überhaupt dazu?
Ich war schon Anfang der 1990er-Jahre GinLiebhaberin. Damals hab’ ich halt Beefeater mit Schweppes und Zitrone getrunken. Mein Mann begann vor zehn Jahren mit dem Schnapsbrennen, da hatten wir schon die Destille. Ich habe während eines Schottland-Urlaubs 2018 eine 22-jährige GinMakerin mitten im Moor besucht. Danach hab ich begonnen zu probieren.
Und der Name?
Mein Mann ist Araber. Habibi ist das arabische Wort für mein Schatz, mein Liebling. Es ist in meiner Familie sehr üblich. Deshalb habe ich mich dafür entschieden.
Wie kreiert man einen neuen Gin?
Es dauert, bis man das richtige Rezept findet. Bei manchen gelingt es sehr schnell. Bei meinem BiladiGin mit Minze habe ich fast eineinhalb Jahre gebraucht, bis es für mich gepasst hat. Da habe ich die Erinnerung an erfrischende Minze, Zitrusbäume rund ums Haus meiner Schwiegereltern, an die Zeit mit der Familie meines Mannes.
Was ist das Faszinierende am Brennen?
Es ist die Kunst, aus dem Mazerat den Alkohol herauszufiltern. Für mich reduziert es sich auf die Frage des richtigen Zeitpunkts. Wenn man nicht den richtigen Moment erwischt, kann man das Produkt wegschütten. Das ist sehr heikel: Das Aroma der Zutaten so rausfiltern, dass es auch wirklich im Produkt drin ist. Wenn das der Kunde dann herausschmeckt, ist das für mich der schönste Beweis.
Was unterscheidet Gin von anderen Spirituosen? Gin ist so vielseitig! Ich gebe zu, das ist Wein auch. Auch Whiskeys habe ich viele verkostet. Die sind aber oft sehr torflastig. Aber wenn ich in eine
Bar gehe, gibt es dort Gin in vielen Ausführungen, man kann so viele Nuancen in ein einziges Getränk hineinbringen – und mit wenigen Zugaben ganz viel daraus machen. Ich weiß nicht, ob da viele Spirituosen mithalten können. Gin ist immer ein Abenteuer.
Haben Sie eine Erklärung, warum gerade Gin Tonic so ein Trendgetränk wurde?
Es ist eben der Sommerdrink. Ein Tonic macht den Gin leichter zu trinken. Ich habe in Schottland gelernt, in Relation 1:2, maximal 1:3 zu mixen. Jetzt im Sommer verwende ich auch 200 ml Tonic, es ist halt wahnsinnig spritzig im Sommer. Die Kraft des Gins muss man im Sommer etwas herausnehmen.
Was sind die besten Alternativen zum Tonic?
Es braucht wirklich nicht immer ein Tonic zum Gin. Ein Dirty Martini mit Wermut ist zum Beispiel etwas sehr Schönes. Oder angelehnt an das britische Königshaus, wo das sehr gerne getrunken wird: Gordon’s Gin mit Dubonnet. Auch mit Lillet Rosé harmoniert Gin wunderbar. Ganz wichtig: ist: Unbedingt immer Eiswürfel dazugeben. Sehr gut passt auch, wenn man Gin mit Sirup aufspritzt. Da kann man auch ein Tonic dazu geben. Ich habe erst unlängst meinen Minze-Gin mit Wassermelonensirup aufgespritzt. Dazu einige Melonenstücke – das ergibt eine sehr erfrischende Mischung für einen leichten Sommerdrink.