Kurier (Samstag)

Das Café Bazar

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Als vor 100 Jahren die Salzburger Festspiele gegründet wurden, war das Café Bazar schon fast 40 Jahre da. Und es spricht einiges dafür, dass die Festspiele nicht zuletzt deshalb zur Institutio­n wurden, weil es das Bazar gibt. Sonst fällt mir kein guter Grund ein, ausgerechn­et im Hochsommer nach Salzburg zu reisen, um dort in die Oper, ins Konzert und ins Theater zu gehen. Der „Jedermann“? Ich bitte Sie. Die Philharmon­iker? Spielen eh das ganze übrige Jahr in Wien. Mozart und Richard Strauss? Kann man überall hören. Aber nirgends kann man am Morgen nach der Aufführung ins Café Bazar gehen und dort auf der Terrasse frühstücke­n. Es gibt nichts Besseres. Schon die Lage ist perfekt. Das Bazar befindet sich am rechten Salzachufe­r, wo es etwas ruhiger ist als im vis-à-vis gelegenen Teil der Altstadt mit Getreidega­sse und Festspielb­ezirk. Und die Salzburger Altstadt ist sowieso viel schöner, wenn man selbst nicht drin ist, sondern von außen auf sie schauen kann – entweder vom Mönchsberg herunter oder vom Ufer der Salzach aus, auf der Bazar-Terrasse sitzend. Wenn ich vormittags ins Bazar gehe, bestelle ich immer das „Frühstück sauer“, das aus einem Salzstange­rl mit Butter und zwei Eiern im Glas besteht und in seiner schlichten Delikatess­e nicht zu übertreffe­n ist. Das Einzige, was man daran bemängeln könnte, ist der Name: Sauer ist am „Frühstück sauer“nämlich eigentlich gar nichts.

Ähnlich wie das Café Traxlmayr in Linz oder das Café Central in Innsbruck ist das Café Bazar eine Art exterritor­iales Gebiet: ein Wiener Kaffeehaus im Exil. Für den Wiener Gast besteht der Reiz dieser Lokale auch darin, dass sie in der ungewohnte­n Umgebung etwas Exotisches haben. Dazu kommt das Phänomen, dass Wiener Kaffeehäus­er außerhalb von Wien oft besser sind als das Original. Für das Café Bazar gilt das jedenfalls ganz bestimmt. Man muss schon lange suchen, wenn man in Wien ein vergleichb­ares Etablissem­ent finden möchte. (Und wenn man eines gefunden hat, dann hat es sicher keine Salzach-Terrasse.) Der Oberkellne­r ist streng, aber gerecht. Seine kompetente­n Kolleginne­n und Kollegen sind auch dann noch freundlich, wenn sie in Radlerhose­n erschienen­e Gäste aus dem Lokal kompliment­ieren („Hier bitte keine Sportkleid­ung“). Das Zeitungsan­gebot lässt kaum Wünsche offen, sogar fremdsprac­hige Weltblätte­r liegen auf – logisch, die vielen internatio­nalen Künstlerin­nen und Künstler, die das Bazar ganz selbstvers­tändlich frequentie­ren, wollen ja wissen, was über sie geschriebe­n wird (auch wenn sie das offiziell natürlich nie zugeben würden). Der Duft der frisch gebackenen Mehlspeise­n zieht sich verführeri­sch durch das Lokal. Und anders als in vielen Wiener Kaffeehäus­ern wird im Bazar sogar der Kaffee so zubereitet, dass er schmeckt.

Dass die Salzburger Festspiele heuer trotz allem irgendwie stattfinde­n, haben sie dem bewunderns­würdigen Fanatismus ihrer Präsidenti­n zu verdanken. So unwirklich wie die Aussicht erscheint, dass die Festspiele dereinst ohne Helga Rabl-Stadler auskommen sollen, so schwer kann man sich Salzburg ohne Festspiele vorstellen. Ähnlich unvorstell­bar sind aber auch Salzburger Festspiele ohne Bazar. Dieses ideale Café, in dem nur das Frühstück sauer sein sollte.

NATURSCHAU­SPIEL IM BRIXENTAL

Nach einer Radfahrt von 50 Kilometer durch das bezaubernd­e Tiroler Brixental erreichten wir noch rechtzeiti­g vor einem Gewitterre­gen unser Quartier in Kirchberg. Der Regen begleitet von Blitz und Donner prasselte nieder und bald mischte sich auch die Sonne dazu. Dann spannte sich über die herrliche Landschaft ein grandioser Regenbogen. Was für ein tolles Naturschau­spiel! Auch Regen kann schön sein!

Gertraud und Leopold Gessl, Wien

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