Kurier (Samstag)

Absagen, richtig oder„light“feiern

- JOHANNA ZUGMANN_AUTORIN UND GASTROSOPH­IN

Vorvergang­ene Woche haben wir gleich zwei Einladunge­n ausgelasse­n: Ingrid lud für unsere Freundin Maria, die am Montag Geburtstag hatte, zu einem Grillabend in ihren Garten. Also Maria war es eigentlich gar nicht so recht, dass Ingrid so viel Aufhebens um ihren Geburtstag machen wollte, der nicht einmal ein runder war. Dass es mit „open Air“nichts werden würde, zeichnete sich überdies schon früh ab, als Meteorolog­en einen gründlich verregnete­n Wochenbegi­nn voraussagt­en. Wegen neuerdings entstanden­en körperlich­en Distanzbed­ürfnissen sagte ich frühzeitig ab.

Peter und Karl hatten schon im Jänner ein „Save the date“für ihre im August in Italien geplante Hochzeit ausgesende­t. Auf einem Weingut in der Toskana sollte in Gesellscha­ft von 200 Gästen der Bund fürs Leben geschlosse­n und gefeiert werden. Die beiden hatten bereits den Blumenschm­uck, die Live-Musik und die Fotografin ausgesucht und ihre maßgeschne­iderten Anzüge in Auftrag gegeben. Bis Ende Mai hofften sie noch, dass der Tag aller Tage im August 2020 stattfinde­n würde. Schweren Herzens bliesen sie das Ereignis Anfang Juni ab, entschiede­n sich aber, den bestehende­n Standesamt-Termin wahrzunehm­en. Anschließe­nd sollten Verwandte und engste Freunde bei einem Italiener vorbeischa­uen, nur kurz zum Gratuliere­n und zur Abgabe der obligaten Schampus-Flasche; „Feiern light“also. Wie ich später hörte, blieben diejenigen, die kamen, bis 04.30 Uhr! Auch unser Freund und Nachbar Robert, der heuer topfitte 70 wurde, hatte schon im April darum gebeten, den Termin 5. August vorzumerke­n. Da wollte der herzliche Unternehme­r in den Renaissanc­ehof des Schlosses in seinem Heimatort einladen. Launige Reden, feierliche Blasmusik, originelle Spiele und ausgelasse­ner Tanz waren als Programm angedacht. – Es wäre sicher sehr lustig geworden, aber „Festgäste in Masken, das macht doch nur beim Karneval in Venedig Sinn, oder?“, meinte der vorsichtig­e Jubilar und verschob auf 2021. Ende August hat mein Göttergatt­e Geburtstag. „Gar nicht, es ist ja kein Runder“, antwortete er auf meine Frage, wie er ihn denn feiern wolle. Das sagt der beste Ehemann allerdings jedes Jahr und im letzten Moment will er doch Freunde um sich sehen. Jetzt hat er sich entschiede­n: Er will ein kleines Dinner mit Meeresfrüc­hten. Austern, Vongole, Miesmusche­ln sollen am Speiseplan stehen; auf der Gästeliste nur Freunde, die Mollusken ebenso lieben und darüber hinaus fähig sind, die felsenhart­en Gehäuse der Austern zu öffnen. Letztere Anforderun­g deshalb, weil der Gespons mit den Jahren erfahren hat, dass man beim einsamen Öffnen mehrerer Dutzend „Fines de claire“ganz schön alt werden kann. Und wer will schon seiner Zeit voraus sein, wenn es sich um die eigene Lebenszeit handelt? Also bei dem Anforderun­gsprofil an die Gäste wird sich die Runde auf intime sechs bis acht Personen beschränke­n. Gut so, die können wir drinnen wie draußen „Anschober-korrekt“unterbring­en. – Zum Runden lassen wir es wieder richtig krachen!

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