Corona beim Musikfestival
Regisseur Dornhelm ist an Corona erkrankt. Ein Modellfall für die Kulturbranche
Grafenegg. Ein prominenter Gast war positiv. Was lässt sich aus dem Umgang damit lernen?
Der Ernstfall ist gleich doppelt eingetreten: Ein Regisseur, der gerade dreht, fällt wegen Corona aus. Außerdem hat er wenige Tage zuvor eine Kulturveranstaltung mit äußerst hochrangigen Gästen besucht.
War es das mit den Kulturveranstaltungen? Ein Modellfall für künftige Anlässe.
Wie berichtet, wurde Starregisseur Robert Dornhelm bei einem Routinetest positiv auf das Coronavirus getestet. Der Test fand am Montag statt, sagte die Filmfirma MR-Film, für die Dornhelm gerade „Vienna Blood“dreht. Routinemäßig wurde an diesem Tag die gesamte Filmcrew getestet – einzig Dornhelms Ergebnis kam „schwach positiv“zurück, und zwar am Dienstag.
Am Mittwoch wurde Dornhelm noch einmal getestet – am Abend stand fest, dass er positiv war, diesmal sogar „stark positiv“. Am Donnerstag
wurde er im Spital mit Symptomen behandelt.
Dreharbeiten in CoronaZeiten gleichen einem Hochsicherheitsbereich: Mehrere Sicherheitskreise sorgen dafür, dass das Virus eben nicht eingeschleppt wird – wöchentliche Testungen aller Mitglieder am Set werden durchgeführt.
Bis auf Dornhelm ist bisher niemand positiv, sagt die Filmfirma MR Film.
Bleibt die Frage: Wo hat sich Dornhelm also infiziert?
In Grafenegg, wo am Freitag ein Konzert in einem Platzregen untergegangen war und anschließend 80 Personen bei einem Empfang von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner in einem nahe gelegenen Restaurant zusammen gefunden haben?
Angesteckt
Das ist zumindest nicht ausgeschlossen. Denn dass bei Dornhelm zunächst eine schwache und erst beim zweiten Test eine starke Virenlast festgestellt wurde, ist laut der Wiener Sanitätsdirektion „ein klares Indiz dafür, dass die Erkrankung erst im Laufen war.“Das heißt wiederum, dass Dornhelm eher angesteckt wurde.
Und das könnte in Grafenegg passiert sein – oder aber in seinem privaten Umfeld. „Wir gehen davon aus, dass er nicht Kontakt 0 ist“, heißt es aus der Wiener Landessanitätsdirektion. In dem Fall wäre schon sein erster Test „stark positiv“gewesen.
Noch am Mittwochabend hat die Chefin der Wiener Landessanitätsbehörde,
Ursula Karnthaler, Dornhelms Kontaktpersonen ersten Grades höchstpersönlich informiert, und zwar per Telefon. Und das nicht, weil Dornhelm diese angesteckt haben könnte, sondern weil der Regisseur von diesen den Virus übertragen bekommen haben könnte. Man wollte „Kontakt 0“herausfinden.
Um 20.14 Uhr an diesem Abend des 19. August hat Karnthaler auch die Landessanitätsdirektorin von Niederösterreich, Irmgard Lechner, persönlich informiert, dass bei Mikl-Leitners Empfang eine coronainfizierte Person anwesend war. Sie galt als nicht gefährdet.
Dass die Sanitätsdirektorin selbst diese Anrufe macht, ist absolut unüblich und zeigt, wie brisant die Causa war – und immer noch ist. Denn die Gäste des Empfangs sind allesamt hochrangige und honorige Vertreter von Wirtschaft, Kultur, Politik und Medien.
Nachdem also die niederösterreichische Sanitätsdirektion
am Abend des 19. August von der Wiener Sanitätsbehörde verständigt worden war, dass eine „aktuell an diesem Tag positiv getestete Person auch beim Empfang in Grafenegg zu Gast war“, machte man sich am darauffolgenden Tag – wie immer bei solchen Fällen – auf die Suche nach der möglichen Infektionsquelle.
„Sozial aktiv“
Am Donnerstag schließlich hat Mikl-Leitner einen Coronatest absolviert. Und auch alle Gäste des Empfangs wurden am Donnerstag von der Situation verständigt. Weil sie alle keine Symptome zeigten, wurde ein behördliches Screening der Teilnehmer veranlasst, um einen eventuellen asymptomatischen Virenträger ausschließen zu können, heißt es aus der niederösterreichischen Landessanitätsdirektion.
Der Fall hat noch viele Fragezeichen, zeigt aber eines: Im Ernstfall funktionieren die Abläufe.