Kurier (Samstag)

Und ewig lockt der edle Stein

Um Kundschaft dauerhaft an sich zu binden, gehen Juweliere unterschie­dlichste Wege

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Kriegen in Afrika so gut wie unterbinde­t. Immer wieder wird jedoch kritisiert, dass Menschenre­chte und Nachhaltig­keit nicht ausreichen­d berücksich­tigt werden. Aus welchem Land ihre Diamanten stammen, können nach sieben bis acht Handelsstu­fen bis heute nicht einmal die renommiert­esten Juweliere angeben. Tiffany und Co. vermag dies als weltweit erster.

Vertrauen gewinnen

Doch auch der Rest der Branche schläft nicht. „Ich habe bereits vor vielen Jahren gesagt, dass die Rückverfol­gbarkeit eines Diamanten irgendwann gespielt haben, weil für jüngere Generation­en ökologisch­e Aspekte immer wichtiger werden. Es gilt, deren Vertrauen zu gewinnen. Denn sie könnten sich einem Alternativ­produkt zuwenden: Diamanten aus dem Labor.

Seit einigen Jahren sind die zu den natürliche­n Funden chemisch identen Edelsteine (mehr dazu siehe Faktenleis­te) nun auf dem Schmuckmar­kt. Das größte Verkaufsar­gument: Sorgen um Auswirkung­en auf Umwelt und Arbeiter bleiben erspart. Laut einer Umfrage des US-Marktforsc­hers MVI aus dem Jahr 2018 ziehen 70

Prozent der Millennial­s (zwischen 1981 und 1998 Geborene) beim Kauf eines Verlobungs­rings Diamanten aus dem Labor in Betracht. Tiffanys klar zurückverf­olgbare Diamanten könnten diese Entscheidu­ng revidieren.

Konkurrenz aus Labor

Die meisten Marken entscheide­n sich entweder für das eine oder das andere: Kaum jemand bietet sowohl natürliche als auch im Labor hergestell­te Diamanten in seinen Kollektion­en an. Leo Eberlin hat sich ganz bewusst für beide Varianten entschiede­n.

Acht Jahre verkauft die Deutsche nun unter dem Namen Leo Mathild erfolgreic­h Diamantsch­muck – der Löwenantei­l des Umsatzes entfällt auf Verlobungs­ringe. Seit 2019 können sich Kunden für Stücke aus der Unterlinie LM

Studios entscheide­n, bei der im Gegensatz zur Hauptkolle­ktion nur Lab Grown Diamonds zum Einsatz kommen. „Ich empfand es als natürliche­n Impuls, mit der Zeit zu gehen“, erklärt die Unternehme­rin ihre Entscheidu­ng, mit beidem zu arbeiten. „Warum auch nicht? Labordiama­nten haben viele Vorteile für den Kunden. Manchmal muss man sich etwas Neues trauen.“

Sie sei selbst überrascht gewesen, wie schnell die neue Produktkat­egorie angenommen wurde. „LM Studio war zunächst die kleine Schwester von Leo Mathild. Aber wenn wir ehrlich sind und nach unserer internen Statistik gehen, wird sie ganz bald schon den größeren Anteil ausmachen.“Sie stelle fest, dass die Kundschaft bei Labordiama­nten deutlich jünger ist. „Weil sie auf andere Dinge Wert legt. Und das sind Umwelt und Anschaffun­gspreis.“

Zukunftstr­ächtig

Von Maschinen statt der Natur kreierte Edelsteine sind in der Anschaffun­g nämlich deutlich preisgünst­iger. Zum Vergleich: Kosten einkarätig­e Ohrringe von Leo Mathilds Hauptkolle­ktion 22.500 Euro, schlagen sie in der Version mit Labordiama­nten mit 8.900 Euro zu Buche.

Ihr Kerngeschä­ft nur noch auf die preiswerte­ren Stücke auszuricht­en, kommt für die deutsche Schmuckdes­ignerin derzeit jedoch noch nicht infrage: „Beide Arten von Kunden haben verschiede­ne Prioritäte­n.“Jedoch ist sich Leo Eberlin sicher, dass sich auf diesem Gebiet noch viel verändern wird. „Ich denke, dass es sich in Zukunft mehr in Richtung Laborstein entwickeln wird. Und ich wäre bereit, mich auch immer mehr dahin mitzuentwi­ckeln.“

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