WIR BRAUCHEN NEUE INSELN
Das Zeitalter der großen Entdecker ist längst vorbei. Selbst Fünfjährige finden jedes auch noch so winzige Eiland binnen Sekunden auf Google Earth. Den Menschen, die unseren Planeten für eine Scheibe halten, bleibt immerhin noch die gänzlich unerforschte Unterseite der Erde als weites Feld für Entdeckungen. Das würde allerdings voraussetzen, dass die Flat Earth Society endlich den Rand der Scheibe ausfindig macht. Doch auch unter jenen Erdbewohnern, die mit Gehirnpartikeln ausgestattet sind, gibt es potenzielle Entdecker. Diese abenteuerlustigen Menschen auf der Suche nach den letzten Geheimnissen müssen wehmütig zur Kenntnis nehmen, dass ihre Möglichkeiten begrenzt sind. Wer das Zeug dazu hat, vertieft sich in die Wissenschaft, entdeckt neue Energiequellen, Pflanzen- und Tierarten, hoffentlich auch bald ein Corona-Pulverl. Im Orbit kreisen mehr Satelliten als Taxler auf der Ringstraße. Die Erforschung des Universums ist jedoch kostspielig. Für Durchschnittsbürger sowieso unerschwinglich. Um ehrlich zu sein, für Nicht-Astronomen auch recht fad, weil die Wahrscheinlichkeit gering ist, dass in absehbarer Zeit irgendwelche Aliens mit drei Nasenlöchern eintrudeln. Wohin also mit den überschüssigen Abenteuer-Hormonen? Wir brauchen neue Inseln! Wenn der Neusiedler See weiter Wasser verliert, könnten tatsächlich bald ein paar entstehen. Die Hoffnung, wir würden dort mit dem Tretboot auf Eingeborene stoßen, um ihnen Glasperlen anzudrehen, ist allerdings nur unwesentlich größer als die Chance Österreichs auf den Fußball-Weltmeistertitel. Es ist zum Verzweifeln.