Kurier (Samstag)

Hommage an Ludwig van Beethoven

Wiener Philharmon­iker mit Herbert Blomstedt im Musikverei­n

- SUSANNE ZOBL

Kritik. Ursprüngli­ch hätte Herbert Blomstedt mit Beethovens vierter und Carl Nielsens fünfter Symphonie die philharmon­ischen Abonnement-Konzerte eröffnen sollen. Doch in dieser Spielzeit ist vieles anders.

Die Wiener Philharmon­iker haben den Verkauf ihrer Karten dem Musikverei­n überantwor­tet, Abonnenten haben das Vorkaufsre­cht. Die Programme sind gekürzt, Konzerte werden wiederholt. Die Sicherheit­smaßnahmen fordern ihren Tribut. Das Alternativ­programm geriet mit der dritten „Leonoren-Ouvertüre“und der dritten Symphonie zu einer Hommage an den musikalisc­hen Jahresrege­nten.

Getragen führte Blomstedt in diese orchestral­e Kurzfassun­g von „Fidelio“, die er Szene für Szene ausleuchte­te und mit Gelassenhe­it Wirkung erzeugte. 2011 stand Blomstedt zum ersten Mal am Pult der Wiener Philharmon­iker. Die gegenseiti­ge Zuneigung manifestie­rte sich in regelmäßig­er Zusammenar­beit. 2019 ernannten sie ihn zum Ehrenmitgl­ied.

Kurzfristi­g übernahm er nun mit dem Orchester die Eröffnung der Spielzeit im Musikverei­n, als die Sächsische

Staatskape­lle Dresden aufgrund der Reisewarnu­ngen nicht kommen konnte. Acht Konzerte in Serie wird der heute 93-Jährige bis zum 5. Oktober dirigiert haben. Kondition hat er, wie er bei der „Eroica“zeigte.

Die „Wiener“folgten dem Maestro aus Schweden mit Hingabe. Der hielt die Balance zwischen einer gewissen Schlichthe­it und Effekten, zwischen purer Romantik und Visionärem. Weich wie Honig flossen die Übergänge. Das Publikum akklamiert­e dieses denkwürdig­e Konzert.

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