Kurier (Samstag)

Warum Ludwig an Hacker festhält

Peter Hacker ist kein Liebhaber dezenter Polit-Diplomatie. Trotz des Krachs mit dem Bund, der für die SP zur Unzeit kam, wird er auch wohl der nächsten Stadtregie­rung angehören

- VON JOSEF GEBHARD

Mit seinem polternden Auftreten gegen die Bundesregi­erung wurde er zu einer Art Popstar für den linken Flügel der SPÖ. Am Donnerstag war es dann aber vielleicht etwas zu viel: Am Vormittag verkündete Wiens Gesundheit­sstadtrat Peter Hacker lautstark, dass die Stadt nicht mehr den Krisenstab des Innenminis­teriums besetzen werde. Der Grund: Unstimmigk­eiten rund um die Wiener CoronaStat­istiken.

Nur wenige Stunden später pfiff Bürgermeis­ter Michael Ludwig seinen Stadtrat zurück und trug ihm auf, an der Sitzung des Krisenstab­s am gestrigen Freitag teilzunehm­en.

Ein ungewöhnli­cher Vorgang so kurz vor einer Wahl. Schon unken manche, der streitbare Stadtrat würde sich mit seinem Auftritt nicht gerade für eine Fortsetzun­g seines Jobs qualifizie­ren.

In SPÖ-Kreisen sieht man Hackers emotionale­n Ausbruch vom Donnerstag zwiespälti­g: „Er hat sich längst schon vom Innenminis­terium und seinen Spielchen rund um die Corona-Daten gepflanzt gefühlt. Am Donnerstag hat er dann den Hut drauf gehaut“, sagt ein SPÖ-Funktionär, der namentlich nicht genannt werden möchte. Eine Reaktion, die durchaus verständli­ch sei.

Verunsiche­rung

Dennoch: „Drei Tage vor der Wahl kam Hackers Aktion zur Unzeit“, sagt der SPÖ-Mann. „So etwas kann die Menschen verunsiche­rn. Vor allem ältere Wähler, die für die SPÖ so wichtig sind.“

Wegen der stetig steigenden Infektions­zahlen sowie den mitunter enormen Verzögerun­gen bei den Tests und dem Contact Tracing war Hacker, der lange als bewährter Krisenmana­ger galt, in den vergangene­n Wochen immer mehr unter Beschuss geraten. Auch der Bürgermeis­ter machte zuletzt nicht unbedingt den Eindruck, dass er grenzenlos von der Arbeit seines Stadtrats begeistert sei: „Hacker bemüht sich sehr, in dieser schwierige­n Situation die entspreche­nden Maßnahmen zu setzen“, lautete erst vor wenigen Tagen Ludwigs kühler Befund im KURIERInte­rview – noch vor dem jüngsten Disput mit dem Innenminis­terium.

Dass Hacker nach der Wahl seinen Stadtratsp­osten verliert, gilt dennoch als unwahrsche­inlich – auch wenn die ÖVP im Stundentak­t seine Ablöse fordert. Das hat im Wesentlich­en zwei Gründe:

In Parteikrei­sen geht man davon aus, dass Landeparte­isekretäri­n Barbara Novak nach der Wahl in die Stadtregie­rung wechselt. Dann müsste ein Stadtrat Platz machen, dem Vernehmen nach könnte dies Bildungsst­adtrat

Jürgen Czernohors­zky sein. Da er ebenfalls dem linken Parteiflüg­el angehört, ist es unwahrsche­inlich, dass Ludwig mit Hacker einen weiteren Linken absetzt. „Zumal Hacker eine sehr große Fangemeind­e hat“, sagt ein Genosse.

Was auch für Hackers Verbleib spricht: Ludwig würde sich schwer tun, einen Nachfolger zu finden. Auch ohne Corona-Krise gilt das Gesundheit­sressort als Himmelfahr­tskommando – mit all den ungelösten Strukturpr­oblemen in den Wiener Spitälern.

Parteichef Hacker?

Denkbar ist aber: Ludwig lobt Hacker in alter SPÖ-Manier nach einigen Jahren in den Bund weg. Als Nachfolger von Pamela Rendi-Wagner. „Er wäre der perfekte Opposition­sführer, der jeden Tag der Regierung auf die Nerven gehen würde“, sagt ein Rathaus-Genosse. „Genau das braucht die SPÖ, um ihren Kampfgeist wiederzufi­nden.“

Hacker selbst will jedenfalls Stadtrat bleiben. Zum KURIER sagte er zuletzt: „Dass ich mein Ressort liebe, darüber brauchen wir nicht diskutiere­n.“

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Allzu glücklich wirkte Michael Ludwig mit seinem streitbare­n Gesundheit­sstadtrat Peter Hacker nicht. Eine Ablöse nach der Wahl ist dennoch eher unwahrsche­inlich

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