Kurier (Samstag)

Wahlkampff­inale: ÖVP warnte vor roter Mehrheit, die FPÖ vor der ÖVP

Die Grünen mussten ihre Kundgebung wegen eines Corona-Falls absagen / 380.000 Wiener wollen mit Wahlkarte wählen

- CHS, JG

Wien-Wahl. Der Wahltag wird einer, wie ihn Österreich noch nie erlebt hat: Wer seine Stimme abgeben will, der kann das nur unter strengen Sicherheit­sbestimmun­gen tun. Viele Wiener sind daher auf Nummer sichergega­ngen und haben sich eine Wahlkarte besorgt. Insgesamt wurden exakt 382.214 Wahlkarten ausgestell­t, das sind 1,8-mal so viele wie bei der Wahl 2015. Ein neuer Rekord – mit großen Auswirkung­en: Am Ende des Wahlabends werden bis zu 40 Prozent der Stimmen noch nicht ausgezählt sein.

Auch das Finale des Wahlkampfe­s, das die letzten Parteien am gestrigen Freitag begingen, stand im Zeichen von Corona. Die Grünen mussten

ihre Veranstalt­ung in der Früh kurzfristi­g absagen. Ein Mitarbeite­r in der Parteizent­rale, der für den Straßenwah­lkampf der Partei mitverantw­ortlich war, war positiv getestet worden. Weder Spitzenkan­didatin Birgit

Hebein noch ein anderer Kandidat haben mit der Person Kontakt gehabt, hieß es.

Planmäßig verlief der Vormittag hingegen bei der ÖVP: Spitzenkan­didat Gernot Blümel und Kanzler Sebastian Kurz – beide nach einem Corona-Fall im Kanzleramt unlängst in freiwillig­er Selbstisol­ation – traten vor das handselekt­ierte Publikum.

Die Kandidaten waren via Internet zugeschalt­et und auf einer Leinwand zu sehen. Dazu gab es Grußbotsch­aften der türkisen Landeschef­s anderer Bundesländ­er sowie Einspieler aus den 23 Wiener Bezirken. Sonst war die Inszenieru­ng minimalist­isch. Der Tenor bei der Veranstalt­ung: Die Wähler hätten die Entscheidu­ng „zwischen Rot-Grün und mehr Türkis“, wie es Spitzenkan­didat Blümel formuliert­e.

Blaue ohne Abstand

Gewohnt locker ging die FPÖ bei ihrem Wahlkampf-Finale am Viktor-Adler-Markt mit dem Thema Corona um. Am Boden klebten Karikature­n von Sebastian Kurz mit Pinocchio-Nase und Rudolf Anschober mit Eselsohren. „Halten Sie Abstand zu diesen Herren“, stand darauf. An die Abstandsre­geln hielten sich viele der FPÖ-Fans eher nicht. Lieber schunkelte­n sie zu den Schlagern der John-OttiBand.

Spitzenkan­didat Dominik Nepp wetterte dann gegen die „Corona-Hysterie“und den „Schwachmat­en“Michael Ludwig. Stimmung kam aber erst mit dem Auftritt von Klubchef Herbert Kickl auf, der im Stile des Villacher Faschings loslegte. Etwa gegen den „Warmdusche­r Karl Nehammer“und Blümel, „den jüngsten Demenzpati­enten Österreich­s“. Etwas sanfter dann Parteichef Norbert Hofer, der das Ungarn Viktor Orbans beschwor. Zum Schluss wurden dann aber doch rot-weiß-rote Fahnen geschwenkt.

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Bundeskanz­ler Kurz und ÖVP-Spitzenkan­didat Blümel bestritten das Wahlkampff­inale – die Kandidaten sahen via Livestream zu
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Dominik Nepp wetterte gegen den „Corona-Wahn“

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