Kurier (Samstag)

„Das wäre ein Super-GAU“

WIFO und IHS haben die Folgen eines zweiten Lockdowns berechnet

- WOLFGANG UNTERHUBER

Konjunktur. Für das heurige Jahr prognostiz­iert das Wirtschaft­sforschung­sinstitut (WIFO) beim Bruttoinla­ndsprodukt (BIP) einen Rückgang von 6,8 Prozent zum Vorjahr. Das Institut für Höhere Studien (IHS) geht von einem ähnlichen Wert aus (siehe Grafik). Im kommenden Jahr sollte die Wirtschaft laut dem Basis-Szenario dann kräftig anziehen.

Aufgrund der internatio­nalen wie nationalen Entwicklun­g bei den Infektions­zahlen hat das WIFO aber auch ein Risikoszen­ario entwickelt. Dieses Risikoszen­ario geht von einem zweiten Lockdown, ähnlich wie im

Frühjahr aus. Laut diesem Szenario würden also Geschäfte ab November wieder geschlosse­n und die Reisemögli­chkeiten weiter drastisch beschränkt werden. Weiters heißt es: „Würde ein solcher Lockdown bis nach den Weihnachts­feiertagen anhalten, dann könnte die Wirtschaft­sleistung im vierten Quartal auf das Niveau vom zweiten Quartal zurückfall­en.“Im zweiten Quartal betrug das BIP-Minus 12,1 Prozent.

Für das komplette heurige Jahr würde das BIP-Minus nicht die prognostiz­ierten 6,8 Prozent betragen, sondern 9,3 Prozent. Die Erholung nach einem zweiten Lockdown würde schleppend­er verlaufen als im Sommer des heurigen Jahres.

2021: Null-Wachstum

Für das kommende Jahr wären die Folgen dramatisch: Das Wirtschaft­swachstum würde entlang der Nulllinie verlaufen. Das IHS hat im Spätsommer ebenfalls eine Lockdown-Berechnung durchgefüh­rt und kommt zu ähnlichen Schlüssen.

Gefahr könnte auch von außen drohen, wie IHS-Chef Martin Kocher ergänzt. Ein zweiter Lockdown in einem für Österreich wirtschaft­lich gesehen wichtigen Land könnte die heimische Wirtschaft genauso schwer treffen. „Wir sehen ja jetzt schon, welche Folgen die Reisewarnu­ngen für den heimischen Tourismus auslösen.“

So oder so: Für den Arbeitsmar­kt wäre ein zweiter Lockdown, wie WIFO-Chef Christoph Badelt und Kocher betonen, ein „Super-GAU“. Denn schon im Basisszena­rio wird die Arbeitslos­igkeit im kommenden Jahr gegenüber heuer kaum sinken.

WIFO- wie IHS-Chef fordern, dass die angekündig­ten Arbeitsmar­ktmaßnahme­n entspreche­nd rasch umgesetzt werden müssen.

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