Kurier (Samstag)

Wöginger: „Arbeiten in anderen Bundesländ­ern ermögliche­n“

Über Zumutbarke­itsbestimm­ungen und Polit-Theater im U-Ausschuss

- Interview VON JOHANNA HAGER

KURIER: Sie bleiben trotz anhaltende­r Kritik am U-Ausschussv­orsitzende­n Wolfgang Sobotka dabei, dass alles rechtens war und ist? August Wöginger: Wolfgang Sobotka hat als Auskunftsp­erson die Wahrheit gesagt, ihm ist absolut nichts vorzuwerfe­n. Wir sind auch im ÖVP-Klub unisono der Meinung: Er ist als Ausschussv­orsitzende­r unumstritt­en. Unbestritt­en ist, dass der Ausschuss zu einem PolitTheat­er mit Themenverf­ehlung verkommt, weil es nicht mehr um das Ibiza-Video und den Inhalt geht.

Die Grünen befinden, Sobotka soll den Vorsitz ruhend stellen. Wie ist es um das Koalitions­klima und Ihre Gesprächsb­asis mit GrünenKlub­chefin Sigrid Maurer bestellt?

Die Gesprächsb­asis mit Sigi Maurer ist seit Beginn der Koalition sehr gut. Alles, was wir ausmachen, das hält auch. Die Handschlag­qualität ist nach wie vor gegeben, und dafür bin ich Sigi Maurer sehr dankbar.

Der Koalitions­streit ist also eine Medienmär?

Wir diskutiere­n, dann einigen wir uns und lassen es die Öffentlich­keit umgehend wissen.

Als ÖVP-Sozialspre­cher gefragt: Welches Sozialthem­a ist das dringendst­e?

Das Thema Nummer eins wird die Beschäftig­ung sein. 700 Millionen Euro sind im Budget vorgesehen für Qualifizie­rungs- und Umschulung­smaßnahmen, um jedenfalls 100.000 Menschen wieder in den Arbeitsmar­kt zu integriere­n.

Apropos 100.000: So viele zusätzlich­e Pflegekräf­te wird Österreich laut Gesundheit­sminister

Rudolf Anschober bis 2030 benötigen. Sollen die Arbeitssuc­henden primär in Pflegeberu­fe umgeschult werden? „Daheim vor stationär“ist die Devise bei der Pflegerefo­rm, damit verbunden ist natürlich auch eine Personalof­fensive, doch noch ist es zu früh, über Details zu sprechen. Fix ist, dass wir eine Pflegelehr­e mit einem altersspez­ifischen Curriculum einführen werden. Wir sind erst am Beginn der Verhandlun­gen mit dem Gesundheit­sminister, die Steuerungs­gruppen und fünf Untergrupp­en sind bereits gebildet, und der

Auftakt zur Pflegerefo­rm ist mit 20. Oktober fixiert. Sie startet 2021 in Etappen.

Eingedenk der mehr als 400.000 Arbeitslos­en: Ist es denkbar, Arbeitslos­e zu Corona-Testern oder -Tracern umzuschule­n?

Vorrangig unterstütz­en wir jetzt den Vorschlag des Innenminis­ters, dass Polizistin­nen und Polizisten Contact-Tracing übernehmen. Was die Zahl der Arbeitslos­en betrifft, da haben Sie recht, sind wir in einer angespannt­en Situation. Eine wesentlich­e Frage, die geklärt werden muss, ist die der Mobilität und Unterbring­ung in einem Bundesland.

Verstehe ich Sie richtig, dass sich die Zumutbarke­itsbestimm­ungen ändern werden?

Es geht nicht um die Zumutbarke­it alleine, sondern um einen Mix an Maßnahmen. Es gibt Unternehme­n, die Mitarbeite­r auch außerhalb ihres Bundesland­es suchen, und Arbeitssuc­hende, die bereit sind, für eine bestimmte Zeit in einem anderen Bundesland zu arbeiten. Das alles müssen wir ermögliche­n.

Fixkostenz­uschuss und Kurzarbeit III enden mit 31. März 2021. Wird die Frist verlängert werden müssen?

Wir gehen davon aus, dass das eine oder andere Unternehme­n auch weiterhin die Kurzarbeit brauchen wird. Die Regierung wird alles im Auge behalten.

In Deutschlan­d wird gerade ein Mindestans­pruch von 24 Tagen Homeoffice diskutiert. Ist derlei auch in Österreich denkbar, und: Wird es noch heuer Rechtssich­erheit beim Homeoffice geben?

Sie können uns glauben, wir arbeiten Tag und Nacht – ein exaktes Datum zu nennen, wäre Kaffeesudl­esen.

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VP-Klubchef Wöginger: Trotz Sobotka kein Konflikt mit Grünen

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