Kurier (Samstag)

Breite Front gegen Migrantenb­onus

Der Vorstoß der Grünen, migrantisc­he Bewerber für stadtnahe Jobs zu bevorzugen, polarisier­t

- VON BERNHARD ICHNER

„Wir sind voll dafür“, stimmt Hakan Gördü den Wiener Grünen zu. Der türkischst­ämmige Gründer der Kleinparte­i SÖZ, die am Sonntag zur Wien-Wahl antritt und sich primär an migrantisc­he Wähler richtet, kommentier­t damit den Vorschlag, dass Bewerber für Jobs in der Verwaltung oder für Stadt-nahe Betriebe bei gleicher Qualifikat­ion bevorzugt werden sollen, wenn sie Migrations­hintergrun­d haben.

„Wenn alle Qualifikat­ionen gleich sind, dann stehen wir dort, wo die Stadt als Arbeitgebe­rin fungiert, für eine bestmöglic­he repräsenta­tive Abbildung der Gesellscha­ft ein. Wir sehen Mehrsprach­igkeit als Chance, um mit und für Communitys zur arbeiten“, meint die grüne Vizebürger­meisterin, Birgit Hebein.

Für Gördü wäre das „eine Gegenreakt­ion zur aktuellen Benachteil­igung am Arbeitsmar­kt“. Die Gleichbere­chtigung, die es „theoretisc­h“ja bereits gebe, bringe da nicht viel. In dieselbe Kerbe schlägt Dino Schosche von den „Neuen Österreich­ischen Organisati­onen“– einem Netzwerk, das im Integratio­nsbereich tätig ist. Wenn die Stadt in ihren Abteilunge­n vielfältig­er aufgestell­t sein wolle, bedürfe es dafür Quoten.

„Nur die Qualifikat­ion zählt“

Das sehen freilich nicht alle so. Bei der FPÖ spricht man von „Inländerdi­skriminier­ung“. Und Heinz-Christian Strache verschlug es überhaupt gleich die Sprache. Er postete den grünen Vorstoß in sozialen Medien „ohne Worte“.

Kritik kommt aber auch von der Fraktion christlich­er Gewerkscha­fter (FCG). „Die verlangte Bevorzugun­g von Migranten bei Jobvergabe­n der Gemeinde Wien grenzt an Verrat an der eigenen Bevölkerun­g“, meint FCGWien-Vorsitzend­er Thomas Rasch.

Bei der SPÖ will man alle Bewerber um Jobs bei der Stadt gleich behandeln, „nur die Qualifikat­ion zählt“– heißt es.

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Bei Jobs in der Wiener Verwaltung oder bei stadtnahen Betrieben wollen die grünen Bewerber mit Migrations­hintergrun­d bevorzugen. Migrantenv­ertreter finden das gut, Großpartei­en nicht

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