Kurier (Samstag)

Türkische Lira im freien Fall Minus 80 Prozent in 10 Jahren.

Die Maßnahmen der Notenbank laufen ins Leere

- SH

Der freie Fall der türkischen Lira setzt sich ungebremst fort. Seit Jahresbegi­nn hat die Lira gegenüber dem USDollar fast ein Drittel eingebüßt. Im 10-Jahres-Vergleich beträgt das Minus 80 Prozent. Aktuell geht der Kurs zum Dollar in Richtung acht Lira.

Für viele Unternehme­r des Landes ist die Entwicklun­g auch deshalb fatal, weil sie offene Kredite bei Banken im Ausland haben. Allein in den kommenden zwei Monaten sollen Rückzahlun­gen im Volumen von zehn Milliarden Dollar (8,5 Mrd. Euro) fällig werden. „Eine weitere Abwertung der Lira würde die Bilanzen der Firmen weiter belasten und negative Auswirkung­en auf die Investitio­nsaussicht­en haben“, sagt Ugras Ulku, Chefanalys­t für europäisch­e Schwellenl­änder beim Institute of Internatio­nal Finance (IIF).

Exportgesc­häft

Ausgerechn­et jetzt, wo Investitio­nen nötig seien, um die Produktivi­tät zu steigern, die Arbeitslos­igkeit zu senken und die Exporte anzutreibe­n. Zumindest bei den Exporten hat der Währungsve­rfall auch Vorteile, weil türkische Anbieter ihre Ware so billiger im Ausland anbieten können. Die Kehrseite dabei: Importe werden teurer und treiben damit die Inflation weiter in die Höhe. Derzeit liegt diese bei 11,75 Prozent und damit weit über der von der Notenbank ausgegeben­en 5-Prozent-Zielmarke. Die Kaufkraft sinkt. Die letzte Hyperinfla­tion in der Türkei liegt übrigens erst 17 Jahren zurück.

Es ist nicht so, dass die Notenbank dem Wertverfal­l tatenlos zusieht – die gesetzten Eingriffe am Devisenmar­kt liefen nur ins Leere. Sie haben lediglich dazu geführt, dass die Devisenres­erven dahingesch­molzen sind. Goldman Sachs geht davon aus, dass die Türkei allein heuer fast 80 Milliarden Dollar verbrannt hat, um die Währung zu stützen. Jüngsten Daten zufolge sind weniger als 20 Milliarden Dollar an Reserven übrig.

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