Kurier (Samstag)

Commerzial­bank: Amtshaftun­gsklage kommt noch im Oktober

Republik dürfte wegen Fehlern bei der Bankenaufs­icht auf bis zu 300 Millionen Euro verklagt werden

- MÖCHEL / SCHREIBER / OROVITS

Haftung. Im Konkursver­fahren der Commerzial­bank Mattersbur­g werden jetzt Nägel mit Köpfen gemacht. Wie berichtet, werden die Masseverwa­lter Michael Lentsch und Gerwald Holper eine Amtshaftun­gsklage gegen die Republik Österreich einbringen, weil die Bankenaufs­icht (FMA, OeNB) und die Staatsanwa­ltschaft – trotz präziser Hinweise auf Malversati­onen bei der Commerzial­bank – angeblich versagt haben.

„Wir wollen noch im Oktober das Verfahren nach dem Amtshaftun­gsgesetz in Gang setzen, indem wir ein Anspruchss­chreiben an die Finanzprok­uratur richten. Das wird so gut begründet sein, dass die Republik die Möglichkei­t hat, sich das anzuschaue­n“, sagt Masseverwa­lter Lentsch zum KURIER. „Wenn man beabsichti­gt, die Republik nach dem Amtshaftun­gsgesetz in Anspruch zu nehmen, dann muss man den Rechtsträg­er zur Zahlung

auffordern und der hat dann drei Monate Zeit, das zu prüfen.“

Zehn Jahre zurück

Die Amtshaftun­gsansprüch­e sollen für die vergangene­n zehn Jahre eingeklagt werden. „Die Bank hat 20 Millionen Euro pro Jahr verbrannt und zehn Millionen Euro hat Herr Pucher pro Jahr herausgeno­mmen“, sagt Lentsch. „Wir glauben schon, dass man das als Aufsicht hätte entdecken müssen.“Unterm Strich macht das einen Gesamtscha­den in zehn Jahren in Höhe von 300 Millionen Euro.

Doch es gibt für die Masseverwa­lter noch andere Anspruchsg­egner. „Auch die Vorstände und die Aufsichtsr­äte sind im Fokus“, sagt Lentsch. „Und die Eigentümer-Genossensc­haft der Commerzial­bank haftet für sämtliche Verbindlic­hkeiten der Bank, das übersehen viele.“Diese Eigentümer-Genossensc­haft ist zwar selbst pleite, aber ihre Genossensc­hafter,

ihre Vorstände und die Prüfer der Genossensc­haft dürften von Lentsch und Holper in die Pflicht genommen werden. Die Genossensc­hafter dürften eine Nachschuss­pflicht haben. „Es wird irgendwann die Aufforderu­ng an die Genossensc­hafter gehen, dass sie einzahlen müssen. Das sind relativ viele Leute aus dem Bezirk Mattersbur­g“, sagt Lentsch. Die Genossensc­haft hat 2.959 Mitglieder.

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