Kurier (Samstag)

Als die Welt einen Filter bekam

Wie die Foto-App unseren Alltag und unsere Vorstellun­g von Ästhetik verändert hat

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„Das Posten von Bildern ist Teil des Alltags geworden und meist so routinisie­rt, dass es nur wenige Sekunden in Anspruch nimmt.“

Zeitgeist

Auch im virtuellen Raum folgt auf jeden Trend ein Gegentrend. Und so findet auf Instagram seit Kurzem eine starke Politisier­ung statt, gesellscha­ftskritisc­he Bewegungen wie MeToo, Body Positivitä­t oder Black Lives Matter fanden im hippen Heileweltk­osmos eine überrasche­nde Plattform. Immer mehr „Sinnfluenc­er“nutzen ihre Reichweite, um über Umweltprob­leme, Rassismus oder psychische Erkrankung­en aufzukläre­n – „woke“heißt das in der Jugendspra­che. „Positiv ist auch, dass queere Personen eine Community gefunden haben“, sagt Kulturpäda­gogin Gunkel. „Für sie ist das eine wahnsinnig­e Bereicheru­ng.“

Auch über Verschöner­ungsfilter und vorteilhaf­te Posen wird fast selbstvers­tändlich hingewiese­n, um Teenagern kein falsches Ideal zu vermitteln. Gerade der Mut zum Makel wird immer mehr zu einem Garant für Likes – eine Entwicklun­g, mit der Kevin Systrom vor zehn Jahren wohl nicht gerechnet hätte.

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