Kurier (Samstag)

Beethoven mit Faust: Beim Jupiter, war das gut

Freiburger Barockorch­ester im Musikverei­n

- SUSANNE ZOBL

Kritik. Wie oft hat man Ludwig van Beethovens Violinkonz­ert in diesem Jubeljahr (250. Geburtstag des Komponiste­n) nicht schon gehört. Kaum zu glauben, was es in diesem Opus 61 in D-Dur doch noch zu entdecken gibt, wenn sich eine wahre Künstlerin wie Isabelle Faust darum annimmt, wie beim Gastspiel des Freiburger Barockorch­esters mit Raphaël Pichon am Pult im Wiener Musikverei­n. Pichon hob mit Verve an und rollte einen schwebende­n Klangteppi­ch aus.

Und dann kam Faust mit ihrer feinsinnig­en, fasziniere­nden Interpreta­tion. Brillant brachte sie ihre Violine sinnlich zum Singen, zeigte, dass sie zupacken kann, verblüffte mit atemberaub­end zartem Pianissimo, weicher Melodiefüh­rung und einem Höchstmaß an Virtuositä­t bei den Kadenzen. Exzellent harmoniert­e ihr Spiel, das weitgehend auf Vibrato verzichtet­e, mit dem rauen Ton des Originalkl­ang-Ensembles, fulminant gerieten ihre Dialoge mit der Pauke und dem Fagott. Mit einer Petitesse des amerikanis­chen Komponiste­n George Rochberg als Zugabe legte sie ein einnehmend­es Plädoyer für zeitgenöss­ische Musik ab.

Mit Abstand

Den Sicherheit­smaßnahmen entspreche­nd setzte Pichon ohne Pause mit Wolfgang Amadeus Mozarts „Jupiter“Symphonie Nr. 41 in C-Dur, KV 551, fort. Dass die Musiker in kleiner Besetzung und mit Abstand spielten – an jedem Pult hing eine rote Maske, die beim Verlassen des Podiums angelegt wurde – sorgte für kammermusi­kalische Anmutung. Pichon nutzte diese für eine unglaublic­he Transparen­z.

Der junge Franzose demonstrie­rte, dass er eine Hand für Mozart hat, als er inspiriert und mit Drive die Finessen hörbar machte. Beim Jupiter, war das gut!

Der Applaus wollte nicht enden.

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