Kurier (Samstag)

STYLERIN MIT SINN FÜRS SAMMELN

Die Modedesign­erin Eva Poleschins­ki mag es farbenfroh, hat ein Herz für Souvenirs und liebt es, regelmäßig umzudekori­eren. Der freizeit öffnete sie die Türen für einen Blick in ihr Zuhause.

- Von Alexander Kern (Text) und Jeff Mangione (Fotos)

Wie wohnt eine Frau, die von Berufs wegen Menschen kleidsam in Szene setzt? Als Modemacher­in setzt Eva Poleschins­ki, so heißt es, auf drei Eigenschaf­ten: Der Materialmi­x muss stimmen – sprich spannend sein. Sie steht für Individual­ität – die Facetten jeder Dame, die sie einkleidet, sollen auch von einer großen Robe nicht verschluck­t werden. Und: Die Steirerin hat einen Sinn für Extravagan­z. Ob sich all das wohl auch bei ihr daheim wiederfind­en lässt, innerhalb der eigenen, heimeligen vier Wände? Fern der Modewelt, die gern mit artifiziel­len Schauwerte­n experiment­iert und auf aufsehener­regende Effekte setzt? Wir schauen nach – und klingeln an der Tür ihrer 120 Quadratmet­er großen

Schnitzwer­k: Dieses Holzauto ist ein Souvenir von einer Reise nach Kuba

Altbauwohn­ung in Wien-Alsergrund. Den Mantel im Vorzimmer aufgehängt, marschiere­n wir schnurstra­cks ins Wohnzimmer. Und entdecken da schnell ein Musterbeis­piel schnittige­r Extravagan­z: Ein Gemälde, auf dem eine martialisc­he Micky Maus mit Schwert einem Captain America auf dem Richtblock den Kopf abschlägt. Blutige Gesellscha­ftskritik? Satire? „Schlicht und einfach Kunst“, erklärt Poleschins­ki. Erstanden hat sie das Werk während eines Aufenthalt­s in Kuba. Mit ihrem Mann Oliver, beide waren von Beginn an fasziniert – und zwar gleicherma­ßen vom Bild, wie vom Künstler namens Ernesto, der Ikonenmale­rei gekonnt mit historisch­en Kontexten kombiniert.

Lebendig und bunt soll es sein

Das Insel-Souvenir, das über dem rubinroten Sofa prangt und das Wohnzimmer für sich einnimmt, ist bezeichnen­d für eine Vorliebe Poleschins­kis. Keine Sorge, mit Köpfen hat die nichts zu tun. Aber: Mit ihrem Mann – die zwei sind seit sieben Jahren verheirate­t, sie ist in seine Wohnung zugezogen – verreist sie gerne. Frischt ihre Inspiratio­n auf, entdeckt neue Zugänge zu ihrer Arbeit. Und ersteht vor Ort in Boutiquen oder Galerien oft charmante Kleinode, die später ihre Wohnung schmücken. Der mit einem KelimTeppi­ch bezogene Sessel etwa stammt von einer Reise in die Türkei. Diese mobiliaren Erinnerung­en koppelt sie mit Familienst­ücken wie den grünen Lederfaute­uils, die vonseiten ihres Mannes kommen. Oder einer Standuhr, die sie von einer Oma vererbt bekommen hat. Der Mix macht’s. Und der sollte nicht nur möglichst lebendig ausfallen – eine tibetische Klangschal­e steht hier gleich neben einem Gebilde aus Bergkrista­ll, das gute Energie ausstrahle­n

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