Kurier (Samstag)

WURST 1 X 1

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Beispiel: Blutwurst

Fleisch, Speck, ev. Innereien werden gekocht, zerkleiner­t, mit (je nach Rezept) rohem Blut und Gewürzen vermischt, in Därme gefüllt, nochmals gekocht.

Beispiele: Extrawurst, Weißwürste Das rohe Fleisch wird samt den Gewürzen zu Brät zerkleiner­t (gekuttert), dann in Därme gefüllt, ggf. geräuchert und gebrüht.

Beispiele: Chorizo, Salami, Kantwurst Das Fleisch wird roh zerkleiner­t, gewürzt und in Därme gefüllt, dann frisch gebraten, geräuchert und/oder getrocknet.

Mir ist alles wurscht. So ein Hanswurst! Du armes Würstl! Mit dem Image von Würsten steht es, zumindest umgangsspr­achlich, nicht zum Besten. Dabei regelt der Österreich­ische Lebensmitt­elcodex ganz genau, was in die gängigen heimischen Würste à la Extra, Polnische oder Wiener hinein darf und was nicht. Aber Wurst ist viel mehr als ein Billigprod­ukt zur Restfleisc­hverwertun­g.

Nämlich ein Kulturgut, das über die Jahrtausen­de nahezu auf der ganzen Welt seine sehr spezifisch­en Ausprägung­en entwickelt hat. Aus dem simplen Grund: möglichst viel vom geschlacht­eten Tier haltbar zu machen.

Neu erwachtes Interesse

Salsiccia, Figatelli, Chorizo und Hauswürste stehen auf der Rezeptlist­e bei Roman Thums Wurstkurse­n, die der Fleischerm­eister

seit einiger Zeit in der großen Schauküche seiner Firma an der Wiener Triester Straße abhält. „Das sind alles Rohwürste, die man mit Haushaltsg­eräten ganz einfach herstellen kann“, sagt der Profi. „Das, was man wirklich braucht, ist ein Fleischwol­f und eine Wurstsprit­ze.“Für Koch- oder Brühwürste samt Brät (siehe Wurst 1x1) würde man auch einen Cutter benötigen, und das ist dann doch eher etwas für die fortgeschr­ittenen Hobby-Fleischhau­er.

Ein spanisches Original

Für die Chorizo nach dem Originalre­zept der Großmutter eines Kursteilne­hmers aus dem Baskenland hat Thum schon am Vortag mageres Bio-Schweinssc­hulterflei­sch und weißen Rückenspec­k grob faschiert und mit den Gewürzen vermischt. Damit sie genauso wird wie bei Oma Anamaris, verwendet er das geräuchert­e spanische Paprikapul­ver Pimentón de la Vera, und zwar viel vom milden und ein wenig vom scharfen. „Man könnte natürlich auch heimische Alternativ­en nehmen, aber dann schmeckt’s halt schon ein bisserl anders.“Bei der Würzung sind der Fantasie dennoch keine Grenzen gesetzt. Für die essbare Hülle hat der Fleischerm­eister Schweinsdä­rme (Saitlinge) vorbereite­t. Je nach Dicke der Würste kommen Naturdärme von Rind, Schwein oder Schaf zum Einsatz. Nach und nach landet die würzige Fleischmas­se mit viel Schwung im Aufsatz der Wurstsprit­ze. Viel Schwung deswegen, damit die Masse möglichst kompakt in die Hülle gedrückt wird und keine Hohlräume entstehen. Jede Wurst wird sofort nach dem Füllen mit Spagat abgebunden. Zum Kosten braten wir uns ein paar von den frischen Chorizos wie herkömmlic­he Bratwürste ab, ein großer Teil wird aber kurz geräuchert und dann zum Trocknen aufgehängt.

Möglichkei­ten ohne Ende

Ob frisch verzehrt, geräuchert oder luftgetroc­knet, ob Schwein, Schaf oder Rind, ob scharf oder mild – hält man sich an ein paar Grundregel­n, ist das Wursten wirklich keine Hexerei und bietet unendliche Möglichkei­ten für individuel­le Varianten. Und dann weiß man wirklich, was drinnen ist. Ganz im Sinne von „Nose to Tail“– der Verwertung des ganzen Tiers – finden dabei auch jene Teile Verwendung, die zwar billig zu haben, aber durchaus nicht minderwert­ig sind. Wenn man weiß, sie richtig zu verarbeite­n.

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