Kurier (Samstag)

Ischgls Bürgermeis­ter: „Ich war nicht Behörde“

Werner Kurz ist im Fadenkreuz der Justiz

- Interview

Tirol. Neue Recherchen legen nahe, dass die Tiroler Behörden Anfang März Ischgl zunächst „aus dem Schussfeld“halten wollten und die Lage beschönigt haben. Am Montag wird eine Expertenko­mmission ihr Urteil über politische Verantwort­ungen fällen. Ischgls Bürgermeis­ter ist indes eine von vier Personen, gegen die von der Staatsanwa­ltschaft Innsbruck wegen des Tiroler Corona-Management­s ermittelt wird.

Im Interview sieht er jegliche Verantwort­ung bei den Behörden – also bei BH, Land und Bundesregi­erung – und sagt: „Die Gemeinde hatte in dieser Phase keine Kompetenz.“Ihm wird vorgeworfe­n, eine Verordnung nicht kundgemach­t zu haben.

Tag davor verkündet, dass der letzte Skitag der 13. ist und die Schließung des Skigebiete­s der 14. März ist. Das war in der Verordnung nicht genau kundgemach­t. Wenn wir das am 12. 3. ausgehängt hätten, wäre die Schließung des Skigebiets am 12. 3. gewesen. Nach Rücksprach­e mit der BH hieß es, dass es so, wie der Landeshaup­tmann es kommunizie­rt hat, auszuhänge­n ist.

dass sich das Land rasch bewusst war, dass in Ischgl der Hut brennt. Wann war für Sie dieser Moment?

Der erste Infizierte war mir am 7. März bekannt. Das war dieser Barkeeper im Kitzloch. Für alles andere ist die Behörde zuständig. Das waren die BH, das Land und die Bundesregi­erung. Die Gemeinde hatte in dieser Phase keine Kompetenz.

Wir sind in dieser Epidemieze­it nicht die zuständige Behörde. Wir haben alles nach bestem Wissen und Gewissen umgesetzt, was uns die Behörde vorgegeben hat.

Aber es wurde immer wieder betont, dass einem die Gesundheit von Gästen, Mitarbeite­rn und Einheimisc­hen sehr wichtig ist. Hätte man dann nach solchen Warnungen nicht in Eigenveran­twortung was tun können?

Es tut uns sehr leid, dass sich Gäste bei uns infiziert haben. Es waren nicht nur Gäste und Mitarbeite­r, es war auch die einheimisc­he Bevölkerun­g. Das Virus ist nicht bei uns entstanden. Irgendwer wird es hereingebr­acht haben. Wir sind in dieser Zeit nicht die Behörde.

Wie erklären Sie sich, dass es dem Bezirkshau­ptmann am 8. März offenbar ein Anliegen war, dass man Ischgl aus dem Schussfeld bekommt?

Da müssen Sie ihn selbst fragen. Das weiß ich nicht.

Sehen Sie im Nachhinein Schwachste­llen bei Bund, Land oder BH, wo Sie sagen, das hätten die besser machen müssen?

Ich bin kein Experte. Die haben uns das alles vorgegeben. Und das haben wir nach bestem Wissen und Gewissen umgesetzt.

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Die Isländer
Nachdem am 5. März klar war, dass 14 isländisch­e IschglUrla­uber daheim positiv getestet worden waren, soll der Fokus auf Aussagen Betroffene­r gelenkt worden sein, die eine Ansteckung beim Heimflug vermuteten. Das Land bestreitet das
Das Kitzloch
Nachdem am 7. März die Infektion des Kitzloch-Barkeepers bekannt wurde, hat eine Mitarbeite­rin der Landessani­tätsdirekt­ion im Krisenstab erklärt, dass wahrschein­lich viele Krankheits­fälle im Zusammenha­ng mit der Bar zu erwarten seien. Kommunizie­rt wurde das Gegenteil. Mehr auf kurier.at
Am Montag wird eine unabhängig­e Expertenko­mmission ihren IschglRepo­rt vorlegen Die Isländer Nachdem am 5. März klar war, dass 14 isländisch­e IschglUrla­uber daheim positiv getestet worden waren, soll der Fokus auf Aussagen Betroffene­r gelenkt worden sein, die eine Ansteckung beim Heimflug vermuteten. Das Land bestreitet das Das Kitzloch Nachdem am 7. März die Infektion des Kitzloch-Barkeepers bekannt wurde, hat eine Mitarbeite­rin der Landessani­tätsdirekt­ion im Krisenstab erklärt, dass wahrschein­lich viele Krankheits­fälle im Zusammenha­ng mit der Bar zu erwarten seien. Kommunizie­rt wurde das Gegenteil. Mehr auf kurier.at

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