Kurier (Samstag)

Fußballer trauern um Mordopfer

Das Mordopfer stellte Schmuck für die Fußball-Legenden her

- VON KONSTANTIN AUER UND BIRGIT SEISER

Landstraße. Der ermordete Juwelier stellte Schmuck für Österreich­s FußballLeg­enden her.

Schock und Trauer erreichen nach dem Mord an Juwelier Berthold S. auch die österreich­ische Fußballwel­t. In dieser war das Opfer, das am Mittwoch blutüberst­römt im Eingang seines Geschäfts in der Landstraße­r Hauptstraß­e aufgefunde­n worden war, bestens vernetzt.

Zu seinen Freunden zählten etwa Herbert Prohaska, Toni Polster und Willy Kreuz. Letzteren kannte der 74-Jährige wohl durch seine jahrelange Anhängersc­haft bei Admira Wacker Mödling. In seinem Schmuckges­chäft gingen die Fußball-Stars ein und aus.

Berthold S. war gern gesehener Gast im VIP-Bereich bei Ländermatc­hes und regelmäßig­er Besucher der Weihnachts­feiern des Österreich­ischen Fußballbun­des (ÖFB), wo er bei Tombolas regelmäßig für karitative Zwecke gespendet haben soll. Außerdem

stellte er jahrelang die goldenen und silbernen Ehrenzeich­en, die an ÖFB-Funktionär­e verliehen werden, her.

„Ich bin erschütter­t“

Den Auftrag bekam er vom ehemaligen ÖFB-Generaldir­ektor Alfred „Gigi“Ludwig, der ihn auch persönlich kannte: „Wir sind alle erschütter­t, die ganze Fußballwel­t spricht darüber“, sagt Ludwig zum KURIER.

Erklären könne er sich den Mord nicht, denn der Berthold sei immer „sehr vorsichtig“gewesen. Bei den Fußballern war er beliebt:

Wenn man ihn brauchte, sei er immer mit Rat und Tat bereitgest­anden.

„Ich bin erschütter­t“, sagt auch Toni Polster, der die Familie des Mordopfers besser kennt: „Der Berti war in Fußballer-Kreisen einfach der Juwelier, bei dem man Schmuck gekauft hat“.

In jungen Jahren hätten sich die Fußballer von ihm „Hundemarke­n“mit eingravier­ten Sternzeich­en und mit Namen machen lassen. „Es ist mir unbegreifl­ich, wie man so etwas einem Menschen antun kann“, sagt Polster.

Offene Fragen gilt es auch für die Ermittler noch zu klären. Von den Tätern fehlt jedenfalls jede Spur. Neue Details gab es am Freitag aber zur Todesursac­he: so dürfte Berthold S. durch zahlreiche Schnitt- und vor allem Stichverle­tzungen gestorben sein. Die Tatwaffe wurde noch nicht gefunden. Die Täter dürften das Messer mitgenomme­n haben.

Auch das Motiv bleibt weiterhin ein Rätsel. Ob der 74-Jährige im Zuge eines Raubüberfa­lls getötet wurde oder ob es sich um einen Racheakt gehandelt hat, ist unklar. Auch am Freitag, also zwei Tage nach dem Mord, war die Tatortgrup­pe immer noch damit beschäftig­t, Beweise im Geschäft zu sichern. Deshalb ist noch nicht klar, ob etwas gestohlen wurde. Dazu muss erst die Ehefrau des Opfers ins Geschäft kommen. Zeugenbefr­agungen hätten bisher noch keine nützlichen Hinweise gebracht.

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Im Eingang vor dem Geschäft in Wien-Landstraße wurde der 74-jährige Berthold S. am Mittwoch ermordet aufgefunde­n Prozess.
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Toni Polster kannte den ermordeten „Berti“gut und zeigt sich „erschütter­t“von der Tat

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